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Landtagswahl: Wer antritt und wie die Chancen stehen

Plakate, wohin man schaut. Sächsische.de gibt einen Überblick über die zwei Frauen und sieben Männer, die den Wahlkreis 48 gewinnen wollen.

Von Annett Heyse
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Inflationär: Überall hängen in Freital und Umgebung Wahlplakate. Im Wahlkreis 48 konkurrieren neun Männer und Frauen um den Einzug in den Landtag.
Inflationär: Überall hängen in Freital und Umgebung Wahlplakate. Im Wahlkreis 48 konkurrieren neun Männer und Frauen um den Einzug in den Landtag. © Annett Heyse

Die Zahl der bunt dekorierten Laternenmasten in der Region nimmt derzeit ein nahezu inflationäres Ausmaß an. Und das schon zum zweiten Mal in diesem Jahr. Denn nach der Kommunal- und Europawahl im Juni wird am 1. September abermals gewählt. Dann geht es um die Neubesetzung des Sächsischen Landtags.

Im Wahlkreis 48, der die Städte Freital, Wilsdruff, Tharandt sowie die Gemeinde Dorfhain umfasst, treten neun Kandidaten an - zwei Frauen und sieben Männer. Jeder Wahlberechtigte - rund 49.000 Menschen - hat zwei Stimmen: eine Erststimme für einen Kandidaten und eine Zweitstimme für eine Partei.

CDU: Bangen um das Direktmandat

Jahrzehntelang war die Region fest in CDU-Hand. Mit dem Erstarken der AfD ist dies vorbei. Zumal der langjährige Landtagsabgeordnete der Region, Roland Wöller, nicht mehr antritt. In seine Fußstapfen will nun Christian Fischer treten. Fischer wohnt in Freital, ist 52 Jahre alt, ehemaliger Bundeswehr-Offizier, studierter Staats- und Sozialwissenschaftler, Journalist. Er arbeitete in der Politik-Redaktion der Bild-Zeitung, bevor er 2016 Pressesprecher der CDU-Landtagsfraktion wurde - sein beruflicher Einstieg in den Politikbetrieb. Seit Anfang Juli beackert er mit immensem Zeitaufwand seinen Wahlkreis und zieht mit seinen Wahlkampfhelfern über die Märkte. Er wolle mit allen Leuten reden, sagt er, auch wenn sie ihm klar ins Gesicht sagen, dass sie lieber die AfD wählen.

Christian Fischer will das Direktmandat der CDU in Freital verteidigen.
Christian Fischer will das Direktmandat der CDU in Freital verteidigen. © Egbert Kamprath

AfD: Vize-Fraktions-Chef ist der Herausforderer

Legt man das Ergebnis der Kommunalwahlen vom Juni 2024 zugrunde, dann dürfte die AfD mit ihrem Kandidaten Norbert Mayer der größte ernstzunehmende Konkurrent auf das Direktmandat sein. Im Juni gewann die AfD in Freital und Tharandt die meisten Stimmen, in Wilsdruff und Dorfhain lag die CDU vorn. Der Vorteil der AfD: Ihr Kandidat Norbert Mayer ist bereits im Landtag vertreten und bringt einen gewissen Bekanntheitsgrad mit. Mayer ist 67 Jahre alt, wohnt in Freital, hier betrieb der gelernte Elektromechaniker viele Jahre einen Handel und Reparaturservice. Früher war Mayer mal in der CDU. Im Landtag ist er jetzt stellvertretender AfD-Fraktionsvorsitzender.

