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E-Tuk-Tuks fürs Osterzgebirge

Ein Dippser Autohaus will die kleinen Last-Fahrzeuge aus Fernost auf den Markt bringen. Allerdings gibt es da noch Hürden. Die Politik will helfen.

Von Maik Brückner
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Frank Schütze (rechts) präsentierte die kleinen Elektrotransporter in Glashütte und stellte sie Ines Kummer, Sven Gleißberg und Gerhard Liebscher (von links) vor.
Frank Schütze (rechts) präsentierte die kleinen Elektrotransporter in Glashütte und stellte sie Ines Kummer, Sven Gleißberg und Gerhard Liebscher (von links) vor. © Egbert Kamprath

In Italien und vielen asiatischen Ländern gehören die kleinen Flitzer schon lange zum Straßenbild. Nun sollen die als Tuk-Tuk bekannten dreirädrigen Fahrzeuge auch in Sachsen herumkurven. Gerade für Handwerker und Kleingewerbetreibende bietet sich das an, sagt Frank Schütze. Der Glashütter, der über viele Jahre eine Fleischerei in Glashütte betrieb und nun "im Unruhestand" ist, kann sich das gut vorstellen.

Ihm sind die Fahrzeuge in Italien aufgefallen. "Mir hat der Sound der Lastendreiräder mit Ladefläche gefallen", sagt Schütze. Missfallen habe ihm, dass sie viel Abgase ausstoßen. Schütze recherchierte und fand heraus, dass es auch eine Elektromotor-Variante des Lastendreirades gibt. Der 72-Jährige nahm Kontakt zum Generalmanager der Herstellerfirma in Singapur auf und schlug ihm vor, ein Vertriebsnetz in Deutschland aufzubauen. Einen ersten Partner fand er im Reinholdshainer Autohaus Auto mobile DW.

Bis zu 40 Interessenten haben sich schon gemeldet

Das Unternehmen bietet die Fahrzeuge im Internet an. Die Rückmeldungen überraschten, sagt André Tietz, der als Verkäufer im Autohaus arbeitet und auch zur Vor-Ort-Vorstellung auf den Glashütter Marktplatz gekommen ist. 30 bis 40 Interessenten aus ganz Deutschland hätten sich schon in seiner Fima danach erkundigt. Verkauft hat er aber noch keins. Und das mag sowohl am Preis, der sich je nach Ausstattung zwischen 8.500 und 10.000 Euro bewegt, als auch an der fehlenden Förderung liegen.

Tietz wie Schütze möchten, dass die Politik finanzielle Kaufanreize schafft, da die bestehenden Programme eine Förderung von E-Tuk-Tuks ausschließen. Um die Fahrzeuge auf dem hiesigen Markt zu etablieren, sollte der Bund oder das Land den Kauf mit einer Prämie von 1.500 bis 2.500 Euro belohnen, schlägt Tietz vor.

So sieht das von Frank Schütze modifizierte E-Tuk-Tuk mit Klimaanlage aus.
So sieht das von Frank Schütze modifizierte E-Tuk-Tuk mit Klimaanlage aus. © Egbert Kamprath

Um die Politik dafür zu gewinnen, luden Schütze und Tietz den Verkehrsexperten der Grünen im Landtag, Gerhard Liebscher, und die grüne Landtagsabgeordnete Ines Kummer sowie Bürgermeister Sven Gleißberg (parteilos) zu einem Vor-Ort-Termin ein, um sie von den Vorteilen der Fahrzeuge zu überzeugen.

Und davon gibt es einige, so Schütze: Die E-Tuk-Tuks schaffen bis zu 60 Kilometer pro Stunde und können mit einem Mopedführerschein gefahren werden. Die Anmeldung und Versicherung kostet rund 70 Euro. Auf der Ladefläche, auf der auch eine Europalette Platz findet, können bis zu 275 Kilogramm transportiert werden. Die Tuk-Tuks sind sparsamer im Verbrauch und in Wartung als diesel- und benzinbetriebene Fahrzeuge - vor allem in Bezug auf Kurzstrecken, die bei Dieselfahrzeugen vergleichsweise teuer sind.

Schütze verschwieg aber auch nicht die Nachteile. Mit voll aufgeladener Batterie könne das Tuk-Tuk in flachen Gegenden 80 Kilometer fahren, im Gebirge dürften es gut 50 Kilometer sein. Dann müsste es aufgeladen werden. Doch gerade im ländlichen Raum fehlen Ladesäulen. "Handwerker könnten die Batterie bei ihren Kunden aufladen, doch das dürfte nicht jedem gefallen." Einer der Besucher schaute sich die Bereifung an und bezweifelt, ob die Fahrzeuge auch im Winter eingesetzt werden kann - und das auch in Hinblick auf die Batterien, die sich dann schneller entladen.

André Tietz von Autohaus Auto mobile DW zeigt das Innenleben unter der Ladefläche.
André Tietz von Autohaus Auto mobile DW zeigt das Innenleben unter der Ladefläche. © Egbert Kamprath

Trotz dieser Zweifel zeigte Liebscher Sympathien für diese Fahrzeuge. "Das ist wirklich interessant". Er versprach, sich im Landtag für eine Änderung der Förderung einzusetzen. Denn bisher fördert der Freistaat nur den Kauf von gewerblich genutzten Lastenrädern mit 500 Euro und den von Lastenpedelecs mit 1.500 Euro. Der Bund wiederum fördert zum einen E-Fahrzeuge bis zu einem Gewicht von 150 Kilogramm und einer Geschwindigkeit von maximal 25 Kilometer pro Stunde.

Und zum anderen bekommen Käufer von reinen E-Autos mit Umweltbonus und Innovationsprämie derzeit eine Förderung von bis zu 9.000 Euro, Plug-in-Hybride erhalten eine Förderung von bis zu 6.750 Euro. Zwischen diesen Förderungen gibt es eine Lücke - und in der befinden sich die E-Tuk-Tuks. "Da passt nichts", so Liebscher.

Glashütte möchte Ladesäulen errichten

Sollte es im Freistaat nicht möglich sein, den Kauf dieser Fahrzeuge zu fördern, müsste der Bund aktiv werden. Dazu müsste Sachsen eine Bundesratsinitiative starten. Vielleicht werde diese nicht nötig werden, so Liebscher. "Der Bund arbeitet an neuen Modalitäten." Allerdings kennt er die Details nicht. So viel ist aber sicher, die Förderkriterien für E-Fahrzeuge werden frühestens 2023 geändert.

Auch Bürgermeister Gleißberg kann sich vorstellen, dass sich die E-Tuk-Tuks etablieren, vor allem bei Handwerkern. Er kündigte an, dass die Stadt in Bezug auf die Aufladestationen aktiv wird. "Mir schwebt vor, auf dem Markt zwei Ladesäulen zu schaffen." Es soll auch Ladesäulen für E-Bikes geben.