Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Leben und Stil

Abschied vom Tomatenjahr - und von unserer Tomatenqueen

Swetlana Hüttner ist wegen ihrer Leidenschaft als „Tomatenqueen“ bekannt. In dieser Kolumne führt sie durchs Tomatenjahr – heute letztmalig mit Einschätzung der Ernte und Tipps zum Verarbeiten.

 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Tomaten, so weit das Auge reicht, gibt es derzeit im Garten von Swetlana Hüttner Nun geht es darum, die reiche Ernte auch gut zu verarbeiten
Tomaten, so weit das Auge reicht, gibt es derzeit im Garten von Swetlana Hüttner Nun geht es darum, die reiche Ernte auch gut zu verarbeiten © Andreas Kretschel

Von Swetlana Hüttner (aufgeschrieben von Cristina Zehrfeld)

Am vergangenen Sonntag hatte ich einen Großerntetag. Ich habe kurz vor Temperatursturz und Regen alle reifen und einige weitgehend reife Tomaten gepflückt. Und ich hoffe, das haben Sie auch getan, denn bei der jetzigen Nässe gibt es schnell enorme Schäden. Manche Tomatensorten platzen schon bei hoher Luftfeuchtigkeit oder Frühnebel auf. Deshalb ist es wichtig, als Tomatengärtner immer die Wettervorhersage im Blick zu behalten.

Durch Hitze und Sonne gab es im August eine regelrechte Tomatenschwemme. Alles ist praktisch gleichzeitig gereift. Und so waren Mitte August auch die ersten drei Früchte meiner russischen Feldtomate reif. Dieses Experiment ist sehr gut geglückt. Die Tomaten sind deutlich größer, als ich es erwartet hatte. Und sie haben enorme Vorteile: Sie platzen bei Nässe nicht auf. Zudem sind sie gut transport- und lagerfähig. In Russland ist das wichtig, weil der Garten oft weit entfernt und der Weg bis zur Verarbeitung entsprechend weit ist.

Eine angenehme Überraschung war in diesem Jahr das Experiment mit der russischen Feldtomate: Die Früchte sind größer als gedacht. Sie platzen bei Nässe nicht auf. Zudem sind sie gut transport- und lagerfähig.
Eine angenehme Überraschung war in diesem Jahr das Experiment mit der russischen Feldtomate: Die Früchte sind größer als gedacht. Sie platzen bei Nässe nicht auf. Zudem sind sie gut transport- und lagerfähig. © Andreas Kretschel

​Doch längst nicht alle Sorten sind transport- und lagerfähig. Deshalb kommt es bei Tomaten auch darauf an, sie möglichst rasch zu verarbeiten. Man kann bei guter Ernte ja nicht alles sofort aufessen.

Wie ich Tomatensoße herstelle

Ich selbst verarbeite die Früchte hauptsächlich zu Tomatensoße. Zuerst entnehme ich die Samen, soweit ich diese benötige. Danach kommt alles in einen Topf und wird gekocht. Etwa 90 Minuten lang. Viel Würze kommt bei mir nicht hinein: Salz und Pfeffer. Manchmal Basilikum und Petersilie. Zucker gebe ich prinzipiell nicht dazu. Mit den Gewürzen übertreibe ich es auch nicht, denn ich will ja keinen Ketchup herstellen, sondern den Eigengeschmack der Tomaten erhalten.

Wer es kräftiger mag, muss eben nachwürzen. Beim Kochen ist es wichtig, das Wasser, welches sich oben absetzt, immer wieder abzuschöpfen. Zum einen wird dadurch die Kochzeit verkürzt, zum anderen wird die Soße dicker. Schließlich wird alles püriert. Wenn die Soße für andere gedacht ist, gebe ich sie noch durch ein Sieb. Für mich selbst lasse ich die Haut aber in der Soße. Dadurch ist sie zwar nicht ganz so sämig, aber unter der Haut stecken die meisten Vitamine.

Fast ein Kilo schwere Tomate war nur Mittelmaß

​Meine Ernte war zwar reich, aber eine richtige Siegertomate hatte ich nicht. Mit meiner etwa 970 Gramm schweren Beefsteak Albi konnte ich beim Wettbewerb unserer Whatsapp-Gruppe um die größte Tomate jedenfalls nicht punkten. Die Siegertomate hat in diesem Jahr über 1.200 Gramm auf die Waage gebracht. Trotzdem muss ich sagen, dass dieses Jahr insgesamt ein gutes Tomatenjahr war. Und das trotz der Verluste durch den späten Frost. Inzwischen verdorren die ersten Pflanzen, bei anderen Sorten geht die Ernte noch bis Oktober. Ich selbst verabschiede mich in diesem Jahr nicht nur in eine Winterpause.

Tomatenqueen macht ein Jahr Pause

​Ich will ein Jahr aussetzen. Und ich muss das auch. Nach fünf Jahren intensiver Kultivierung von Tomaten ist die Erde in meinem Garten ausgelaugt und braucht ein Jahr Erholung. Außerdem muss ich mich um einige andere Dinge kümmern. Die Terrasse vor meiner Laube muss erneuert werden. Aus den alten Brettern will ich Hochbeete bauen. Ganz weg von der Tomate bin ich aber auch künftig nicht. Im Februar soll es wieder die traditionelle Saatbörse im Schützenhaus geben. Und für Fragen stehe ich auch immer gern zur Verfügung.

Auch wenn sich die Ernte noch bis Oktober hinzieht, geht sie langsam zur Neige: Blüten und verwelkte Blätter kommen jetzt radikal weg.
Auch wenn sich die Ernte noch bis Oktober hinzieht, geht sie langsam zur Neige: Blüten und verwelkte Blätter kommen jetzt radikal weg. © Andreas Kretschel
  • Swetlana Hüttner ist 58 Jahre alt und stammt aus dem Uralgebiet in Russland. Dort hat sie als Veranstaltungsmanagerin in einem Kulturhaus gearbeitet. In Deutschland hat sie im Alter von 39 Jahren noch einen Berufsabschluss zur Kauffrau im Einzelhandel gemacht. Sie lebt im Neubaugebiet in Hohenstein-Ernstthal. Dort bewirtschaftet sie seit 20 Jahren einen 300 Quadratmeter großen Schrebergarten. Seit 2018 widmet sich die Hobbygärtnerin gezielt dem Anbau von Tomaten.