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Seltene Tasse gibt Freitaler Entrümpler Rätsel auf

Veit Hofmann entdeckt in einem Nachlass eine Tasse mit persönlicher Widmung. Die Spur führt zu einer bekannten Fleischerei. Was steckt hinter der Geschichte?

Von Annett Heyse
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Lieselotte und Veit Hofmann haben ein Umzugs- und Beräumungsunternehmen gegründet und finden immer wieder ganz banale Alltagsdinge, die für Liebhaber kleine Schätze sind.
Lieselotte und Veit Hofmann haben ein Umzugs- und Beräumungsunternehmen gegründet und finden immer wieder ganz banale Alltagsdinge, die für Liebhaber kleine Schätze sind. © Karl-Ludwig Oberthür

Wenn Veit Hofmann mit seinen Kollegen Wohnungen beräumt, geht es nie nur ums Entrümpeln. Oft genug findet er im Nachlass Dinge, die aus seiner Sicht und Erfahrung unbedingt erhaltenswert und auch noch nachgefragt sind. Geschirr, alte Uhren, erzgebirgische Volkskunst zum Beispiel.

Vor ein paar Wochen entdeckte der Mitarbeiter vom Umzugsservice Hofmann aus Freital etwas Besonderes: eine geblümte Tasse mit dazugehörigem Unterteller. Handbemalt offenbar, auf der Tellerrückseite steht eine Widmung. Demnach verschenkten vor vielen Jahrzehnten ein Karl Meschke und seine Frau das kleine Set.

Meschke? Veit Hofmann und seine Frau Lieselotte, die Inhaberin des Umzugsservice, kennen den Namen. In Freital betreibt eine Familie Meschke eine gleichnamige Fleischerei. Die Adresse befindet sich an der Burgwartstraße. Die Hofmanns nahmen Kontakt auf.

Die Tasse mit einer aufgemalten "50", auf der Untertasse ist die Widmung zu finden. Wer fertigte das Set an, und zu welchem Anlass wurde es verschenkt?
Die Tasse mit einer aufgemalten "50", auf der Untertasse ist die Widmung zu finden. Wer fertigte das Set an, und zu welchem Anlass wurde es verschenkt? © Karl-Ludwig Oberthür

Und tatsächlich: Karl Meschke leitete bis 2016 den Handwerksbetrieb, dann übergab er ihn an seinen Sohn Ulrich. Inzwischen ist der frühere Fleischermeister verstorben, aber seine Frau lebt noch. "Wir wollen ihr die Tasse zurückbringen. Vielleicht erinnert sie sich noch, an wen und zu welchem Anlass diese verschenkt wurde", sagt Lieselotte Hofmann.

Sie tippt auf eine Goldene Hochzeit, darauf würde die aufgemalte 50 hindeuten. Vielleicht war es auch ein 50. Geburtstag. Unklar ist auch, in welcher Werkstatt Tasse und Unterteller dekoriert worden. Stammt das Set möglicherweise sogar aus Freitals bekannter Porzellanfabrik, der Porzelline? Aber warum findet sich dann kein Markensymbol auf dem Geschirr?

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Fragen zu alten Dingen hören Veit und Lieselotte Hofmann oft. Antworten haben sie nicht immer parat. Denn wenn sie kommen, sind die Besitzer bereits verstorben oder in einem Heim untergebracht.

Der Umzugsservice Hofmann ist neu in Freital. Veit Hofmann ist jedoch schon 22 Jahre in der Branche tätig, er kann sich keinen anderen Beruf vorstellen. Seine Frau absolvierte kürzlich bei der IHK eine Ausbildung im Bereich Güterverkehr, wozu auch Umzugsdienste zählen. "Wir transportieren den Besitz Dritter", erklärt Lieselotte Hofmann. Im März 2024 machte sie sich selbstständig. Ein Wagnis in diesen Zeiten, so sahen es Freunde und Bekannte.

Die Hofmanns aber packen lieber an - neben Umzügen kümmern sie sich ums Beräumen von Wohnungen. Lang ist die Liste, was sie dabei alles aufstöbern. "So eine Wohnung ist für uns auch wie eine kleine Schatzkammer", sagt Liselotte Hofmann. Nicht, dass sie wertvolle Gegenstände bergen. Es sind eher die kleinen, banalen Dinge des Alltags, die noch neue Liebhaber finden. Der Umzugsservice hat dafür einen An- und Verkauf in der Straße "Am Glaswerk" hinter der Freitaler Feuerwache eingerichtet. Hier wird gehandelt, was die Männer bei den Beräumungen an gut verwendbarem Hausrat aufstöbern oder was Privatpersonen vorbeibringen - Möbel, Elektrogeräte, komplette Küchenzeilen oder Regale zum Beispiel.

DDR-Eierbecher, Orden: Für alles gibt es Liebhaber

Und Hausrat. Da wären zum Beispiel die bunten Eierbecher in Hühnerform aus DDR-Zeiten. "Total beliebt", sagt Lieselotte Hofmann. Ebenso Emaillegeschirr, Pflanzgefäße für den Garten, Orden. "Es gibt für alles Sammler", berichtet Lieselotte Hofmann und nimmt einen runden Briefbeschwerer aus Glas mit buntem Kern zur Hand. "Ich würde so etwas wahrscheinlich wegwerfen. Aber auch das wird gerne gekauft."

Immer wieder finden sie in Freitaler Wohnungen auch Stücke, die auf Industrie, Handwerk und Handel in der Stadt hinweisen. Der Kleiderbügel eines Konfektionsgeschäfts, Schachteln mit dem Aufdruck eines Pelzwarenhändlers und auch Produkte aus der Porzelline.

Womit wir wieder bei der Tasse wären. Deren Geschichte interessiert die Hofmanns nun genauer. Demnächst werden sie zu Familie Meschke gehen und vielleicht erfahren, zu welchem Anlass sie an wen verschenkt wurde.