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Negativpreis „Goldener Windbeutel“ für Kinderprodukt von Alete

Foodwatch vergibt jährlich den „Goldenen Windbeutel“. Diesmal landet mit den „Obsties“ ein Produkt auf dem ersten Platz, das sich an Kinder richtet. Es ist nicht der erste Negativpreis für die Marke Alete.

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Bei einer Onlineabstimmung wählten rund 57 Prozent der etwa 56.000 Teilnehmenden die Obsties Erdbeer-Banane mit Joghurt zur dreistesten Werbelüge des Jahres.
Bei einer Onlineabstimmung wählten rund 57 Prozent der etwa 56.000 Teilnehmenden die Obsties Erdbeer-Banane mit Joghurt zur dreistesten Werbelüge des Jahres. © Alete

Berlin. Zu viel Zucker und irreführende Werbung: Die „Obsties Erdbeer-Banane mit Joghurt“ von Alete bestehen zu stolzen 72 Prozent aus Zucker. Das hat dem Kinderprodukt jetzt den Negativpreis „Goldener Windbeutel“ eingebracht. Er wird jährlich von der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch vergeben.

Die Begründung für die eher unrühmliche Auszeichnung: Das Produkt, das als „für Kinder“ und „ohne Zuckerzusatz“ beworben wird, sei die dreisteste Werbelüge des Jahres. Es ist bereits der dritte Negativpreis für den Kinderproduktehersteller Alete.

„Wie oft sollen wir Alete noch mit dem Negativpreis auszeichnen, damit der Konzern keine Zuckerbomben mehr an Kinder vermarktet?“, kritisierte Rebekka Siegmann von Foodwatch. Zuvor hatten etwa 56.000 Verbraucherinnen und Verbraucher abgestimmt: 57 Prozent stimmten für die „Obsties“, die auf dem ersten Platz landeten. Denn zu viel Zucker schadet dem Körper – vor allem jenen, die noch wachsen.

Eine ungesunde Ernährung im Kindesalter kann laut Foodwatch zu einer Reihe von Folgeerkrankungen wie beispielsweise Typ-2-Diabetes führen. Zwar handele es sich bei dem Produkt um Fruchtzucker, dieser sei aber nicht wesentlich gesünder als industrieller Zucker.

Foodwatch fordert Politik zum Handeln auf

Der Hersteller – das Deutsche Milchkontor (DKM) – reagierte bereits auf die Nominierung und räumte in einer Stellungnahme an Foodwatch ein, es sei zu einer „Aufkonzentrierung des natürlichen (Frucht-)Zuckers“ gekommen. Es werde keine Zutat für eine süßende Wirkung eingesetzt.

Der gemeinnützige Verein forderte auch die Politik zum Handeln auf und hat dabei besonders die FDP im Blick. „Statt die Profitinteressen der Konzerne zu schützen, muss die Bundesregierung der Kindergesundheit oberste Priorität einräumen“, sagte Siegmann und verlangte von den Liberalen, ihren Widerstand gegen das von Bundesernährungsminister Cem Özdemir geplante Gesetzesvorhaben für mehr Kinderschutz in der Werbung aufzugeben. Es sieht vor, Werbung für Lebensmittel mit zu viel Zucker, Salz oder Fett, die an Kinder gerichtet ist, künftig zu verbieten. Das Vorhaben wurde im Koalitionsvertrag verankert. Darüber hinaus forderte Foodwatch, dass auch die Verpackungsgestaltung angepasst werden müsse, um Produkte für Kinder optisch unattraktiver zu machen.

Weitere „Auszeichnungen“

Platz zwei des Negativpreises geht an „Langnese Cremissimo Bourbon Vanille“ von Unilever. Das Eis sei ein besonders dreistes Beispiel für „Shrinkflation“: Bei einem gleichbleibenden Preis von 3,99 Euro wurde die Verpackungsgröße von 1300 Milliliter auf 900 Milliliter verringert. Das entspricht einer realen Preiserhöhung von 44 Prozent. Unilever begründete die Änderungen mit einer „steigenden Nachfrage“ nach kleineren Produktvarianten. Auf der 1300-Milliliter-Packung habe man die Mehrmenge von 44 Prozent angegeben, sagte das Unternehmen dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Auf den dritten Platz wurde der „Vegane Schinken Spicker Mortadella“ der Rügenwalder Mühle gewählt. Dieser ist laut Verpackung „auf Basis von Sonnenblumenkernen“, enthält in der Realität aber nur zu zwei Prozent Sonnenblumenprotein. Im Zuge der Nominierung kündigte das Unternehmen nun an, die Beschriftung zu „Mit Sonnenblumenkernen“ ändern zu wollen.

Den vierten Platz belegt der Riegel „Offset Nutrition Pretty Little Meal Bar“ von Famous Brands. Er werde vor allem in den sozialen Medien als Hauptmahlzeit beworben, so Foodwatch. Der Riegel enthält fast fünf Zuckerwürfel. Famous-Brands-Geschäftsführerin Çağla Mothes sagte dem „Spiegel“, der Zuckergehalt sei bewusst so gesetzt, um Anforderungen der Health Claims Verordnung (HCVO) und der deutschen Diätverordnung zu erfüllen.

Auf dem fünften und letzten Platz landet die „Heisse Tasse Champignon Creme“ von GB Food Deutschland. GB Foods Deutschland bezog ebenfalls Stellung gegenüber dem „Spiegel“ und sagte, die getrockneten Champignonstücke würden einer elffachen Menge frischer Pilze entsprechen.

Nach Angaben von Foodwatch ändert dies nichts am tatsächlichen Gemüsegehalt des Produkts. Eine gesunde Gemüsesuppe für zwischendurch? Fehlanzeige. Das Produkt, das mit „echtem Gemüse“ beworben wird, bestehe gerade einmal zu zwei Prozent aus Gemüse. Der überwiegende Teil entfalle auf modifizierte Kartoffelstärke, Palmöl und Glukosesirup. Auch dafür gibt es einen „Goldenen Windbeutel“ von Foodwatch. (RND)