Norbert Mayer wurde bei der Kommunalwahl mit den meisten Stimmen von allen Kandidaten in den Freitaler Stadtrat gewählt, jetzt möchte er es per Direktmandat wieder in den Landtag schaffen.
Norbert Mayer wurde bei der Kommunalwahl mit den meisten Stimmen von allen Kandidaten in den Freitaler Stadtrat gewählt, jetzt möchte er es per Direktmandat wieder in den Landtag schaffen. © Daniel Förster

Die Grünen: Kandidatin ohne Listenplatz

Ines Kummer ist seit 1998 Mitglied der Grünen, fast ebenso lange begleitet sie politische Ämter. In Freital wurde sie mehrmals in den Stadtrat gewählt, arbeitete für Bundestags- und Landtagsabgeordnete. 2020 rückte sie in den Landtag nach. Gelernt hat sie einst in den Buntgarnwerken Freital, in den 80er-Jahren war die heute 61-Jährige in der SED aktiv. Ihre Chancen, abermals in den Landtag einzuziehen, tendieren gegen null. Für ein Direktmandat dürfte es nicht reichen, die Grünen sind in der Region traditionell nicht sehr stark. Einen Listenplatz hat Ines Kummer nicht bekommen oder nicht gewollt.

Ines Kummer tritt zwar an, aber wenn sie kein Direktmandat holt, ist sie raus aus dem Landtag. Denn einen Platz auf der Liste hat sie nicht.
Ines Kummer tritt zwar an, aber wenn sie kein Direktmandat holt, ist sie raus aus dem Landtag. Denn einen Platz auf der Liste hat sie nicht. © Daniel Schäfer

FDP und Freie Wähler: Hürde kaum zu schaffen

Die FDP in Sachsen hat noch größeres Problem: Sie ist im Landtag nicht vertreten und hinkt auch noch in den Umfragewerten hinterher - und liegen unter fünf Prozent, das ist die Schwelle für den Einzug in den Landtag. Die FDP-Kandidatin Cornelia Knauth, aber auch der Freie-Wähler-Kandidat Alexander Frenzel - auch die FW liegt in den Umfragen unter fünf Prozent - haben noch nicht einmal Außenseiterchancen. Das ist vor allem für den engagierten Geschäftsmann Frenzel schade: Bei der Stadtratswahl in Freital im Juni wurde er mit sehr vielen Stimmen wiedergewählt und bekommt bestimmt auch bei der Landtagswahl in seiner Heimatstadt Zuspruch. Cornelia Knauth, die ein mittelständisches Unternehmen im Bereich der industriellen Automatisierungstechnik leitet, bekam bei der Freitaler Stadtratswahl im Juni knapp sechs Prozent der Stimmen. Bei der Landtagswahl dürfte so ein Anteil schon ein großer Erfolg sein.

Die 35-jährige Cornelia Knauth leitet ein mittelständisches Unternehmen im Bereich der industriellen Automatisierungstechnik. Sie tritt für die FDP an.
Die 35-jährige Cornelia Knauth leitet ein mittelständisches Unternehmen im Bereich der industriellen Automatisierungstechnik. Sie tritt für die FDP an. © Karl-Ludwig Oberthür
Alexander Frenzel bekam bei der Stadtratswahl im Juni ein Viertel aller Stimmen, der Einzug in den Landtag dürfte aber einer Sensation gleichen.
Alexander Frenzel bekam bei der Stadtratswahl im Juni ein Viertel aller Stimmen, der Einzug in den Landtag dürfte aber einer Sensation gleichen. © Egbert Kamprath

BSW: Der große Unbekannte

Viel ist über Lars Wurzler bisher nicht bekannt. Er ist Lehrer, 46 Jahre alt, zur Stadtratswahl in Freital konnte er im Juni nicht antreten, weil dem Bündnis Sahra Wagenknecht die nötigen Unterstützungsunterschriften fehlten. Doch nun hat er eine neue Chance und nach dem Abschneiden des Bündnisses bei der Europawahl könnte es eine Überraschung geben. Auch die Umfragewerte bescheinigen dem BSW eine Zustimmung von mindestens zehn Prozent. Das könnte für einen Einzug über die Landesliste des Bündnisses reichen - hier steht Lars Wurzler auf Platz sieben.

