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Stadtwerke Görlitz wollen Balkonkraftwerke für jedermann

Gemeinsam mit dem Vermieter Genos und einer Elektrofirma wird ein Gesamtpaket angeboten. Andere Görlitzer Vermieter sehen das Thema Balkonkraftwerke eher skeptisch.

Von Matthias Klaus
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Genos-Prokurist Matthias Mühlberg, Stadtwerke-Projektverantwortlicher Matthias Horschig, der Chef von Elektro-Töpler, Johannes Töpler und Stadtwerke-Chef Matthias Block (v. l).
Genos-Prokurist Matthias Mühlberg, Stadtwerke-Projektverantwortlicher Matthias Horschig, der Chef von Elektro-Töpler, Johannes Töpler und Stadtwerke-Chef Matthias Block (v. l). © Stadtwerke Görlitz

Die wöchentliche Werbung ist voll davon. Kaum eine große Kette bietet sie nicht an, meist zum Online-Kauf: Balkonkraftwerke. Sie sollen zum einen die Versorgung mit elektrischem Strom für den geneigten Bürger zum einen zumindest unterstützen und zum anderen natürlich damit gut fürs Klima sein. Offensichtlich geht der Plan der Hersteller auf.

Im Verhältnis zur Einwohnerzahl ist Sachsen Spitzenreiter mit mehr als 5,19 neuen Anlagen je 1.000 Einwohner - stand März dieses Jahres. Der deutschlandweite Durchschnitt lag bei 3,24. Damit ist Sachsen auch Spitze bei der Gesamtzahl der registrierten Balkonkraftwerke: 6,18 Anlagen je 1.000 Einwohner. Auf Platz zwei folgt dann Mecklenburg-Vorpommern. Deutschlandweit sind inzwischen weit über 400.000 der steckerfertigen Solaranlagen in Betrieb.

Stadtwerke Görlitz wollen mehr Balkonkraftwerke

Die Stadtwerke Görlitz AG springen nun auf diesen Zug auf. In Zusammenarbeit mit der Wohnungsgenossenschaft Görlitz, Genos, und dem Elektrofachbetrieb Elektro Töpler hat sie eine eigene Balkon-PV-Anlage auf den Markt gebracht. "Diese Zusammenarbeit ermöglicht es nun allen Genos-Mietern, von den Vorteilen der Solarenergie zu profitieren", heißt es in einer Pressemitteilung der Stadtwerke.

Die Initiative sei entstanden, nachdem die Genos zahlreiche Anfragen von Mietern bezüglich Balkon-PV-Anlagen erhalten hatte. Um diesen Wünschen nachzukommen, suchte Genos Partner und fand sie in den Stadtwerken Görlitz und Elektro Töpler. Daraufhin entwickelten die Experten der Stadtwerke Görlitz ein Komplett-Paket für dieses Produkt.

Der technische Leiter und Prokurist der Genos, Matthias Mühlberg: "Die Nachfrage nach Balkon-PV-Anlagen ist hoch. Wir freuen uns, dass wir mit diesem Angebot den Wünschen unserer Kunden entgegenkommen und gleichzeitig einen Beitrag zur Energiewende leisten können."

Eigene Anlage in Zusammenarbeit ausgedacht

Matthias Horschig ist Projektverantwortlicher von den Stadtwerken Görlitz. Er sagt: "Die Stadtwerke Görlitz verfügen über umfangreiche Erfahrung im Bereich erneuerbarer Energien. Diese Expertise fließt nun in unser neues Balkon-PV-Angebot ein, von dem unsere Kunden direkt profitieren können."

Die langjährige Zusammenarbeit zwischen den Stadtwerken Görlitz und Elektro Töpler bilde die Grundlage für das Projekt. "Aufgrund unserer bewährten Partnerschaft mit den Stadtwerken Görlitz können wir unsere Dienstleistungen nun auch im Bereich der Balkon-PV-Anlagen anbieten. Wir freuen uns, Teil dieser zukunftsweisenden Initiative zu sein", so der Inhaber von Elektro Töpler, Johannes Töpler.

So sieht ein montiertes Balkonkraftwerk aus, hier ein Symbolbild.
So sieht ein montiertes Balkonkraftwerk aus, hier ein Symbolbild. © dpa

Die Stadtwerke wollen ihr Engagement für erneuerbare Energien in den nächsten Wochen weiter vorantreiben. Nach dem Angebot von Balkon-Photovoltaikanlagen für alle Genos Mieter, würden nun Gespräche mit verschiedenen Wohnungsverwaltern in der Region geführt. Ziel dieser Initiative sei es, das Angebot von Balkonkraftwerken auf möglichst viele Mieter in Görlitz und Umgebung auszuweiten.

"Wir möchten allen Bürgern die Chance geben, aktiv an der Energiewende teilzunehmen und gleichzeitig ihre Stromkosten zu senken", erklärt der Projektverantwortliche der Stadtwerke.

Skepsis bei anderen Görlitzer Großvermietern

Andere Görlitzer Vermieter sehen das Thema allerdings nicht ganz so optimistisch. "Effektiv kenne ich nur zwei bis drei Fälle aus unserem Bestand", so Frank Tews, Geschäftsführer von F.T. Immobilien. Das Ergebnis, was man letzten Endes an der Fassade oder dem Balkon sehe, trage nicht zur Verbesserung der allgemeinen Ansicht bei. "Im Gegenteil", so Frank Tews.

Die Auflagen seien zudem nicht unerheblich. Im Bereich des Wohnungseigentumsgesetzes sei das immer noch eine „bauliche Veränderung“, die per Beschluss genehmigt werden muss. "In der Praxis läuft daher eher wenig", so Frank Tews.

Auch bei KommWohnen, dem größten Vermieter in Görlitz, sieht man das Thema eher skeptisch. "Bei uns gibt es sehr wenig Nachfrage nach Balkonkraftwerken, schon seit es diese am Markt gibt bis heute", so Medienreferentin Jenny Thümmler.

Wer einen entsprechenden Antrag stelle, bekomme ihn in der Regel genehmigt, verbunden mit genauen Hinweisen zu Anbringung und Betrieb - wegen Fallschutz, Befestigung an der Balkonbrüstung, nicht an der Fassade, Stromleitung. "Die Sache muss ja für alle sicher sein. Aktuell hat nur eine sehr kleine Anzahl von Mietern, einstellig, solch eine Anlage in Betrieb", so Jenny Thümmler.