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Sachsens Gartenakademie: Das alles können Sie jetzt noch pflanzen

Die Hochbeete werden nun neu bestückt. In Dresden-Pillnitz wird gezeigt, welche Kombinationen sinnvoll sind. Und es gibt kostenlosen Rat für nahezu jedes Gartenproblem.

Von Susanne Plecher
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Paprika, Zucchini, Minigurken, Tomaten sind in den Versuchshochbeeten in Pillnitz gewachsen, aber ihre Vegetationsperiode nähert sich dem Ende. Sie machen Platz für Neues.
Paprika, Zucchini, Minigurken, Tomaten sind in den Versuchshochbeeten in Pillnitz gewachsen, aber ihre Vegetationsperiode nähert sich dem Ende. Sie machen Platz für Neues. © SZ/Veit Hengst

Der Regen hat den Staub von den Blättern gewaschen, die Hitze vertrieben – und überall in Sachsen den Herbst eingeläutet. Das zeigt sich auch auf den Versuchsflächen des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Pillnitz. Zwar hängen dort die Buschtomaten noch prall und schwer über den Rändern der Hochbeete. Auch Auberginen machen mit weißen Früchten ihrem deutschen Namen alle Ehre: Wie Eier perlen sie aus dem Laub. Doch die Kraft der Pflanzen hat nach den Wochen des Hitze- und Trockenheitsstresses und der unablässigen Produktion von Früchten nachgelassen. Etliche haben Trockenheitsränder oder Mehltau an den Blättern, und Lücken in der Bepflanzung zeigen, dass ihn manche nicht überlebt haben – oder längst verspeist wurden. Aber das Ende des Sommers kann auch im Garten ein Neubeginn sein.

Kerstin Viehweger geht durch die Beetreihen. Sie hat ein Körbchen mit Erdbeerpflanzen und einer kleinen Pflanzschaufel in der Hand. „Die Hochbeete können jetzt neu bestückt werden“, sagt die Diplomgartenbauingenieurin und blickt sich auf dem Versuchsfeld um. Exemplarisch wird hier in vielen Hochbeeten probiert und gezeigt, welche Pflanzen und Kombinationen für die Kultur denkbar und machbar sind und welche Materialien sich für den Bau eignen. Gemüse-, Obst- und Zierpflanzen wachsen hier in Mischkultur bunt durcheinander. Ergänzt werden sie mit Kräutern und kleinen Sträuchern. Ein jedes Hochbeet ist ein bunter Naschgarten. Erdbeeren, Paprika, Zucchini, Tomaten, Auberginen werden da mit Basilikum, Zitronenthymian und einer Himbeerpflanze kombiniert. Oder Salat mit Melone, Gurke und Zitronengras. Süßkartoffeln dienen mit ihrem üppigen Laub als Schattenspender für andere Pflanzen.

Kerstin Viehweger ist neben der Landschaftsarchitektin Anja Seliger eine der beiden Frauen, die die Sächsische Gartenakademie in Pillnitz mit Leben erfüllen. Ihr Berufsalltag dreht sich darum, dass andere im Garten Ernteerfolge haben.

Erfolgreicher Gartenpodcast

In Zusammenarbeit mit den Fachleuten des Landesamtes halten sie kostenlose Vorträge für Haus- und Kleingärtner zu allen denkbaren Gartenthemen, stellen online aktuelle Gartentipps zusammen, organisieren und koordinieren Weiterbildungen für Gartenfachberater, schulen Pflanzendoktoren, erstellen Broschüren zum Anbau von Obst, Gemüse, Zierpflanzen und Sträuchern – all das im Auftrag des Freistaates. Vor Kurzem ist die neue Ausgabe ihres Gartenpodcasts veröffentlicht worden. In Folge 38 geht es im „Kleinen Tipp“ um den Rosenschnitt im Sommer. Wer den richtig setzt, kann sich bis zum ersten Frost über zahlreiche Blüten freuen. Alles kann man die beiden Frauen fragen. Sie wissen Rat oder holen ihn ein.

