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Schöner lernen: Freitaler Waldblickschüler büffeln jetzt auch im Grünen

Die Schule hat sich ein "Grünes Klassenzimmer" eingerichtet. Vor allem den Jungs gefällt der Garten gut. Aber nachts kommen andere Gäste.

Von Annett Heyse
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Lehrerin Sylke Jaroslawsky und ihre  Schüler Felix (re.), Julius und Sven (hinten) pflegen gerne das "Grüne Klassenzimmer".
Lehrerin Sylke Jaroslawsky und ihre Schüler Felix (re.), Julius und Sven (hinten) pflegen gerne das "Grüne Klassenzimmer". © Egbert Kamprath

Julius, Sven und Felix sind noch ein bisschen länger geblieben. Die Siebentklässler wollen ihr neues Lieblingsklassenzimmer zeigen. Dafür geht es zum Hinterausgang der Freitaler Waldblick-Oberschule hinaus und schräg über den Hof. Dort, hinter der Sporthalle ist es. Lehrerin Sylvia Jaroslawsky holt den Schlüssel hervor und präsentiert gemeinsam mit ihren Schützlingen das "Grüne Klassenzimmer".

Schnell lümmeln die drei Jungs in der Teichecke. Hier plätschert ein kleiner Springbrunnen, Seerosenblätter treiben auf dem Wasser, ein paar Goldfische lassen sich blicken. "Unsere Chill-Ecke", sagt Lehrerin Jaroslawsky. Doch es geht nicht ums abhängen.

Das "Grüne Klassenzimmer" soll den Unterricht in die Natur verlagern. Nun ist es nicht so, dass die Waldblick-Oberschule von Beton und Asphalt umgeben ist. "Wir haben einen wunderschönen Schulhof mit vielen Bäume", schwärmt Schulleiter Ulrich Hammerschmidt. Jedoch gebe es kaum Bänke oder andere Sitzgelegenheiten in dem Gelände. An Unterricht im Freien war bisher nicht zu denken.

Finanziert mit Spenden- und Sponsorengeldern

Deshalb ist seine Stellvertreterin Sylvia Jaroslawksy auf die Idee mit dem "Grünen Klassenzimmer" gekommen. Angelegt wurde es auf der Wiese hinter der Turnhalle, die mitunter als Bolzplatz genutzt wurde, ansonsten aber eher ein bisschen langweilig gewesen sei, so der Schulleiter.

Im März 2024 begannen die Bauarbeiten, nachdem Schüler, Lehrer und Eltern die notwendigen Spenden- und Sponsorengelder gesammelt hatten. Die Wiese wurde abgetragen, ein Fundament für ein Gartenhäuschen angelegt, ein Zaun gebaut, Rasenkanten gesetzt. Dann begann die Gestaltung, die Sylvia Jaroslawsky federführend übernahm. Unterstützt wurde sie von ihrer eigenen Klasse 8b, von Eltern, Firmen und der sogenannten GTA-Gruppe. GTA steht für Ganztagsangebote - eine Art Arbeitsgemeinschaft am Nachmittag. Julius, Sven und Felix gehören dazu.

Und sie können stolz berichten, dass sie beim Aufbau des Gartenhauses geholfen haben, ebenso beim Errichten des Pavillons und noch an anderen Stellen im Garten. Entstanden sind zwei Hochbeete, eine große Ecke mit Bänken und Tischen in Schulklassengröße zum Lernen, ein Teich sowie Rabatten mit Beerensträuchern und insektenfreundlichen Pflanzen.

Schuleigene GmbH erntet Kräuter und Gemüse

Natürlich ist das "Grüne Klassenzimmer" längst nicht fertig. "Das wird es bestimmt nie", sagt Lehrerin Jaroslawsky. Schließlich sollen auf dem Areal immer mal wieder neue, ganz praktische Projekte umgesetzt werden. Sie denkt dabei beispielsweise an eine kleine Fotovoltaikanlage auf dem Dach des Gartenhauses. "Die könnte man im Rahmen des Physikunterrichts aufbauen." Oder an weitere Pflanzgefäße, die Töpfer-GTA sei da schon dran.

Zudem gibt es eine schuleigene GmbH, die die Schüler mit kleinen Frühstücks- und Mittagssnacks versorgt. Dafür erntet die GmbH im Hochbeet Kräuter und Gemüse, vielleicht hat sie weitere Ideen.

Mit dem "Grünen Klassenzimmer" ist so ein Angebot entstanden, das von vielen Schülern gerne genutzt wird. In den Hofpausen herrsche regelmäßig Betrieb auf der Fläche. "Vor allem schwierige Schüler finden hier Ausgleich", schildert die Pädagogin.

Sogar nach Feierabend ist das "Grüne Klassenzimmer" noch gefragt. Wenn es dunkel wird, kommen nämlich ganz andere Besucher, wie die Aufzeichnungen der Wildkamera belegen. Jaroslawsky: "Wir hatten hier schon mehrmals einen Fuchs. Er kriecht durch den Zaun und stöbert herum."