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Mehr Infektionen durch Zecken in Sachsen

FSME und Borreliose nehmen im Freistaat zu. Wo es die meisten Probleme gibt, wie man die Erkrankungen erkennt und wie man sich schützen kann.

Von Stephanie Wesely
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Eine festgesaugte Zecke lässt sich mit einer Pinzette aus der Haut ziehen.
Eine festgesaugte Zecke lässt sich mit einer Pinzette aus der Haut ziehen. © Patrick Pleul/dpa

Das warme und feuchte Wetter der letzten Wochen hat Zecken ideale Bedingungen geboten. Sie konnten sich stark vermehren. Das hat einer Analyse der Barmer zufolge zu höheren Erkrankungszahlen geführt. Die Fälle von Gehirnhautentzündung – FSME – und Borreliose haben im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Bis zum 11. August sind laut Robert Koch-Institut (RKI) in diesem Jahr bereits 870 Borreliose-Fälle in Sachsen gemeldet worden. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 806. Fälle von FSME gab es in diesem Jahr bereits 33, im Vorjahr waren es 17 Fälle.

Wo gab es in Sachsen die meisten Fälle von FSME oder Borreliose?

Die bisher 33 gemeldeten FSME-Infektionen in diesem Jahr verteilten sich laut Barmer auf den Erzgebirgs- und Vogtlandkreis (6), Leipzig Stadt (5), den Kreis Meißen (4), Chemnitz, Dresden, Görlitz, Sächsische Schweiz (2) und Mittelsachsen (2), Bautzen (2). Die meisten Borreliose-Fälle wurden aus dem Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (149), dem Erzgebirgskreis (144), Mittelsachsen (134), gefolgt von Dresden und Zwickau (94), dem Vogtlandkreis (79), Meißen (42), Chemnitz (41), Bautzen (29), Görlitz (20), Landkreis Leipzig (16), Leipzig Stadt (15) und Nordsachsen (13).

Während Borrelien bei Zecken deutschlandweit nachgewiesen werden, kommen Zecken, die FSME-Viren in sich tragen, nur in bestimmten Regionen vor. Das RKI hat allerdings fast alle Regionen in Sachsen als FSME-Risikogebiete ausgewiesen, nur die Stadt Leipzig, der Kreis Leipziger Land und Nordsachsen sind noch dabei.

Wie kommt es zu einem Zeckenstich?

Zecken werden im Vorbeigehen von Gräsern und Zweigen abgestreift. Die Spinnentiere kommen in Gärten, Parks und Wäldern gehäuft vor. Auf Suche nach Blut können sie Krankheiten übertragen.

Was kann man tun, wenn sich eine Zecke festgesaugt hat?

Hat sich eine Zecke festgesaugt, besteht kein Grund zur Panik. „Nicht jeder Zeckenstich führt automatisch zu einer Infektion“, sagt Barmer-Landesgeschäftsführerin Monika Welfens. Die Zecke kann mit einer Pinzette oder einer Zeckenkarte aus der Haut gezogen werden. Anschließend wird die Einstichstelle desinfiziert. Zur Sicherheit könne auch der Hausarzt zurate gezogen werden. Wichtig sei, die Einstichstelle in den nächsten Tagen und Wochen gut zu beobachten. Bilde sich eine ringförmige Hautrötung, könne das ein Anzeichen für eine Borreliose sein“, so Monika Welfens. Eine Blutuntersuchung kann den Verdacht bestätigen. Borrelien werden erst etwa zwölf Stunden nach dem Stich in die Haut abgegeben. Eine frühzeitige Entfernung der Zecke kann deshalb vor einer Infektion schützen. Bei FSME gibt es dieses Zeitfenster nicht. Infizierte Zecken geben die Viren sofort beim Stich ab.

Wie sind Infektion mit FSME oder Borreliose zu erkennen?