„Wenn Sie jetzt remontierende Erdbeeren pflanzen, können die bis zum Frost noch etliche Früchte ausbilden“, sagt Kerstin Viehweger. Remontierende, also mehrmalstragende Sorten sind zum Beispiel Amandine, die bis in den Herbst hinein mittelgroße Früchte bildet. Oder Hademar, deren süße, feste Beeren bis in den Oktober geerntet werden können. Auch Kohlrabi, jetzt gepflanzt, kann es bis zum Winter noch zu achtbarer Größe bringen.

Blütenpracht im Spätsommer: Sonnenhüte sind nicht nur eine Augenweide. Mit ihren offenen Korbblüten ernähren sie auch viele Insekten.
Blütenpracht im Spätsommer: Sonnenhüte sind nicht nur eine Augenweide. Mit ihren offenen Korbblüten ernähren sie auch viele Insekten. © SZ/Veit Hengst
Anja Seliger und Kerstin Viehweger sind die beiden Macherinnen der Gartenakademie. Einen großen eigenen Garten hat jede trotzdem noch.
Anja Seliger und Kerstin Viehweger sind die beiden Macherinnen der Gartenakademie. Einen großen eigenen Garten hat jede trotzdem noch. © SZ/Veit Hengst
Üppig trägt diese Buschtomate. In den Versuchshochbeeten in Pillnitz wachsen ertragreiche Sorten wie Baby Boomer oder Romello.
Üppig trägt diese Buschtomate. In den Versuchshochbeeten in Pillnitz wachsen ertragreiche Sorten wie Baby Boomer oder Romello. © SZ/Veit Hengst

Eine klassische Herbstbepflanzung des Hochbeetes aber sind die anspruchslosen Salate. „Auch die können jetzt ausgesät oder als Jungpflanzen gesetzt werden“, sagt Anja Seliger. Besonders geeignet sind Pflücksalate. Die Samentütchen sind meist für unter einen Euro in Garten- und Baumärkten oder Drogerien erhältlich. Da der Boden noch warm ist, keimen sie in ein bis zwei Wochen. Bis zur Ernte brauchen die Pflanzen noch einmal vier bis sechs Wochen – Ende Oktober könnte es soweit sein.

Schont man das Herz, wachsen neue nach

„Asia-Salate eignen sich ebenfalls. Sie gehören zu den Kohlgemüsen und enthalten Senföle. Man muss sie gut gießen, sonst werden sie sehr scharf“, erklärt Kerstin Viehweger. Asia-Salate sind in unseren Breiten noch recht neu. Die beste Aussaatzeit ist jetzt, da die große Hitze vorüber ist. Zu behandeln sind diese zu den Blattsenf-Arten gehörenden Pflanzen wie Pflücksalate: Nur die äußeren Blätter werden geerntet. Schont man das Herz, wachsen dauernd neue nach. Es gibt viele Sorten, doch für den Herbstanbau sind die kältetoleranten wie Mustard Red Giant, der mit seinem leicht scharfen Geschmack an Meerrettich erinnert, oder Komatsuna Green Boy, dessen fleischigen Blätter Frost bis minus zwölf Grad Celsius überstehen sollen, besonders geeignet. Die zarten Blätter lassen sich unter andere Salate mischen, größere Blätter sind ein gutes Wok-Gemüse.

Auch Feldsalat wird nun gesät. „Oder das Tellerkraut. Es hat hübsche herzförmige Blätter, die einen frischen, nussigen Geschmack haben“, sagt Anja Seliger. Interessant ist vor allem, was drin steckt, denn das auch Postelein oder Winterportulak genannte Kraut enthält viel Vitamin C, Magnesium, Kalzium und Eisen. Gesät wird direkt an Ort und Stelle ins Hochbeet, in Blumentöpfe oder Balkonkästen.

