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Mpox-Ausbrüche: Deutschland laut Arzt nicht akut gefährdet

Die Weltgesundheitsorganisation hat wegen neuer Ausbrüche der Krankheit Mpox eine weltweite gesundheitliche Notlage erklärt. Was das für Menschen in Deutschland bedeutet.

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Eine kolorierte rasterelektronenmikroskopische Aufnahme des Affenpockenvirus (grün) auf der Oberfläche von infizierten Zellen (blau).
Eine kolorierte rasterelektronenmikroskopische Aufnahme des Affenpockenvirus (grün) auf der Oberfläche von infizierten Zellen (blau). © Niaid/Niaid/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa

Berlin. Die Mpox-Ausbrüche in Afrika mit hunderten Todesfällen stellen für Menschen in Deutschland nach Ansicht des Infektiologen Leif Erik Sander zunächst keine unmittelbare Gefahr dar. "Wir brauchen momentan ganz sicher keine flächendeckende Impfung für eine Erkrankung, die jetzt primär Menschen in unterprivilegierten Gegenden von Afrika betrifft", sagte der Charité-Experte der Deutschen Presse-Agentur.

"Konkret Sorgen machen, muss man sich nicht." Trotzdem sei es wichtig, ein Bewusstsein für die Krankheit und ihre Gefahren zu schaffen. Menschen sollten weiter wachsam sein und sich bei Symptomen testen lassen. Mpox wurden früher Affenpocken genannt.

WHO warnt vor neuer Virus-Variante

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte am Mittwoch wegen neuer Mpox-Ausbrüche in Afrika und einer neuen Virenvariante ihre höchste Alarmstufe aktiviert. Sie rief eine "Gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite" (PHEIC) aus. Besondere Sorge bereitet der WHO die neue Variante, die Ende 2023 in der Demokratischen Republik Kongo entdeckt worden ist. Es handelt sich um eine Sublinie der Mpox-Klade I (römisch eins). Sie wird als Ib bezeichnet.

In Deutschland wurden dieses Jahr nach Angaben des Robert Koch-Institut (RKI) bislang 86 Mpox-Fälle gemeldet. Die Klade I sei in Deutschland bisher nicht nachgewiesen worden. Nach Angaben des Charité-Experten ist es aber durchaus wahrscheinlich, dass die Variante Ib früher oder später auch die Bundesrepublik erreicht, zum Beispiel durch Flugreisende. "Ich glaube nicht, dass eine Eintragung nach Europa jetzt unmittelbar bevorsteht, aber es ist natürlich total realistisch, dass das bei einer weiteren Ausweitung des Infektionsgeschehens passieren kann", sagte Sander. Klade I sei generell gefährlicher als Klade II und sorge für eine höhere Sterblichkeit. Seiner Einschätzung nach, könne man aber noch nicht sagen, ob die neue Variante gefährlicher oder tödlicher ist als die ursprüngliche Klade I.

Infektiologe: Deutschland gut vorbereitet

Für den Fall der Fälle sei Deutschland aber gut vorbereitet. "Wir haben ausreichend Impfstoffe zur Verfügung", sagte der Arzt. Außerdem gebe es durch die Erfahrung von 2022 ein relativ hohes Bewusstsein in der Bevölkerung. In dem Jahr wurden Mpox-Fälle in zahlreichen Ländern registriert, auch in Deutschland. Im Umlauf war damals die Klade IIb. "In Deutschland hat sich die Klade II fast ausschließlich in der MSM-Community (Männer, die Sex mit Männern haben) verbreitet. Das könnte natürlich auch wieder passieren", meinte Sander. Allerdings gebe es gerade in dieser Community ein hohes Bewusstsein für die Erkrankung und mittlerweile einen guten Immunschutz.

Mpox wird durch engen Körperkontakt übertragen, vor allem beim Sex. Das Geschlecht spielt dabei grundsätzlich keine Rolle. Auch beim heterosexuellen Geschlechtsverkehr ist eine Infektion möglich. Eine Impfung gegen Mpox wird in Deutschland nur bestimmten Personengruppen empfohlen. Dazu zählen unter anderem MSM, die häufig den Partner wechseln. Für eine Grundimmunisierung werden zwei Dosen empfohlen. Menschen, die bislang nur eine Impfung erhalten haben, empfiehlt Sander, sich um eine zweite Dosis zu kümmern - denn auch die Klade II zirkuliere weiterhin.

In der aktuellen Lage sei aber vorrangig, Impfstoff für afrikanische Länder bereitzustellen. Die Versorgung in den betroffenen Regionen ist laut Sander nicht ausreichend. "Momentan ist, denke ich, die beste Vorbeugung für alle auf der ganzen Welt und auch für Afrika, diesen Ausbruch, der ja schon länger schwelt, endlich in Afrika konsequent zu begrenzen. Das gelingt am besten durch eine Kombination aus Aufklärung, Tests, Isolationsmaßnahmen und Impfungen. Dafür werden in der Region zusätzliche Ressourcen benötigt."