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Zehn Wahrheiten über die Reha

Knapp 44.000 Sachsen haben vergangenes Jahr eine Reha gemacht. Was die häufigsten Gründe sind, was das kostet und wie man seine Wunschklinik findet.

Von Kornelia Noack
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Reha bedeutet auch Training.
Reha bedeutet auch Training. © 123rf

Um eine Erkrankung oder die Folgen einer Operation zu bewältigen, kann eine medizinische Reha helfen. Das Ziel dabei ist, körperliche und geistige Fähigkeiten soweit wie möglich wiederherzustellen. Ist ein Beschäftigter in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert, übernimmt sie in der Regel die Kosten für die Reha.

1. Hohe Nachfrage dank Babyboomer

Auch wenn Corona zeitweise für einen Einbruch sorgte – seit 2012 nehmen immer mehr Patienten in Deutschland eine medizinische Reha-Leistung in Anspruch. Im vergangenen Jahr waren es knapp 923.000, jeweils zur Hälfte Frauen und Männer. Am meisten waren es 2018 mit rund 1,03 Millionen. In Sachsen haben im vergangenen Jahr 44.038 Patienten eine medizinische Reha-Maßnahme abgeschlossen – davon 22.126 Frauen und 21.912 Männer.

Hauptgrund für die zunehmende Nachfrage ist die demografische Entwicklung. „Die Generation der Babyboomer hat ein Alter erreicht, in dem zunehmend Reha-Leistungen notwendig werden“, heißt es im Reha-Atlas.

2. Je älter, desto mehr Reha

Frauen, die im vergangenen Jahr eine medizinische Reha genutzt haben, waren im Schnitt 52,8 Jahre alt, Männer 52,6 Jahre. Damit lag das Durchschnittsalter deutlich höher als noch vor zehn Jahren (50,6 und 50,2 Jahre). Da die Zahl der chronisch Kranken mit dem Alter steigt, nehmen Ältere entsprechend häufiger eine medizinische Reha in Anspruch. Besonders bei orthopädischen Krankheiten steigt die Nachfrage etwa ab dem 40. Lebensjahr. Bei den hämatologischen sowie Krebserkrankungen beginnt der altersbedingte Anstieg bei Frauen etwa mit dem 50. Lebensjahr, bei Männern mit 55 Jahren.

3. Milliarden für die Gesundheit

6,8 Milliarden Euro hat die Rentenversicherung 2022 für Reha-Maßnahmen ausgegeben – geringfügig weniger als ein Jahr zuvor. Einfluss hat auch die allgemeine wirtschaftliche Lage. „Bei geringer Arbeitslosigkeit nehmen die Versicherten häufiger eine solche Leistung in Anspruch, da sie damit aus eigener Sicht ihren Arbeitsplatz nicht gefährden. Umgekehrt ist es bei Konjunkturkrisen“, heißt es dazu im Reha-Atlas. 4,70 Milliarden Euro entfielen auf medizinische Reha-Leistungen, 820 Millionen Euro auf sogenannte Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA). 1,15 Milliarden Euro wurden für Übergangsgeld ausgegeben. Das wird während einer Reha-Leistung gezahlt, wenn kein Anspruch mehr auf Lohnfortzahlung besteht. Rund 396 Millionen Euro kosteten die Sozialversicherungsbeiträge für die Rehabilitanden.

4. Orthopädische Probleme liegen vorn

Die Gründe, warum Beschäftigte eine medizinische Reha nutzen, sind ganz unterschiedlich. Die meisten Maßnahmen wurden 2022 wegen orthopädischer Erkrankungen durchgeführt – sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Mit rund 20 Prozent zweithäufigste Ursache waren psychische Leiden, gefolgt von hämatologischen und onkologischen Erkrankungen. Eine Reha wegen einer Abhängigkeit oder einer kardiologischen Erkrankung traten etwa dreimal so viele Männer wie Frauen an.

  • Wer eine Reha beantragt, kann seine Wunscheinrichtung selbst aussuchen und diese im Antrag mitteilen. Das gilt für die stationäre, die ganztägig ambulante und die ambulante Reha.
  • Um die Entscheidung über die passende Einrichtung zu erleichtern, werden seit Sommer 2023 Qualitätsdaten veröffentlicht. Auf dem Internetportal www.meine-rehabilitation.de sind mehr als 1.000 Reha-Einrichtungen aufgelistet.
  • Filtern können Versicherte ihre Suche nach Krankheitsbildern, aber zum Beispiel auch danach, ob sie einen Hund mitnehmen dürfen. Und es lässt sich gezielt nach Kliniken in den Bergen oder an der Küste suchen.
  • Wer keine Wunschklinik in seinem Reha-Antrag angibt, bekommt von der Rentenversicherung mit dem Bescheid vier Häuser vorgeschlagen, aus denen er wählen kann. Entscheidet man sich für keines, wird es die Klinik oben in der Liste.

