Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Feuilleton

Wenig glaubhaftes Ende: So war der Freiburger Tatort

Ein abgekartetes Spiel: Der Tatort „Ad Acta“ taumelt zwischen Familiendrama und Justizskandal und zaubert einen Racheengel aus dem Hut.

Von Rainer Kasselt
 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Das darf ja wohl nicht wahr sein, meinen die Ermittler Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) und Franziska Tober (Eva Löbau).
Das darf ja wohl nicht wahr sein, meinen die Ermittler Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) und Franziska Tober (Eva Löbau). © SWR

Der junge, schwule Anwalt Tobias Benzinger wird im Wald von einem maskierten Motorradfahrer erschossen. Die Polizei findet in den Sachen des Toten ein Kuvert mit 100.000 Euro. Es ist also kein Raubmord. Was dann? Eifersucht des betrogenen Partners? Hass eines enttäuschten Mandanten? Nichts davon.

Der konventionell gestrickte Freiburger Tatort „Ad Acta“ legt, wie es sich gehört, etliche falsche Fährten. Der Krimi entpuppt sich als kritisches Familiendrama und fataler Justizskandal. Im Mittelpunkt agiert der umtriebige Kanzleichef Rainer Benzinger, Stiefvater des Opfers, souverän gespielt von August Zirner. Er hat sich als Anwalt von Klienten, die viel Dreck am Stecken haben, einen gut bezahlten Namen gemacht.

Seine Spezialität: Freisprüche am laufenden Band. Sie werden durch den Deal mit einer korrupten Richterin möglich. Sie schließt sich den Anträgen des Anwalts gern an, gegen ein ordentliches „Honorar“, versteht sich. Das darf ja wohl nicht wahr sein, meinen die Freiburger Kommissare Friedemann Berg und Franziska Tober und kommen bei der Aufklärung nur schwer voran.

Späte Vergeltung

Das Schwarzwald-Duo bleibt sich auch in seinem 13. Fall treu. Berg, polternd und kraftvoll gespielt von Hans-Jochen Wagner, rastet schnell aus und ermittelt häufig unterhalb der Polizeigesetze: „Wir halten uns an die Regeln, allen anderen geht es am A… vorbei. Deshalb verlieren wir immer.“ Tober, besänftigend und einfühlsam von Eva Löbau gezeigt, glaubt noch an Gerechtigkeit.

Stark ihr empörter Disput mit der Richterin, die ihr kühl erwidert, es gehe bei Gericht bestenfalls um „Schadensausgleich“. Die Ehefrau des windigen Anwalts trauert um ihren erschossenen Sohn und fasst es nicht, dass ihr Mann in den Mord verwickelt ist.

Wie oft in Krimis muss auch hier ein ungeklärter alter Fall her, der mit dem aktuellen eng verknüpft ist. Ein traumatisierter Angestellter, der als Kind der Ermordung seines Vaters zusehen musste, will späte Vergeltung, ist aber zur Tat nicht fähig. Das erledigt seine forsche Freundin für ihn. Ein verblüffendes Ende, wenn auch wenig glaubhaft. Nicht die einzige Unstimmigkeit.

Regisseur Rudi Gaul inszeniert den Krimi dicht und bildstark: rasche Schnitte, modische Überblendungen, bewegende Rückblenden. Wenn die Ermittler auch „immer zu spät kommen“, wie Kommissar Berg beklagt, kriegen sie am Ende wenig überraschend noch die Kurve.