Auf hohem Niveau kann das Krankenhaus Niesky künftig die Notfallversorgung sicherstellen. Das ist auch notwendig, zählt sie doch zu den elementarsten Aufgaben eines Krankenhauses oder einer Klinik. Das Nieskyer Krankenhaus sichert damit den Kreisnorden mit ab. Was auf einem Treffen im Kreis Görlitz zwischen den Klinikchefs über die Notfallversorgung besprochen wurde - in Niesky ist beispielhaft zu sehen, was dahinter steckt.
Um das zu erreichen, wird nicht nur baulich investiert, sondern auch neue Strukturen und veränderte Abläufe geschaffen. Dafür investiert die Diakonissenanstalt (Diako) Dresden als Träger rund 9,6 Millionen Euro. Das Land Sachsen steuert rund 5,7 Millionen Euro bei. "Wir sind fast am Ziel", sagte am Mittwoch Martin Trogisch vor Journalisten. Seit zwei Jahren koordiniert er den Umbau des Krankenhauses mit dem medizinischen Betrieb. "Es ist nicht immer einfach für Personal und Patienten gewesen, aber wir haben keine Station schließen müssen", sagt Trogisch.
Hinter acht Bauabschnitten kann der Koordinator einen Haken machen, zwei stehen noch aus. Die verbleibenden Flure werden den sanierten angeglichen und ein dritter OP-Saal eingerichtet, nachdem die jetzt in dem Zimmer befindliche Endoskopie einen neuen Raum bekommt. Der dritte OP-Saal soll der ambulanten medizinischen Versorgung dienen, sagt der Leitende Chefarzt Nils Walther. Der Chirurg spricht von einem neuen "Ambulanten Zentrum", das in Niesky geschaffen wird.
Funktionsdiagnostik zusammengelegt
Es ist nicht allein die Notfallaufnahme, die auf der Südseite des Krankenhauses neu entstanden ist. Auch die Räume hinter dem Anbau, also im Krankenhaus, wurden erweitert, modernisiert und neu strukturiert. Dazu zählt die Funktionsdiagnostik, die die menschlichen Organe auf ihre Funktion prüft. "Die einzelnen Einheiten sind jetzt zentralisiert und alle zusammengehörenden Räume zusammengelegt", erklärt Chefarzt Walther. Das bedeutet kürzere Wege für Personal und Patienten. Die Technik kann effektiver genutzt werden.
Bessere Bedingungen sind auch für die Rettungssanitäter geschaffen, die Notfallpatienten einliefern. Sie haben einen eigenen Eingang, getrennt von dem der Patienten. Dazu kommen ein Raum für Voruntersuchungen und ein Pausen- und Arbeitsraum für sie. Zudem wurde ein großer, zentraler Aufwachraum mit modernster Überwachungstechnik neu geschaffen. Dieser bindet nur noch zwei Pflegekräfte. Bisher wachten die Patienten in den Krankenzimmern auf.
Getrieben von der Gesundheitspolitik des Bundes, wird Niesky dem Anspruch auf mehr ambulante Eingriffe bereits gerecht. Diako-Sprecher Victor Franke: "Viele Krankenhausleistungen, die früher rein stationär erbracht wurden, finden nun ambulant statt. Ihr Anteil wird noch steigen. Wir sind darauf baulich und organisatorisch perfekt eingestellt."
Kürzerer Aufenthalt im Krankenhaus
Überhaupt haben sich die Zeiten für Aufenthalte im Krankenhaus drastisch gesenkt. Nils Walther kann mit seiner Berufserfahrung den Vergleich ziehen. Weilte ein Patient zur Krampfaderbehandlung in den 1990er Jahren noch eine Woche im Krankenhaus, so belegt er jetzt nur noch für einen Tag das Krankenbett. Dazu kommt, dass in diesem Fall die Patienten zur Hälfte über 80 Jahre sind. Der Durchschnittspatient, der in Niesky stationär behandelt wird, ist 71 Jahre alt.
Bei so einer hohen Investition steht die Frage im Raum, ob sich das für das kleine Krankenhaus mit seinen 100 Betten rechnet. Auch mit Blick auf die angekündigte bundesweite Krankenhausreform. "Allein mit einer medizinischen Grundversorgung wird Niesky nicht überleben", schätzt Nils Walther ein. Deshalb hat man sich in Niesky spezialisiert auf die Behandlung chronischer Wunden mit dem Wundzentrum und die Gefäßchirurgie. "Das sichert uns die Rentabilität", so der Chefarzt.
1.700 Operationen im Jahr
Nils Walther spricht von rund 1.700 Operationen, die im vergangenen Jahr durchgeführt wurden. Das sind knapp fünf OPs am Tag. Dazu stehen zwei OP-Säle zur Verfügung, ein dritter kommt demnächst dazu. Aber bei den beiden bestehenden Sälen müssen die Handwerker den Brand- und den Strahlenschutz noch verbessern. Das soll in den kommenden Wochen geschehen, dann kann nur in einem OP-Saal gearbeitet werden.
Überhaupt hat der fehlende beziehungsweise ungenügende Brandschutz bei dem Umbau die meisten Probleme bereitet, berichtet Martin Trogisch. Erst beim Aufreißen der Decken zeigte sich das Manko, was nicht vorauszusehen war. Einen weiteren Schwerpunkt setzt die Digitalisierung. Diese zeigt sich nicht nur in der neuen Telefonanlage und dem verbesserten WLAN, sondern auch in den Abläufen in den einzelnen Bereichen - bis hin zur digitalen Patientenakte.
Hinweis. Das Krankenhaus Niesky lädt am 26. Oktober zu einem Tag der offenen Tür ein. Von 14 bis 17 Uhr können die neue Notfallaufnahme und die anderen Räume unter fachkundiger Führung besichtigt werden. Die Rettungssanitäter von Falck geben ebenso Einblick in ihre Arbeit.