5. Mehr Plätze für Reha-Patienten

Eigene Einrichtungen hat die Rentenversicherung 87 – vier davon sind speziell auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen vorbereitet. Die Häuser bieten 17.901 stationäre Plätze für Erwachsene und 660 für Kinder und Jugendliche. Die meisten sind für Patienten mit orthopädischen Erkrankungen vorgesehen, rund 19 Prozent für psychisch Erkrankte. 48.000 Plätze hat die Deutsche Rentenversicherung im vergangenen Jahr zudem in Reha-Einrichtungen belegt, mit denen sie einen Vertrag geschlossen hat. Das sind fast fünf Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

6. Gute Gründe für eine Kinder-Reha

Angst- oder Essstörungen, Hauterkrankungen oder Allergien: Wenn die Gesundheit eines Kindes so beeinträchtigt ist, dass sich das negativ auf seine spätere Erwerbsfähigkeit auswirken könnte, kommt auch für sie eine Reha infrage. Seit einem Einbruch wegen Corona steigt die Nachfrage stetig an. Im vergangenen Jahr stellten etwa 51.000 Eltern einen Antrag. Grund sind zum einen die steigenden Geburtenzahlen, zum anderen Neuregelungen im Flexirentengesetz. So können Kinder nun auch eine ambulante Reha nutzen und damit in ihrem sozialen Umfeld bleiben. Die Vierjahresfrist für die Wiederholung einer Reha ist weggefallen. Zudem können Eltern ihre Kinder nun bis zum 12. Geburtstag begleiten, wobei die Kosten dafür übernommen werden.

7. Weniger stationäre Behandlungen

Im Verlauf der vergangenen Jahre haben ambulante Rehas zugenommen. Während 2004 noch etwa 92 Prozent der Reha-Leistungen für Erwachsene auf stationäre Behandlungen entfielen, waren es 2022 nur knapp 84 Prozent. Im gleichen Zeitraum kletterte die Zahl ambulanter Maßnahmen um das 2,4-Fache. Insgesamt führten Patienten rund 740.000 stationäre Rehas durch. Die Zahl der ambulanten Reha-Leistungen stieg auf 143.800.

8. Berufliche Reha kann Job sichern

Neben der medizinischen Reha finanziert die Deutsche Rentenversicherung auch eine berufliche Reha – die sogenannten Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA). Diese sollen helfen, den Arbeitsplatz des erkrankten Beschäftigten zu erhalten. Auch Aus- und Weiterbildungsangebote gehören dazu sowie technische Hilfen oder finanzielle Unterstützung für den Arbeitgeber, damit dieser den Arbeitsplatz bedarfsgerecht umrüsten kann.

Im vergangenen Jahr wurden solche LTA 120.000-mal in Anspruch genommen – von Männern doppelt so häufig wie von Frauen. Am häufigsten genutzt wurden Leistungen zum Erhalt oder Erwerb des Arbeitsplatzes. Frauen, die eine LTA abgeschlossen haben, waren im Schnitt 48,5 Jahre alt, Männer 49,7 Jahre.

9. Berufliche Bildung ist Männersache

Umschulungen, Fortbildungen oder Anpassung: Leistungen zur beruflichen Bildung im Rahmen einer Reha wurden im vergangenen Jahr etwa 23.000-mal genutzt. Der Großteil kam Männern zugute. Benötigt wurden oft auch Leistungen zur Berufsvorbereitung oder Eignungsabklärung.

10. Barrieren für ausländische Bürger

Rund 7,2 Millionen Versicherte bei der Rentenversicherung haben eine ausländische Staatsangehörigkeit. Rund 68.000 von ihnen haben im vergangenen Jahr eine medizinische Reha genutzt. Von den rund 32 Millionen deutschen Versicherten waren es 855.000. „Sprachbarrieren und Informationsdefizite sind mögliche Gründe, warum ausländische Versicherte die Reha-Leistungen seltener nutzen. Auch religiöse oder kulturelle Barrieren oder ein unterschiedliches Krankheitsverständnis können eine Rolle spielen“, heißt es dazu im Reha-Atlas. Außerdem sei „Reha“ aus den Ursprungsländern häufig nicht bekannt.