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Leben und Stil

Rückgang der Pille: Hört den jungen Frauen zu!

Dass die Pille immer unbeliebter wird ist verständlich, bedenklich ist aber Trend zur medizinischen Beratung durch Internet-Clips. Jetzt kommt es auf die Fachärzte an. Ein Kommentar.

Von Sylvia Miskowiec
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Keine Pille mehr - junge Frauen setzen auf alternative Verhütung.
Keine Pille mehr - junge Frauen setzen auf alternative Verhütung. © 123rf

Junge Frauen wollen immer seltener Hormone schlucken, um nicht schwanger zu werden. Das mag auf den ersten Blick verwundern, galt doch die Pille einst als Befreiung der Frau, die endlich ohne Angst vor Schwangerschaft ihre Sexualität ausleben konnte. Das wollen junge Frauen heute immer noch – aber bitte mit einem natürlichen Körpergefühl.

Das ist verständlich. Frauen wollen bewusster wahrnehmen, was da in ihnen passiert. Das ist eine Menge. Hormonell betrachtet gleicht kaum ein Zyklustag dem anderen, vier Hormonarten sorgen in einem fein regulierten Zusammenspiel für frucht- und unfruchtbare Tage. Wer die Pille nimmt, greift in diese komplexen Prozesse ein. Nicht umsonst ist das Kontrazeptivum verschreibungspflichtig, ohne Frauenarztbesuch gibt es nichts.

Hier tun aber Beratung und ein offenes Ohr für die Wünsche der Frauen mehr denn je not. Denn nicht der Trend zur natürlichen Verhütung ist bedenklich, sondern dass sich Hunderttausende Frauen lieber auf Tiktok-Aufklärvideos verlassen statt auf ihren Gynäkologen. Das Problem: In oft dramatisch inszenierten Videos sprechen meist medizinische Laiinnen von Risiken und Nebenwirkungen, vorgeblich aus erster Hand. So etwas von Frau zu Frau zu hören und von anderen Userinnen zu lesen, ist eindrücklich für junge Menschen.

Hier müssen Fachärzte anknüpfen und verlorenes Vertrauen wieder aufbauen. Denn ein wichtiges Thema sucht man vergebens bei den Anti-Pille-Tiktokerinnen, die oft im selben Atemzug hormonfreie, aber deutlich unzuverlässigere Verhütungsmethoden anpreisen. Was tun, wenn frau ungewollt schwanger wird?

Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche ist in Deutschland im vergangenen Jahr um zehn Prozent gestiegen, nur vier Prozent aller Aborte haben medizinische Gründe. Der Eingriff ist kein Pappenstiel. Ein Kind aufzuziehen auch nicht. Auch dafür muss Bewusstsein herrschen, wenn auf weniger sichere Verhütung als die Pille gesetzt wird. Die beste Aufklärung dazu können nur verständnisvolle Ärzte bieten.

Mail an Sylvia Miskowiec