Lars Wurzler ist Lehrer und tritt für das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) an. Umfragen bescheinigen der Partei mindestens zehn Prozent Zustimmung. Das könnte dem Freitaler Kandidaten einen Sitz im Landtag bescheren.
Lars Wurzler ist Lehrer und tritt für das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) an. Umfragen bescheinigen der Partei mindestens zehn Prozent Zustimmung. Das könnte dem Freitaler Kandidaten einen Sitz im Landtag bescheren. © Marko Förster

SPD und Die Linke: Den Abwärtstrend stoppen

Die Linke muss in Sachsen um den Wiedereinzug ins Parlament bangen. Den Umfragewerten zufolge ist sie unter die Fünfprozenthürde gerutscht. Auch in Freital musste die Partei zuletzt einen starken Abwärtstrend hinnehmen, in Tharandt spielt sie auf kommunaler Ebene gar keine Rolle, in Dorfhain und Wilsdruff ist sie auf kommunaler Ebene schwach. Trotzdem will es Jörg Mumme versuchen, für die Linkspartei möglichst viele Stimmen zu holen. Mumme ist 60 Jahre alt, hat im Edelstahlwerk gelernt, war Berufssoldat, studierte Gesellschaftswissenschaften und arbeitet heute als Polizist.

Jörg Mumme tritt für Die Linke an. Er ist 60 Jahre alt und arbeitet als Polizist.
Jörg Mumme tritt für Die Linke an. Er ist 60 Jahre alt und arbeitet als Polizist. © Egbert Kamprath

Ähnlich wie der Linkspartei ergeht in der Region auch den Sozialdemokraten. Zuletzt sanken deren Zustimmungswerte, die sich seit Jahren ohnehin schon auf einem schwachen Niveau befinden. In Freital lag die SPD bei den Kommunalwahlen zuletzt bei fünf Prozent, in Wilsdruff noch darunter. Ändern soll das ein unverbrauchtes, junges Gesicht. Daniel Siegel ist gelernte Maler, Lackierer und Betriebswirt des Handwerks, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Görlitz und dürfte damit ein Ohr für die Nöte des Mittelstands haben. Der 33-Jährige lebt in Freital-Pesterwitz.

Daniel Siegel will für die SPD viele Stimmen holen. Der gelernte Maler und studierte Betriebswirt ist Chef der Kreishandwerkerschaft Görlitz, lebt aber in Freital.
Daniel Siegel will für die SPD viele Stimmen holen. Der gelernte Maler und studierte Betriebswirt ist Chef der Kreishandwerkerschaft Görlitz, lebt aber in Freital. © Martin Schneider

Freie Sachsen: Ex-Moderator gibt den Lautsprecher

Von der CDU zu den Freien Wählern und schließlich zu den rechtsextremen Freien Sachsen - Andreas Hofmann hat schon mehrmals seine politische Heimat gewechselt. Bekannt wurde der Kesselsdorfer unter dem Künstlernamen DJ Happy Vibes einst als Musikproduzent und Moderator bei Radio Dresden, bevor er dort 2016 wegen Verbalattacken gegen Asylbewerber und Politiker geschasst wurde.

Andreas Hofmann war mal bei der CDU, dann bei den Freien Wählern. Nun kandidiert er für die rechtsextremen Freien Sachsen.
Andreas Hofmann war mal bei der CDU, dann bei den Freien Wählern. Nun kandidiert er für die rechtsextremen Freien Sachsen. © Karl-Ludwig Oberthür

Seitdem arbeitet der 58-Jährige hauptsächlich als Musikproduzent. Politisch betätigt sich Andreas Hofmann als Lautsprecher der Freien Sachsen, kandidierte 2022 bei der Landratswahl und holte rund zehn Prozent der Stimmen. Bei der Kreistagswahl im Juni 2024 fiel er durch. Bei der Landtagswahl hat Hofmann nun auch einen dritten Listenplatz.