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Junger Arzt führt Praxen in Niesky und Rothenburg weiter

Dr. Dietrich Hartmann geht zum Monatsende in Rente. Um seinen Nachfolger Falko Hoppenz kümmerte er sich beizeiten. Er führte ihn zum Facharzt. Eines aber wird künftig fehlen.

Von Steffen Gerhardt
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Falko Hoppenz (links) übernimmt die Arztpraxen von Dr. Dietrich Hartmann sowohl in Niesky als auch im  MVZ des Martinshofes Rothenburg.
Falko Hoppenz (links) übernimmt die Arztpraxen von Dr. Dietrich Hartmann sowohl in Niesky als auch im MVZ des Martinshofes Rothenburg. © André Schulze

Niesky verliert einen weiteren langjährigen Hausarzt, der sich in die Rente verabschiedet: Dr. med. Dietrich Hartmann. Zum Monatsende hört der Allgemeinmediziner und Kinderarzt auf. An seiner Seite "herangewachsen" ist über die Jahre sein Nachfolger. Falko Hoppenz ist 36 Jahre jung und übernimmt nahtlos die beiden Praxen des Medizinischen Versorgungszentrums Martinshof gGmbH mit den Standorten in Rothenburg in der Mühlgasse und in Niesky in der Muskauer Straße.

Mit der Praxisübernahme zum 1. Juli hat Falko Hoppenz seine Zulassung als Facharzt für Allgemeinmedizin in der Tasche. Die praktische Weiterbildung dazu hat er bei seinem Vorgänger in den zurückliegenden zwei Jahren absolviert. Insgesamt dauert die Ausbildung zum Facharzt im Anschluss an das sechsjährige Medizinstudium fünf Jahre. Die beiden Mediziner kennen sich aber schon länger, berichtet Dietrich Hartmann. Als ausgebildeter Notfallsanitäter ist Falko Hoppenz zu den Fällen gefahren. Mit ihm immer auch ein Notarzt, darunter auch Dr. Hartmann.

Zum Praktikum bei Dr. Hartmann

Die Gespräche führten dahin, dass Hartmann für eine berufliche Qualifizierung plädierte und Hoppenz seine Unterstützung zusagte, damit aus dem Sanitäter ein Arzt wird. Bereits seine Praktika in der Ausbildung zum Rettungssanitäter absolvierte Hoppenz in der Praxis von Dr. Hartmann. Doch der berufliche Weg führte ihn zunächst zur Bundeswehr, in der er als Rettungssanitäter tätig wurde. In dieser Zeit reifte bei ihm der Entschluss, ein richtiger Mediziner zu werden. Hoppenz bewarb sich erfolgreich zum Medizinstudium in Halle. "Mein Wunsch war schon damals, Hausarzt zu werden. Eine spezielle Fachrichtung wollte ich nicht einschlagen", berichtet er.

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Nun ist der junge Mann, der mit seiner Familie in Steinölsa wohnt, ein Hausarzt. Wie sein Vorgänger bleibt er im Angestelltenverhältnis, hat also keine eigene Niederlassung. Er gehört dem Ärzteteam des MVZ Martinshof in Rothenburg an und nutzt die Praxen im MVZ und in Niesky. Dietrich Hartmann hatte 2012 seine Niederlassung aufgegeben und war ins MVZ gewechselt. Der Nieskyer Arzt hört mit einem kleinen Jubiläum auf. Denn zum 1. Juli vor 30 Jahren hat er seine eigene Niederlassung im Haus seiner Eltern auf der Muskauer Straße gegründet. Hier bleibt er auch in seinem Ruhestand wohnen, sagt der 67-Jährige.

Als Pfleger und Sanitäter zum Arztberuf

Wie Hoppenz ist auch Hartmann nicht direkt zum Arztberuf gekommen. 1974 begann Dietrich Hartmanns medizinische Berufslaufbahn als Hilfspfleger in einem Bezirkskrankenhaus. Ein Jahr später nahm er ein fünfjähriges Medizinstudium auf, gefolgt von einer einjährigen Pflichtassistenz. Seine erste Arbeitsstelle war die NVA, denn Dietrich Hartmann wurde gleich nach seiner Ausbildung zum 18-monatigen Wehrdienst eingezogen. 1984 begann er als Kinderarzt in der Kinderklinik Görlitz, legte seine Facharztprüfung ab und promovierte.

1991 wechselte Hartmann in das Nieskyer Krankenhaus, um seine zweite Facharztausbildung zum Allgemeinmediziner zu machen. "Im Gegensatz zu heute gab es zu viele Ärzte und zu wenige Plätze für die Weiterbildung. Ich musste mich gedulden." Erst im Sommer 1999 konnte er sich der Prüfungskommission vorstellen und die Weiterbildung erfolgreich beenden.

In den folgenden Jahren war Dr. Hartmann nicht nur Kinder- und Hausarzt, sondern auch Notarzt und arbeitete im Nieskyer Team für spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) mit. Das ermöglicht Schwerstkranken im fortgeschrittenen Stadium einer unheilbaren Erkrankung im Betreuten Wohnen, zu Hause oder im Pflegeheim betreut zu werden. Dem SAPV und dem Rettungsdienst will Dr. Hartmann auch als Rentner die Treue halten. "Ich habe mir für die nächsten Monate einiges vorgenommen, wofür bisher die Zeit fehlte, aber für diese beiden Einrichtungen will ich weiter tätig sein."

Behandlungszeiten ändern sich

Zunächst gibt es neue Behandlungszeiten. "Ich will an einem Tag nicht mehr hin und her pendeln und damit Zeit vergeuden, deshalb bin ich ganztags entweder in Niesky oder Rothenburg", erzählt der junge Arzt. Dabei legt er den Schwerpunkt auf Rothenburg. Dort ist er am Dienstag, Donnerstag und Freitag. In Niesky am Montag und Mittwoch. Ganztägig hält Falko Hoppenz am Montag und Donnerstag Sprechstunde, die anderen Tage nur vormittags. "Denn ich werde auch die Hausbesuche mit übernehmen", sagt er.

Zeit und Kapazitäten für Neuaufnahmen hat Falko Hoppenz kaum, denn er kümmert sich jetzt auch um die Patienten, die bisher Dr. Hartmann behandelt hat. Und noch einen Nachteil haben besonders junge Familien. Mit dem Weggang von Dr. Hartmann verlässt auch ein Kinderarzt die Praxis. Nun hat Niesky nur noch zwei Kinderärztinnen, für die das Rentenalter auch näher rückt. Falko Hoppenz ist Allgemeinmediziner und kein Kinderarzt. Dabei soll es auch bleiben, denn jetzt wartet der Praxisbetrieb in eigener Verantwortung auf den jungen Mann.