Dafür reichen auch Lücken. Die Hochbeete müssen keinesfalls vollständig leergeräumt sein. Im Sinne des naturnahen Gärtnerns ist es sogar wünschenswert, wenn einige Pflanzen stehen bleiben dürfen. „Wir vertreten die Philosophie, dass man nicht alles zu 100 Prozent erntet, sondern der Natur und damit anderen Lebewesen etwas lässt“, sagt Anja Seliger. Wer ein paar Möhren, Dill oder Fenchel wachsen und im Folgejahr zur Blüte kommen lässt, bietet Schmetterlingen wie dem Schwalbenschwanz eine Kinderstube und anderen Insekten Überwinterungsmöglichkeiten. Das muss nicht liederlich aussehen: Rosenkohl habe einen schönen Blütenstand und Grünkohl attraktive Blätter, versichert Kerstin Viehweger. „Man kann das einfach mal ausprobieren und mit den Möglichkeiten der Pflanzen spielen. Oft ergeben sich dadurch ungeahnt spannende Optiken“, sagt Anja Seliger.

Ein neues Insektenzentrum zum Jubiläum

Eine kleine Wildbiene summt an ihr vorbei und landet auf der zartrosa Blüte einer Duftgeranie. „Es gibt eine Bienenart, die Osmia, die Blütenblätter zum Bau ihrer Brutzellen verwendet“, erklärt die Landschaftsarchitektin. Eine andere Art, die Schenkelbiene, sammelt Öl aus den Drüsen des Gilbweiderichs, um ihre Nisthöhle damit zu konservieren. Nahrung gibt es ausreichend auf dem Gelände der Sächsischen Gartenakademie.

2025 feiert sie ihr 30-jähriges Bestehen. Das neue Insektenzentrum mit Dachgarten und Bienenbeuten, das im Juni eröffnet wurde, wirkt da wie ein vorfristiges Geschenk. Das sehen auch Anja Seliger und Kerstin Viehweger so und freuen sich auf alle Gäste, die sie auf ihren vielfältigen Veranstaltungen im Tagungsraum des modernen Glasbaus begrüßen werden.

Die Gartenakademie:

Die Sächsische Gartenakademie lädt u.a. jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat von 17 bis 19 Uhr zu Vorträgen, Spaziergängen oder Werkstätten ein.

  • „BienenBrückenBauen“ Wildpflanzen für Wildbienen. Das Mitmachprojekt zeigt, wie man ohne großen Aufwand Nisthabitate und Nahrungsquellen für Wildbienen bereitstellen kann. Dienstag, 24. September, 18 Uhr.
  • Farbenfrohe Gehölze im Herbst – ein thematischer Spaziergang über die Pillnitzer Versuchsflächen. Donnerstag, 26. September, 17 Uhr.
  • Nisthilfen für Insekten im Haus- und Kleingarten. Samstag, 28. September, 9 bis 12 Uhr.
  • Der insektenfreundliche Garten im Herbst. Wie und wo finden Insekten Unterschlupf im Garten? Was kann getan werden, damit Insekten gut durch den Winter kommen? Donnerstag, 10. Oktober, 17 bis 19 Uhr.
  • Kleintiergerechter Garten im Herbst und Winter. Was kann man tun, dass Igel und andere Kleintiere gut den Winter überdauern? Donnerstag, 24. Oktober, 17 bis 19 Uhr.
  • „Wildbienen – die unscheinbaren Schwestern der Honigbiene“. Doch wie sehen Wildbienen eigentlich aus, wo leben sie und wovon ernähren sie sich in der Stadt? Dienstag, 29. Oktober, 18 bis 19 Uhr.
  • Binden von Adventskränzen. Der Workshop findet im Insektenzentrum statt. Donnerstag, 28. November, von 17 bis 19 Uhr.
  • Adresse: Lohmener Straße 10, 01326 Dresden. Anmeldung jeweils unter [email protected]