Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Dippoldiswalde

Glashütte erinnert an unbekannten Uhrenfabrikanten

Adolf Schneider gilt als einer der vier Gründerväter der Glashütter Uhrenindustrie. Er wäre jetzt 200 Jahre alt. Ein Rückblick.

 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte erinnert in seiner Dauerausstellung an die vier Gründerväter der Uhrenindustrie - und damit auch an Adolf Schneider.
Das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte erinnert in seiner Dauerausstellung an die vier Gründerväter der Uhrenindustrie - und damit auch an Adolf Schneider. © Deutsches Uhrenmuseum Glashütte

Er ist der große Unbekannte unter den Gründervätern der Glashütter Uhrenindustrie: Adolf Schneider. Das gilt zumindest für sein äußeres Erscheinungsbild. "Bis heute ist kein Porträtbild bekannt, das man ihm zuordnen könnte. Und auch in der Bekanntheit stehen die historischen Schneider-Taschenuhren hinter denen von Ferdinand Adolph Lange, Julius Assmann und Moritz Großmann zurück", sagt Michael Hammer, Sprecher des Deutschen Uhrenmuseums, der sich in der Geschichte der Uhrmacherei bestens auskennt. Diese Uhren sind eher Insidern bekannt.

"Völlig zu Unrecht, hatte Schneider doch entscheidenden Anteil an der Entwicklung der Glashütter Uhrenindustrie in ihren Anfangsjahren", so Hammer. Adolf Schneider wäre am 14. September 200 Jahre alt geworden. Obwohl es kein Bild von Schneider gibt, sind seine Lebensdaten überliefert. Er wurde 1824 in Dresden geboren und ging wie Ferdinand Adolph Lange bei dem Dresdner Uhrmachermeister Johann Christian Friedrich Gutkaes in die Lehre. Als Lange Teilhaber von Gutkaes' Firma wurde, war er schließlich auch Ausbilder von Schneider, der Ostern 1845 seine Lehre beendete.

Schneider folgte Lange nach Glashütte. Bei der Gründung der Uhrenfabrik am 7. Dezember 1845 wurde er einer seiner Mitarbeiter. In der neuen Firma unterrichtete Schneider die Lehrlinge in der Theorie. Später wurde er Werkmeister und wirkte aktiv an der technischen Entwicklung der Uhren mit. Schneider wurde damit zu einem wichtigen Gehilfen Langes in der Firmenleitung und sollte im Falle einer unvorhergesehenen Erkrankung oder des Todes Langes den Fortbestand der Firma sichern.

Adolf Schneider wäre am 14. September 2024 200 Jahre alt geworden. Dieses historische Foto zeigt das ehemalige Firmengebäude auf der Dresdner Straße 9 in Glashütte.
Adolf Schneider wäre am 14. September 2024 200 Jahre alt geworden. Dieses historische Foto zeigt das ehemalige Firmengebäude auf der Dresdner Straße 9 in Glashütte. © Deutsches Uhrenmuseum Glashütte

Nach den Firmengründungen von Julius Assmann und Moritz Großmann wagte auch Adolf Schneider den Schritt in die Selbstständigkeit. "Vermutlich 1855 gründet er seine eigene Firma in Glashütte, die im Gebäude Dresdner Straße 9 ihren Sitz bekommen sollte", so Hammer. Auch politisch und gesellschaftlich engagierte sich Schneider. Bereits 1849 wurde er Stadtverordneter, 1860 gründete er den "Glashütter Spar- und Vorschusskassenverein". Als Ferdinand Adolph Lange 1867 seine Wiederwahl zum Bürgermeister nicht annahm, wurde Schneider Stadtoberhaupt von Glashütte. Dieses Amt bekleidete er bis zu seinem Tod am 14. Juni 1878. Die Geschäfte der Firma wurden fortan von seinem Sohn Woldemar weitergeführt. 1894 erlosch die Firma durch Konkurs.

Heute sind die historischen Schneider-Taschenuhren begehrte Sammlerstücke unter Uhrenkennern. "Man schätzt, dass nur wenige tausend Exemplare hergestellt wurden", sagt Hammer. Uhrenkenner gehen davon aus, dass heute nicht mehr als 60 Exemplare existieren. Einige davon befinden sich im Besitz des Deutschen Uhrenmuseums Glashütte und werden dort ausgestellt. (SZ/mb)