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Kein Platz für Kiffer: Freitaler Cannabis-Club findet keine Immobilie

Cannabis - das verbinden Vermieter offenbar noch mit zwielichtigen Gestalten und Kriminalität. Auch die Abstandsregeln machen es dem "Green Harmonys" Cannabis-Club schwer.

Von Simon Lehnerer
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200 Meter muss ein Cannabis-Social-Club von Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen entfernt sein, auch wenn man dort nicht rauchen darf.
200 Meter muss ein Cannabis-Social-Club von Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen entfernt sein, auch wenn man dort nicht rauchen darf. © Canva/Simon Lehnerer

Der Freitaler Justin Askoul ist wütend. Wütend, weil er als Gründer des Cannabis-Anbau-Vereins "Green Harmonys Club" seit Monaten keine Räumlichkeiten für den legalen Anbau der Pflanzen findet, obwohl das Cannabis-Gesetz bereits im April beschlossen wurde und seit Juli die Anmeldung der Clubs erlaubt ist. Allerdings muss man zur Beantragung der offiziellen Erlaubnis bei der Landesdirektion Sachsen eine Immobilie vorweisen können.

"Ich kassiere eine Absage nach der anderen", sagt Askoul. Das Gesetz an sich bringt schon Hürden mit sich. So darf sich der Cannabis-Social-Club (CSC) nicht im Radius von 200 Metern oder in Sichtweite des Eingangsbereichs von Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen befinden. Wirft man einen Blick auf die sogenannte "Bubatzkarte", ist schnell zu erkennen, wie viele Teile von Freital allein dadurch wegfallen.

Die "Bubatzkarte" ist eine Orientierungshilfe, wo das Rauchen von Cannabis erlaubt oder verboten ist. Es handelt sich dabei um eine interaktive Karte, basierend auf der freien Weltkarte "OpenStreetMap". Sie wurde von einem Softwareentwickler aus Koblenz erstellt und veröffentlicht die Daten ohne jegliche Gewähr im Internet.

Der Konsum ist in einem Radius von 100 Metern um besagte Einrichtungen verboten, beim Standort eines CSC wird der Radius nochmal verdoppelt, obwohl im CSC nicht einmal vor Ort geraucht werden darf. Die Karte lässt sich in den Einstellungen so umstellen, dass der Radius auf 200 Meter vergrößert wird. Dann bleibt nicht viel Platz zwischen den Verbotszonen.

Die roten Kreise markieren die Verbotszonen aufgrund des gesetzlichen Abstandsradius' eines CSC von 200 Metern zu Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen und Spielplätzen.
Die roten Kreise markieren die Verbotszonen aufgrund des gesetzlichen Abstandsradius' eines CSC von 200 Metern zu Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen und Spielplätzen. © bubatzkarte.de

Ähnlich geht es dem CSC in Pirna, der ebenfalls wegen weitreichender Verbotszonen und Vorbehalten von Vermietern keine Räumlichkeiten findet. Womit wir bei dem zweiten großen Problem wären - die immer noch stattfindende Stigmatisierung der Pflanze.

Cannabis, Weed, Gras, Dope. Das verbinden viele mit zwielichtigen Kapuzen-Gestalten, die an der dunklen Straßenecke ein kleines Plastikbeutelchen verkaufen. Und die Konsumenten seien meist durchhängende Arbeitslose ohne Perspektive. CSC-Gründer Askoul versucht eben jenes falsche Bild bei Freitals Vermietern zu ändern. Mit wenig Erfolg.

"Wenn wir eine Immobilie besichtigt haben, sind wir immer ganz seriös, ordentlich angezogen und freundlich aufgetreten. Meistens war auch zunächst alles gut, selbst als wir zugegeben haben, dass wir dort Cannabis anbauen würden. Die Absagen kamen dann im Nachhinein", so Askoul.

Dabei will er genau das bekämpfen, was die Vorteile erzeugt. "Das Ziel ist, den Schwarzmarkt zu verdrängen und den Menschen einen sicheren, legalen Zugang zu Cannabis verschaffen. Dann muss auch niemand mehr zum Straßendealer um die Ecke", so der CSC-Gründer.

Mittlerweile habe er rund ein Viertel der Vereinsmitglieder verloren, weil es ohne Vereinsheim zum selbst anbauen einfach nicht vorangeht. Lässt sich keine Immobilie für den "Green Harmonys Club" finden, sieht er für die Zukunft des Vereins schwarz.