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Leben und Stil

So bewerten die Deutschen öffentliche Toiletten

Eine Umfrage zeigt, wovor sich viele Menschen auf öffentlichen Toiletten ekeln. Eine einfache Regel hilft gegen die Panik vor Keimen und Ansteckung.

Von Sylvia Miskowiec
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Wieder kein Papier mehr.
Wieder kein Papier mehr. © 123rf

Das Toilettenpapier liegt aufgeweicht auf dem Boden, der Vorgänger hat nicht richtig gespült und auch der Anblick der Klobrille lädt nicht gerade zu einer Sitzung ein: Öffentliche Toiletten haben in Deutschland kein gutes Image. Eine aktuelle Umfrage der Marktforschungsplattform Appinio unter 1.000 Erwachsenen im Auftrag eines Toilettenpapierherstellers bestätigt das. „Unterm Strich ekeln sich mehr als zwei Drittel der Befragten davor, ein öffentliches WC aufzusuchen“, sagt Studienleiterin Stefanie Hagleitner.

Der Toilettenreport 2023 offenbart, was die Deutschen rund um die Notdurft in frei zugänglichen Sanitäranlagen beklagen. Rund 46 Prozent der Befragten vermissen beispielsweise Klopapier, gut über die Hälfte sucht die Seife vergebens, während über 60 Prozent über zu volle Mülleimer klagen.

Toilettenbrillen harmloser als gedacht

Ganz oben auf der Liste der genannten Abscheulichkeiten steht – zudem wenig überraschend – die Klobrille: Über 90 Prozent finden den WC-Sitz an sich schon abstoßend, mehr als 96 Prozent wollen ihn desinfiziert wissen. Doch genau dieser Ekel sorgt oft für noch mehr Verschmutzung: Manche legen den Sitz mit Toilettenpapier aus, um sich niederlassen zu können. Fällt davon etwas auf den Boden, dürfte es in den meisten Fällen liegenbleiben.

Vor allem Frauen vollführen zusätzlich oft Akrobatikübungen, nur um nicht mit der Klobrille in Berührung zu kommen. Dass da auch mal etwas daneben geht, ist programmiert. Dabei sehen Wissenschaftler die Klobrille gar nicht als große Gefahr an. Rund 100 Keime leben auf einem durchschnittlichen Toilettensitz. „In einem Waschbecken sind es zehnmal mehr“, sagt Dirk Bockmühl, Mikrobiologe und Autor des Buches „Keim daheim. Alles über Bakterien, Pilze und Viren“. Zudem gibt der Wissenschaftler zu bedenken: „Keime, die Durchfallerkrankungen hervorrufen, nehmen die sogenannte Fäkal-Oral-Route: unten raus und oben wieder rein.“ Und das „Oben wieder rein“ passiere über die Hände und nicht über Oberschenkel, die kurz auf der WC-Brille ruhten.

Aber bitte mit Seife

Wahrscheinlich graut es deshalb fast 80 Prozent der Toilettenreport-Befragten davor, zur Toilettenbürste und zur Türklinke zu greifen. Ein kleiner Trost: Keime wie etwa Salmonellen müssten in viel größerer Anzahl in den Körper gelangen, als sie im Lokus vorhanden sind, wollten sie wirklich Schaden anzurichten. Nichtsdestotrotz lautet die einzig gültige Regel gegen verkeimte öffentliche Klos: Hände waschen. Allerdings braucht es fürs richtige Waschen neben Wasser noch etwas: „Erst durch Seife werden die Bakterien zum Großteil entfernt“, so Hygieneexperte Bockmühl.

Ob das Wasser beim Händewaschen kalt oder warm aus dem Hahn kommt, ist nicht entscheidend, sagen Experten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). „Die Wassertemperatur hat keinen Einfluss auf die Reduktion der Mikroorganismen. Viel wichtiger sind die Dauer des Händewaschens und das Einseifen – mindestens 20 Sekunden lang.“

Die Bundeszentrale rät zudem, sich die Hände gut abzutrocknen. Das rubbele die noch übrigen Erreger ab. „Am besten eignen sich dafür saubere Einmalhandtücher“, heißt es auf der Webseite infektionsschutz.de. „Aber auch Händetrockner pusten Feuchtigkeit weg – und Krankheitserreger, die sich beim Waschen bereits von der Haut gelöst haben.“ Benutzte Stoffhandtücher in öffentlichen Toiletten sollten dagegen eher links liegen gelassen werden, da an ihnen Keime haften bleiben könnten.

Keime lieben kein Klo

Doch auch, wer sich immer ordentlich die Hände wäscht, dürfte sich schon einmal bei der Frage ertappt haben, was da in der öffentlichen Kloschüssel so alles Gefährliches lebt. „Typische Darmkeime tummeln sich in der Toilette zwar auch, befinden sich aber keineswegs in der Überzahl“, schreibt Mikrobiologe Bockmühl in seinem Buch. Das Kloumfeld sei alles andere als einladend für die Biester, zu hell, zu kühl, zu gut durchgelüftet.

Einzig dann, wenn der vorherige Benutzer unter Brechdurchfall gelitten hat, sei größere Vorsicht angebracht, auch beim Spülen. „Da machen Sie besser den Deckel zu“, rät Bockmühl und verweist auf eine Studie, die nach einem Spülgang mit offenem Deckel bis zu 10.000 hochgeschleuderte Keime in der Toilettenluft gefunden hat. Das erkläre, warum in heimischen Badezimmer durchaus auch auf Zahnbürsten Fäkalkeime zu finden seien.

Nach dem Klogang Schuhe aus

Und was tun, wenn der Lokus-Boden verdächtig feucht aussieht? Urin stinke zwar, sei aber in der Regel unbedenklich, weil steril, sagt der Wissenschaftler. Schwieriger ist es mit festen Hinterlassenschaften, die an Schuhsohlen haften können. Besonders bei langen Autofahrten sollten daher vor allem Kinder ihre Schuhe ausziehen und nicht direkt vor sich verstauen, wo gern einmal Essen zu Boden fällt und wieder aufgehoben wird.

Mehr Reinigung und Pflege könnten das Ekel-Gefühl vieler Menschen lindern. Allerdings gibt es für öffentliche Örtchen keine festgelegte, standardisierte Reinigungsintervalle. Wann und wie oft geputzt wird, legen Kommunen selbstständig in den Wartungsverträgen mit den Reinigungsunternehmen fest.

Saubere Geschäfte daheim

  • Handelsübliche Putzmittel reichen im Alltag für die Reinigung aus.
  • Für den Sanitärbereich sind separate Putzlappen empfehlenswert.
  • Zuerst das Waschbecken, dann das WC putzen.
  • Auch Türklinken, Lichtschalter und andere Hand-Kontakt-Flächen regelmäßig abwischen.
  • Nach dem Gebrauch Wischlappen oder Mop immer gut trocknen lassen, denn Bakterien vermehren sich im feuchten Milieu besonders gut.
  • Putzlappen häufig wechseln und bei mindestens 60°C waschen.

Quelle: BZgA