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Bei Hitze steigt die Herzinfarktgefahr um 60 Prozent

In Sachsen leiden überdurchschnittlich viele Menschen an Bluthochdruck, zeigen aktuelle Daten der Barmer. An heißen Tagen wie jetzt müssen selbst die Patienten aufpassen, die bereits Medikamente nehmen.

Von Sylvia Miskowiec
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Bei Hitze kann der Blutdruck absacken.
Bei Hitze kann der Blutdruck absacken. © ZB

Temperaturen um die 30 Grad Celsius bedeuten Stress für Bluthochdruckpatienten - und davon gibt es in Sachsen 40 Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt. Im Freistaat leidet laut Daten des BARMER Morbiditäts- und Sozialatlas mit rund 36 Prozent mehr als jeder dritte Erwachsene unter Hypertonie, so der medizinische Fachausdruck. Bundesweit trifft es gut jeden Vierten. Schlechter als Sachsen stehen nur Thüringen und Sachsen-Anhalt da, wo jeweils fast 38 Prozent der Erwachsenen einen zu hohen Blutdruck haben.

Ist es, wie jetzt, draußen heiß, steigt stressbedingt bei manchen Menschen der Blutdruck. Bei den meisten aber sackt er ab, denn durch die Wärme weiten sich die Gefäße. „In solchen Fällen drohen Ohnmacht, Schwindel oder gar Herzrhythmusstörungen, insbesondere in Kombination mit blutdrucksenkenden Medikamenten“, sagt Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Sachsen. Besonders schnelle Temperatursteigerungen belasteten die Patienten, warnt die Deutsche Hochdruckliga: „Nehmen die Außentemperaturen von einem auf den nächsten Tag um mehr als fünf Grad zu, wächst die Herzinfarktgefahr für Menschen mit Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen um rund 60 Prozent.“

Nur Leipzig und Dresden mit niedrigen Zahlen

Am gefährdetsten sind laut Barmer-Daten die Nordsachsen, wo mehr als 41 Prozent der Erwachsenen wegen Bluthochdrucks in Behandlung sind. Nicht viel besser sieht es in den meisten anderen Regionen des Freistaats aus: In den Landkreisen Görlitz, Meißen und Bautzen liegt der Anteil der Hypertonie-Patienten bei rund 40 Prozent. Bis auf die beiden Städte Leipzig (knapp 28 Prozent) und Dresden (29 Prozent) schafft es kein anderer Kreis in Sachsen unter die 38-Prozent-Marke.

Besonders auffällig: Ab einem Alter von 60 Jahren nehmen die Erkrankungen enorm zu. Mehr als die Hälfte der 60- bis 69-jährigen Männer im Freistaat hat einen krankhaft erhöhten Blutdruck, bei den sächsischen Frauen sind es gut 46 Prozent. Doch je älter Frauen werden, desto mehr leiden auch sie unter Bluthochdruck.

Bei Hitze regelmäßig Blutdruck messen

Selbst eine gute medikamentöse Einstellung mit Blutdrucksenkern kann während einer Hitzeperiode durcheinandergeraten. „Hypertonie-Patienten sollten deshalb vor allem bei hohen Temperaturen ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren“, rät Welfens. 120 zu 80 sind die optimalen Werte, die ein Blutdruckgerät anzeigen sollte. Der höhere, systolische Wert steht für den Druck beim Herzschlag, also wenn sich der Herzmuskel zusammenzieht und sauerstoffreiches Blut in die Gefäße pumpt. Der niedrigere, diastolische Wert zeigt den Druck auf die Gefäße, wenn der Herzmuskel erschlafft. Normal sind Werte bis 129/84 mm HG (Millimeter Quecksilbersäule).

„Sinkt bei länger anhaltenden Temperaturen über 25 Grad der systolische Blutdruckwert dauerhaft auf 110 oder sogar darunter, sollten Betroffene ihren Arzt aufsuchen“, empfiehlt Mediziner Hans-Georg Predel von der Deutschen Hochdruckliga. Eventuell sei eine vorübergehende Dosisreduktion notwendig. Allerdings sollten Betroffene den Blutdruck weiterhin kontrollieren, um bei einem Anstieg rechtzeitig gegenregulieren zu können.

Bluthochdruck-Patienten haben weniger Durst

Wer Blutdrucksenker einnimmt, muss bei Hitze zudem doppelt aufpassen. Nicht nur, dass die Wärme die Wirkung verstärken kann, sondern auch, dass man weiterhin genug trinkt. „Blutdrucksenker haben als Nebenwirkung zur Folge, dass Durst nicht mehr so stark empfunden wird“, so Welfens. „Wenn zusätzlich wassertreibende Diuretika, auch bekannt als Wassertabletten, eingenommen werden, droht ohne ausreichende Flüssigkeitszufuhr ein Austrocknen des Körpers.“ Es werde empfohlen, über den Tag verteilt mindestens zwei Liter zu trinken, am besten Wasser, verdünnte Säfte oder ungesüßten Tee. Die Getränke sollten leicht gekühlt sein oder Zimmertemperatur haben. Zu kalte Getränke, warnt die Uni Gießen, könnten schlimmstenfalls unangenehme Magenkrämpfe auslösen und damit die Flüssigkeitsaufnahme behindern.

Zum Thema „Hitze und Gesundheit“ berät auch die Hitze-Hotline des Barmer-Teledoktors jeden Interessierten unabhängig von seiner Krankenversicherung täglich von 6 bis 24 Uhr unter der kostenlosen Rufnummer 0800 84 84 111.