Vor 15 Jahren wurde sie abgerissen. Nichts erinnert in Zeiten des neuen Neiße-Bades an der Pomologischen Gartenstraße mehr an die einst nur wenige Meter daneben an der Fichtestraße errichtete Volksschwimmhalle. Als sie abgerissen wurde, stand die schon ein Jahr leer, und so ist es kein Wunder, dass der Jubel groß war, als vor mittlerweile ebenfalls 15 Jahren, im Oktober 2007, das neue Neiße-Bad in Betrieb ging.
Lange hatten die Görlitzer darauf gewartet, auch wenn mancher Wunsch dabei nicht erfüllt wurde – zum Beispiel der nach einer neuen Sauna. Auch auf die einstige Volksschwimmhalle hatten die Görlitzer sehr lange gewartet. Logisch, denn bis dahin stand nur das altehrwürdige Freisebad auf der heutigen Dr.-Kahlbaum-Allee als Hallenschwimmeinrichtung zur Verfügung. In den 1960er Jahren häuften sich daher Eingaben nach „ganz oben“.
Nicht nur Görlitzer Bürger wollten ordentliches Badewasser, auch Sportgemeinschaften machten erheblichen Druck, und irgendwie gelang es tatsächlich, die Finanzgewaltigen des DDR-Bezirkes Dresden trotz aller planwirtschaftlicher Gegebenheiten vom Schwimmhallenneubau zu überzeugen. Und so begannen im Jahr 1971 die Bauarbeiten an der Fichtestraße für so ein bisher für Görlitz ungewohntes Bad mit Schwimmhalle, Nichtschwimmerbecken, Sauna, Heizhaus, Technikgebäude und Parkplatz.
Wellendach war Hingucker
Als Zweckbau wartete er mit einem unerwartet originellen wellenartigen Dach auf. Nach einem Jahr und ständiger Beobachtung von Scharen der Bevölkerung erfolgte 1972 der Innenausbau, für den Görlitzer Künstler optisch reizvolle Gestaltungen beisteuerten. Am 29. Dezember war es dann soweit: Dem Wassersport verbundene Olympiasieger und Weltmeister wie Ulrike Richter und Gudrun Wegner – Görlitzer Kinder – nahmen die offizielle Einweihung der damals hochmodernen Einrichtung vor. Roland Pelz wurde zum Objektchef und leitenden Schwimmmeister berufen und blieb es bis zum Ende der Halle 2006.
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Fortan leistete die Volksschwimmhalle (die für die DDR-Zeit erstaunlicherweise nie nach irgendeiner Persönlichkeit benannt wurde) Gewaltiges über mehrere Jahrzehnte. Jährlich nahmen durchschnittlich 70.000 öffentliche Besucher und rund 54.000 Vereinsnutzer das Bad und die Sauna in Beschlag. Jahr für Jahr erlernten in diesem Wasser der Südstadt zudem knapp 1.000 Kinder das Schwimmen, es gab Kurse von Sportgemeinschaften ebenso wie medizinisch verordnete Wassergymnastik.
Neptunfest mit Nixen oben ohne
Der Parkplatz reichte eigentlich nie aus, denn auch von außerhalb kamen Badegäste in die Halle. Neben dem eigentlichen Zweck diente das Gebäude auch immer wieder Veranstaltungen der besonderen Art. Die jährlichen Badebälle mit ihren sehenswerten Kulturprogrammen waren, wie es heute so schön heißt, regelrechter Kult, erst recht bei den Neptunfesten mit ihren Oben-ohne-Nixen.
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Das alles war einmal. Irgendwann wurde die Halle morsch und marode, denn wie bei so vielen zuerst beeindruckenden DDR-Bauten wurde an regelmäßiger Wartung gespart und auf Verschleiß gefahren. Nach der Wende erwies sich die alte Anlage als technisch verschlissen. Eine Kompletterneuerung wäre wohl teurer geworden als ein Neubau. Und so bewährt sich jetzt die neue Halle, die übrigens bereits sechs Jahre nach Inbetriebnahme gründlich renoviert wurde. Klar. Sie soll ja hoffentlich auch länger halten wie ihre Vorgängerin…