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Der Hausarzt geht in den Ruhestand – was nun?

Von vier Allgemeinmedizinern in der Region Döbeln haben nur zwei einen Nachfolger gefunden. Das wird für viele Patienten zum Problem.

Von Cathrin Reichelt
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Andrea Mielke, Andreas Schön, Martin Preißer und Sven Liebhauser (von links) informieren über den vor Kurzem gegründeten Weiterbildungsverbund „Junge Ärzte für die Region Döbeln“.
Andrea Mielke, Andreas Schön, Martin Preißer und Sven Liebhauser (von links) informieren über den vor Kurzem gegründeten Weiterbildungsverbund „Junge Ärzte für die Region Döbeln“. © SZ/DIetmar Thomas

Region Döbeln. Christine Falk benötigt regelmäßig Medikamente. Das Rezept dafür hat ihr bisher Rosemarie Wockenfuß ausgeschrieben. Doch die Döbelner Allgemeinmedizinerin hat ihre Praxis zum 31. März geschlossen. Nun ist Christine Falk auf der Suche nach einem neuen Hausarzt. Bisher erfolglos.

Alle Anfragen an Praxen in Döbeln sind ins Leere gelaufen. Mitarbeiter ihrer Krankenkasse hätten ihr erklärt, dass ein Weg von 30 Kilometern zum Hausarzt zumutbar sei. Im Moment sei das machbar. Noch könne sie Auto fahren.

„Aber man muss auch an später denken“, sagt die 70-Jährige und setzt ein wenig Hoffnung in das Döbelner Krankenhaus. Denn dort könne man, so habe sie gehört, zumindest ein Rezept für die Medikamente erhalten.

Das verneint der Verwaltungsleiter des Klinikums Martin Preißer jedoch. „Ich habe mich dazu auch mit der Kassenärztlichen Vereinigung ausgetauscht, ob es aktuelle Sonderregelungen gibt. Diese sind definitiv nicht vorhanden“, sagt er.

Region Döbeln mit Hausärzten unterversorgt

Rosemarie Wockenfuß ist eine von vier Hausärzten, die innerhalb von vier Monaten ihre Praxis geschlossen haben. Zu diesen Allgemeinmedizinern gehört auch Rita Schröber in Döbeln, die am 30. April ihren Arztkittel an den sprichwörtlichen Nagel hängt. Diese beiden haben, im Gegensatz zu Beate Warmer in Döbeln und Sylke Otto in Roßwein, keinen Nachfolger gefunden. Nun sind mehrere tausend Patienten auf der Suche nach einem neuen Arzt.

Diese Suche wird voraussichtlich schwierig, denn in der Region Döbeln sind zwölf Hausarztstellen unbesetzt. Der Versorgungsgrad liegt damit bei 83,4 Prozent. Der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen Sachsen hat für den Planungsbereich Döbeln für die hausärztliche Versorgung eine drohende Unterversorgung festgestellt, teilt die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Sachsen mit.

Perspektivisch sei ein Versorgungsgrad unter 75 Prozent zu erwarten. Wenn Patienten keinen neuen Hausarzt finden, sei auch eine Terminvermittlung über die Terminservicestelle der KV im Internet möglich. „Hausärzte in anderen Kommunen der Region Döbeln haben zudem Unterstützung angeboten. Diese Möglichkeit sollten Patienten nutzen“, meint die Allgemeinmedizinerin Andrea Mielke. Auch, wenn der Weg weiter ist.

Weiterbildungsverbund gegründet

Die Hausärztin ist auch Initiatorin des Weiterbildungsverbundes „Junge Ärzte für die Region Döbeln“, der zum 1. April gegründet wurde. In dem haben sich die Stadt Döbeln, das Klinikum Döbeln für den stationären Bereich sowie die Ärzte Andrea Mielke, Heike Strobel und Stefan Aurich für den ambulanten Bereich zusammengeschlossen.

„Ziel ist ein Rundum-Sorglos-Paket für angehende Ärzte, das deren fachliche Ausbildung beinhaltet und mit dem auch die Rahmenbedingungen geschaffen werden sollen, damit sich die jungen Leute in Döbeln wohlfühlen“, sagt Oberbürgermeister Sven Liebhauser (CDU).

Nach dem Studium müssen angehende Ärzte eine Facharztausbildung absolvieren. Die Fachrichtungen und die jeweilige Ausbildungszeit sind dabei teilweise festgeschrieben. „Der Verbund kann vermitteln, wo und wann die einzelnen Teilausbildungen bei einem Allgemeinmediziner oder im Klinikum erfolgen können“, sagt Andrea Mielke.

Sie dämpft gleichzeitig die Erwartung, dass sich in nächster Zeit junge Ärzte in der Region ansiedeln werden. Denn eine Facharztausbildung dauert fünf Jahre. Zudem seien 80 Prozent Ärztinnen, von denen viele in dieser Zeit ein Kind bekämen, sodass sich die Ausbildung noch verlängert. „Es ist ein langfristiges Ziel“, so Liebhauser.

Werbung an Unis und im Internet

Idealerweise sollten sich die Ärzte nicht nur beruflich, sondern auch privat in Döbeln wohlfühlen. Ihnen die sogenannten weichen Standortvorteile nahezubringen, wie kurze Wege, Wohnungs- oder Baulandangebote, Kitaplätze und Ähnliches sieht sich die Stadt in der Verantwortung.

„Dafür haben wir eine Koordinierungsstelle eingerichtet“, sagt der Sachgebietsleiter Wohnen/Soziales Andreas Schön. Geplant sind außerdem eine Internetseite und eventuell eine Repräsentationsmappe.

Während Andrea Mielke Kontakte an die Uni Dresden hat, wo sie als Seminarleiterin tätig ist und als Tutorin bereits drei Stipendiaten aus Mittelsachsen betreut, werde Martin Preißer an der Leipziger Uni für Döbeln werben. Zudem sei ein Netzwerktreffen geplant. Entscheiden sich junge Ärzte für Döbeln, wolle der Verbund bei der Niederlassung beraten oder Kontakte für eine Praxisübernahme vermitteln.

  • Kontakt Koordinierungsstelle Weiterbildungsverbund: Tel. 03431 579213, Mail: [email protected]