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Das ist der neue Bürgerpolizist von Freital

David Eckert leitete bei Einsätzen 30 Polizeibeamte. Jetzt arbeitet er fernab von Bengalos und Demonstrationen. Dafür muss er ganz andere Sorgen klären.

Von Beate Erler
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Die 25 Jahre seines Vorgängers wird er wohl nicht ganz schaffen, aber David Eckert will gern für viele Jahre der Bürgerpolizist von Freital bleiben.
Die 25 Jahre seines Vorgängers wird er wohl nicht ganz schaffen, aber David Eckert will gern für viele Jahre der Bürgerpolizist von Freital bleiben. © Egbert Kamprath

Am Handy ist er während seiner Dienstzeit immer erreichbar. Und dort gehen auch die meisten Anfragen bei David Eckert ein. Während der Streife auf dem Neumarkt klingelt es. Und da muss er rangehen, auch während des Interviews. "Ja, das müssen Sie zur Anzeige bringen, auch wenn er noch minderjährig ist", spricht er ins Telefon. Angerufen hat eine Lehrerin aus einer Grundschule in Freital, erzählt er nach dem Telefonat. "Ein Schüler aus der dritten Klasse hat seiner Lehrerin Geld geklaut."

Das ist keine Seltenheit. Mit den Schulen hat der neue Bürgerpolizist oft Kontakt. Auch später wird es noch einen Vorfall an einer Schule geben. Diesmal ist es kein Diebstahl, sondern Gewalt unter Schülern. Die Gewaltbereitschaft unter den Kindern und Jugendlichen habe extrem zugenommen, sagt David Eckert. Auch der Polizei gegenüber würden sie sich respektlos verhalten. "Die Lehrerin wollte wissen, wie sie in dem Diebstahlfall vorgehen soll", sagt er.

David Eckert empfiehlt ihr den Anzeigendienst, der von sieben bis 18 Uhr besetzt ist. Sie könne die Anzeige aber auch online aufgeben. Für solche und andere Fälle ist der neue Bürgerpolizist da. Seit einem Jahr ist David Eckert in diesem Amt. Sein Vorgänger, Mario Scholz, war 25 Jahre Bürgerpolizist und bekannt in der Stadt. Im Oktober letztes Jahr übernahm der junge Kollege.

Bürgerpolizistin für Freital kommt

Aktuell gibt es im Polizeirevier Freital-Dippoldiswalde auf der Dresdner Straße zwei Bürgerpolizisten. Im Oktober kommt noch eine Kollegin dazu. Sie sind die direkten Ansprechpartner für die Bürger, aber auch für Gewerbetreibende, Vereine, Kitas und Schulen.

Innenminister Armin Schuster (CDU) hatte Anfang des Jahres angekündigt, die Zahl der Bürgerpolizisten in Sachsen und vor allem in ländlichen Regionen erhöhen zu wollen. Hintergrund ist das subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen, das abgenommen hat, die Kriminalitätsstatistik und mehr sichtbare Sicherheit. Aktuell gibt es 450 Bürgerpolizisten in Sachsen. Häufig sind sie der erste lokale Ansprechpartner in allen Sicherheitsbelangen.

David Eckert würde sich über mehr Kollegen als Bürgerpolizisten freuen. "Im Bereich Freital-Dippoldiswalde sind wir zurzeit zwölf", berichtet er. Sie sind in den Standorten Freital, Dippoldiswalde, Altenberg, Bannewitz und Wilsdruff im Einsatz. Oft müssten sie aber für die Kollegen im Streifendienst einspringen und könnten so ihren eigentlichen Aufgaben als Bürgerpolizisten nicht nachkommen.

Einsatz an neuralgischen Punkten

Sie sollen "Polizisten zum Anfassen" sein, Präsenz im alltäglichen Leben der Bürger zeigen und Gespräche mit Anwohnern führen. So sollen sie Bürgernähe herstellen, Berührungsängste abbauen und durch ihre Präsenz Gefahren abwehren, bevor etwas passiert. Deshalb ist David Eckert, der auch Polizeihauptkommissar ist, nicht im Streifenwagen, sondern meist zu Fuß oder auf dem Fahrrad unterwegs. "Die lustigste Frage eines Bürgers war, ob wir uns bei der Polizei jetzt keine Autos mehr leisten können", sagt er und lacht.

Oft ist er am Neumarkt unterwegs, am Busbahnhof in Deuben und im Mehrgenerationenpark in Zauckerode. Das sind die neuralgischen Punkte in Freital, wo öfter mal etwas passiert und die Bürgerpolizisten gezielt eingesetzt werden. Seine schusssichere Weste trägt er immer. "Ich habe meinen Töchtern versprochen, dass ich sie immer anhabe", sagt er. Sie sind sechs und elf Jahre alt. Und auch sonst trägt er die gleiche Ausrüstung wie die Kollegen: Durchsuchungshandschuhe, Taschenlampe, Funkgerät, Einsatzstock, Reizgas und Pistole.

David Eckert ist in Freital geboren, hat sein Abitur am Weißeritzgymnasium gemacht und schon früh gewusst, dass er zur Polizei will. Als Schüler hat er sich sogar im Revier, in dem er heute arbeitet, vorgestellt. "Damals hatte ich noch eine Brille und der Wachhabende sagte mir, dass ich mit einer Sehschwäche nicht zur Polizei gehen kann", erinnert er sich. Während seiner Ausbildung zum Karosserie- und Fahrzeugbauer in Dresden, versuchte er es doch noch mal mit einer Bewerbung und wurde angenommen.

Familienfreundliche Arbeitszeiten

Nach dem dreijährigen Studium zum Kommissar arbeitete er zwei Jahre in Görlitz. Zuletzt war der 39-Jährige fünf Jahre Zugführer von 30 Beamten bei verschiedenen Einsätzen wie Demonstrationen oder Fußballspielen. Auf die Stelle zum Bürgerpolizisten hat er sich vor allem wegen der familienfreundlichen Arbeitszeiten beworben. "Meine Töchter haben mich immer öfter gefragt, wann ich eigentlich mal zu Hause bin", sagt er. Mit seiner Familie lebt David Eckert heute in Tharandt.

Langweilig ist ihm seine neue Aufgabe als Bürgerpolizist, weitab von Demonstrationen und Bengalos, aber nicht. "Ich habe die Entscheidung nicht bereut und kein Tag ist wie der andere", sagt er. In den ersten beiden Wochen nach den Sommerferien musste er zum Beispiel täglich ausrücken, um kleine Schulschwänzer aufzuspüren und zum Unterricht zu bringen.