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Leben und Stil

Sächsische Augenärzte erklären, wie sich Sehverlust bremsen lässt

Wer nicht mehr gut sehen kann, versucht alles, um den Abbau aufzuhalten. Am Lesertelefon beantworteten Augenärzte, was wirklich sinnvoll ist.

Von Stephanie Wesely
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Die Netzhautmessung beim Augenarzt ist eine Möglichkeit, die Makuladegeneration zu erkennen.
Die Netzhautmessung beim Augenarzt ist eine Möglichkeit, die Makuladegeneration zu erkennen. © Pro Retina

Etwa acht Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Makuladegeneration, bei der die Sehzellen in der Mitte der Netzhaut nach und nach zerstört werden. Die Fähigkeit, scharf und farbig zu sehen, geht damit verloren. Meist tritt diese Erkrankung altersbedingt auf, doch es gibt auch angeborene, genetisch bedingte Erkrankungen.

Beim Telefonforum gaben Professor Marius Ader von der Technischen Universität Dresden, Professor Focke Ziemssen vom Universitätsklinikum Leipzig und Gretel Schmitz-Moormann von der Patienteninitiative Pro Retina aus Dresden Antwort auf Fragen der Leser.

Bei mir hat sich vor einigen Jahren die Netzhaut abgelöst, sodass ich trotz erfolgreicher Operation auf einem Auge sehr verschwommen sehe. Ich habe jetzt Angst, dass auch das andere Auge betroffen ist. Was kann ich tun, wenn bei uns im Vogtland kein Augenarzt erreichbar ist?

Die Kassenärztliche Vereinigung organisiert einen Notdienst. Zudem kann man Termine für Sprechstunden jedes Arztes über die Rufnummer 116117 vereinbaren. Viele Augenkliniken bieten zudem eine Notfallversorgung rund um die Uhr. Die sollten Sie nutzen, wenn Sie zum Beispiel plötzlich Blitze oder kleine Rußteilchen sehen. Dann sollten Ihre Augen innerhalb von 24 Stunden untersucht werden.

Mein Augenarzt hat bei mir eine trockene Makuladegeneration festgestellt. Was kann ich machen?

Die Makula ist die Stelle des schärfsten Sehens in der Netzhaut. Bei einer Makuladegeneration verschwinden wichtige Helfer-Zellen für den Stoffwechsel der Sehzellen. Dann können Ausfälle im zentralen Sichtfeld entstehen, die langsam größer werden. Das Sehen wird verschwommener. Deshalb sind regelmäßige Kontrollen und Beratungen beim Augenarzt erforderlich.

Meine Mutter bekommt wegen ihrer Makuladegeneration regelmäßig Spritzen in ein Auge. Ich bin 47 Jahre alt. Was kann ich tun, um die Krankheit zu verhindern?

Das Risiko und das Auftreten der Erkrankung sind oft erblich bedingt. Deshalb sollten Sie bereits in Ihrem jungen Alter Ihre Augen regelmäßig untersuchen lassen. Wenn Veränderungen früh erkannt werden, kann man mit Behandlungen ein Fortschreiten abbremsen. Doch auch eine allgemein gesunde Lebensweise – zum Beispiel nicht zu rauchen oder sich gesund zu ernähren – hilft den Augen.

Wenn ich einige Zeit lese, wird das Sehen verschwommen. Außerdem habe ich immer wieder Tage, an denen die Augen stark tränen. Was kann das sein?

Trocknen die Augen beim Lesen oder bei der Bildschirmarbeit aus, wird das Bild verschwommener. Der Tränenfluss ist dann wie der Hilferuf des Auges zu verstehen, dass etwas nicht stimmt. Visköse Tränenersatzmittel helfen hier, wenn sie regelmäßig angewendet werden.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für die trockene altersabhängige Makuladegeneration (AMD)?

Für die trockene Frühform der AMD gibt es bisher keine allgemein anerkannte Therapie. Allerdings empfiehlt es sich, Risikofaktoren wie das Rauchen zu meiden. Auch deutliches Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes schaden den Augen. Studien haben gezeigt, dass eine ballaststoffreiche, ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse vorbeugend wirken, aber auch die Entwicklung von Spätstadien begrenzen kann. Hohe Tagesdosen an Antioxidantien und Zink haben in einer Studie aus den USA einen mäßig schützenden Effekt gezeigt, indem sie den Übergang einer Frühform in eine Spätform der AMD gebremst haben.

Wenn es doch keine Therapien für die trockene AMD gibt, warum soll ich dann regelmäßig zum Augenarzt gehen?

Nur durch ärztliche Kontrolle lassen sich Veränderungen und Begleiterkrankungen frühzeitig feststellen und behandeln. Stellen Sie Sehverschlechterungen fest, sollten Sie unverzüglich den Augenarzt aufsuchen. Um die Entwicklung der Erkrankung zu erkennen, kann Ihnen auch der Amsler-Gittertest helfen. Er kann kostenlos bei der Patientenorganisation Pro Retina bestellt oder von deren Internetseite heruntergeladen werden.

Ist Akupunktur bei AMD hilfreich?

Akupunktur wird von einigen Patienten als hilfreich empfunden. Wissenschaftlich gesicherte Ergebnisse zur Wirksamkeit liegen jedoch nicht vor. Zu beachten ist auch, dass sich durch Akupunktur nichts wiederherstellen lässt, was bereits zerstört ist.

Was kann man tun, wenn Injektionen bei der Behandlung der feuchten AMD keinen Effekt zeigen? Kann die Zahl der Injektionen verringert werden?

Bei der intravitrealen operativen Medikamenteneingabe kommt es in der Regel anfangs zu einer deutlichen Sehverbesserung. Die Behandlung zielt vor allem darauf ab, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Daher ist sie derzeit die Therapie der ersten Wahl. Ob eine Reduzierung der Injektionen empfehlenswert ist, muss nach einer sorgfältigen augenärztlichen Untersuchung entschieden werden.

Was passiert, wenn ich die Spritzenbehandlung ganz abbreche?

In diesem Fall wird der Krankheitsverlauf nicht mehr gebremst und die AMD kann sich im schlimmsten Fall bis zur Erblindung weiterentwickeln.

Welche neuen Therapien werden für die AMD derzeit entwickelt, und wie ist der Stand der Wissenschaft?

Ein neues Therapieverfahren ist eine besondere Form der Strahlentherapie (Oraya-Therapie). Durch diese nur einmal durchgeführte Therapie kann die Häufigkeit der notwendigen intravitrealen Injektionen reduziert werden. Allerdings sind in den Studien auch neue Gefäßveränderungen nach dieser Therapie beobachtet worden, sodass die Bedeutung der Therapie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend beurteilt werden kann. Es gibt zusätzlich eine Reihe von neuen Behandlungsansätzen, die sich derzeit noch im Stadium der klinischen Erprobung befinden.

Die Patientenorganisation Pro Retina für Menschen mit Makuladegeneration und Netzhauterkrankungen bietet Infomaterial über verschiedene Erkrankungen, Broschüren mit Ernährungstipps bei Augenerkrankungen und den Amsler-Gittertest zur AMD-Diagnostik zum kostenlosen Download. Ferner gibt es Adressen von Regionalgruppen für Patienten und Tipps zur Hilfsmittelversorgung. Ein gebührenfreies Netzhauttelefon bietet Pro retina unter der Rufnummer: 0800 2272171.

www.pro-retina.de