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Winzerei Paradiesberg, Antje Härtel: Wie kommt man ins Paradies?

Antje Härtel führt eine Straußwirtschaft am Radebeuler Paradiesberg. Die ist so beliebt, dass ihr Wein knapp wird.

Von Olaf Kittel
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Antje Härtel hat ihr Paradies in Radebeul gefunden.
Antje Härtel hat ihr Paradies in Radebeul gefunden. © Thomas Kretschel

Frau Härtel, Sie müssen es wissen: Wie kommt man denn ins Paradies?

Es ist nicht einfach zu finden. Aber so ist das mit dem Paradies.

Genauer wollen Sie es nicht sagen? Vielleicht exklusiv für Leser der SZ?

Na gut, etwas genauer: Das Paradies in Radebeul liegt direkt am Weinwanderweg. Mehr sage ich aber nicht.

Das Paradies soll jeder für sich entdecken?

Richtig. Aber es finden genügend Leute, glauben Sie mir.

Klar, Ihre Straußwirtschaft ist bei schönem Wetter rappelvoll. Sind Sie besorgt, dass es die Hölle wird, wenn noch mehr Leute das Paradies finden?

(lacht) Das Paradies steht jedem offen – und bis jetzt hat jeder einen Platz gefunden. Außerdem gilt: Kein Paradies ohne Schlange.

Wie sind Sie denn an einen Weinberg im Paradies gekommen?

Nach der Erziehungszeit meiner vier Töchter habe ich nach einer Tätigkeit unter freiem Himmel und in der Natur gesucht. Der Weinbau bietet dies das ganze Jahr – es beginnt im Februar mit dem Schneiden und endet im Herbst mit der Lese. Dazu ist die Kombination mit der Veredelung des Weins und der Umgang mit Menschen beim Verkauf das ideale Betätigungsfeld für mich.

Und wie kamen Sie zum Paradiesberg?

Entdeckt hat meine Familie den Platz fürs Ostereiersuchen, er ist so schön. Hier standen damals nur fünfzig Weinstöcke, sonst war das eine verwilderte Wiese mit Brombeergestrüpp und Wald. Ich habe den Eigentümer überzeugen können, mir die Fläche zu verpachten, um sie aufzureben. „An die Arbeit, Frau Härtel, Paradieswinzerin!“, war seine Antwort. Er verpachtete die Fläche übrigens zum Zehnten des Ertrages vom Wein. Das waren fünf Liter im Jahr.

Das ist aber günstig.

Klingt wenig. Aber er wusste, was er tat. Wir haben von 2006 bis 2009 drei Jahre gebraucht, um den Berg urbar zu machen. Wir haben jede Wurzel einzeln aus dem Boden geholt. Eine Menge Arbeit, obwohl es nur ein knapper halber Hektar ist.

Sie pflegen den Wein, keltern ihn und stehen von April bis Oktober donnerstags bis sonnabends hinter dem Tresen, kochen auch noch. Da haben Sie gut zu tun.

Ja, weil ich alles selbst machen will. Ich könnte jetzt keinen einzigen zusätzlichen Weinstock mehr verkraften.

Was zeichnet Ihren Wein aus?

Es gibt sieben Sorten Weißwein, sie haben eine besondere mineralische Note, sind schön fruchtig. Neben dem Wein gibt es viele Magerwiesenpflanzen – wilder Thymian, Habichtskraut, Blauglöckchenblümchen, Hundskamille. In diese Vielfalt investiere ich viel Zeit. Und im Keller sollen sich die Weine selbst entfalten. Da profitiere ich von der langen Zeit, die ich mit den Kindern zu Hause war. Da gibt’s viele Parallelen– die Grundlagen werden ja in der ersten Zeit gelegt.

Sind es Bioweine?