Die Wanderröte als klassisches Zeichen für eine Borrelioseinfektion zeigt sich einige Tage, mitunter auch Wochen nach dem Zeckenstich. Diese deutliche ringförmige Hautrötung ist oft im Zentrum blasser als am Rand. Der rote Ring wandert dann allmählich nach außen. Weitere allgemeine Krankheitssymptome wie Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen, Müdigkeit können hinzukommen. Gefährlich kann eine Borreliose-Erkrankung werden, wenn sie nicht frühzeitig erkannt und mit Antibiotika behandelt wird. Dann kommt es häufig zu Symptomen des zweiten Stadiums, die das Gehirn und die Nerven, das Herz oder die Gelenke betreffen.

Bei FSME zeigen sich zunächst grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und allgemeines Krankheitsgefühl. Oft ist zu diesem Zeitpunkt der Zeckenstich vergessen und die Beschwerden werden als Erkältung fehlgedeutet. In seltenen Fällen kann es zur Entzündung der Hirnhäute (Meningitis) kommen – erkennbar durch starke Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Lichtempfindlichkeit und Nackensteife. Ist auch das Gehirn entzündet, kommt es zusätzlich zu Sprachstörungen, Lähmungen oder Sensibilitätsstörungen. Bei schweren Krankheitsverläufen, die vorwiegend bei älteren Menschen beobachtet werden, kann es zu dauerhaften neurologischen Schäden kommen.

Welche Schutzmöglichkeiten gibt es?

Gegen FSME gibt es eine Impfung, die die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen. Die Grundimmunisierung besteht aus drei Teildosen. Die ersten beiden Spritzen gibt es im Abstand von zwei bis drei Monaten, fünf bis zwölf Monate später die dritte. Bereits nach der zweiten Impfung besteht schon ein gewisser Schutz vor FSME. Die dritte Impfung erhöht die Sicherheit. Nach drei Jahren genüge eine Spritze zur Auffrischung. Da Zecken das ganze Jahr über aktiv sind, ist auch jetzt im Spätsommer eine Impfung noch sinnvoll.

Auch gegen Borreliose wird an einer Impfung gearbeitet. Der Impfstoff wird bereits in Studien getestet. Doch bis zur allgemeinen Verfügbarkeit würden noch mindestens zwei Jahre vergehen, sagt Professorin Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Uni Hohenheim in Stuttgart.

Was lässt sich außer einer Impfung gegen Zeckenstiche tun?

Zum Schutz vor Zecken ist es ratsam, nur mit körperbedeckender Kleidung und festen Schuhen über Wiesen und durch Wälder zu laufen. Zeckenabwehrende Mittel für die Haut erhöhten den Schutz. Nach jedem Aufenthalt im Freien muss der Körper gründlich auf Zecken abgesucht werden. „Denn die Zecken sind oft lange auf dem Körper unterwegs, um eine Einstichstelle zu finden“, sagt die Parasitologin.

Wie hoch ist die Impfbeteiligung gegen FSME in Sachsen?

Obwohl Sachsen fast komplett FSME-Risikogebiet ist, war die Impfquote 2022 im bundesweiten Vergleich mit knapp 19 Prozent eher niedrig. In den Kreisen, die zuerst als Risikogebiet deklariert wurden, sei laut Landesuntersuchungsanstalt Sachsen die Durchimpfungsrate am höchsten – mit 27 Prozent im Landkreis Bautzen, 26 Prozent im Vogtlandkreis und 24 Prozent im Landkreis Zwickau. Den besten Schutz haben die Kinder. In der Gruppe der Sechs- bis Neunjährigen waren 32 Prozent geimpft und unter den Zehn- bis 17-Jährigen 28 Prozent. Erwachsene kamen auf 12 bis 16 Prozent. „Da schwere Krankheitsverläufe aber vorwiegend bei Senioren auftreten, sollten diese sich mit einer Impfung schützen“, so eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums. Laut RKI gab es 2022 bei Frauen ab 60 Jahren die meisten Erkrankungen.