Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Feuilleton
Merken

Charly Hübner in Dresden: Ich fühle mich mehr als Mecklenburger denn als Ostdeutscher

Der Schauspieler Charly Hübner findet, die Ost-West - beziehungsweise Ost-Ost Debatte "hat etwas Zoologisches". Jetzt stellte er seinen neuen "Ostfilm" in Dresden vor.

Von Oliver Reinhard
 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der Schauspieler Charlie Hübner hat seinen neuen Film in Dresden vorgestellt.
Der Schauspieler Charlie Hübner hat seinen neuen Film in Dresden vorgestellt. © Stephan Rabold / DCM

Was ist der Osten? „Das frage ich mich auch immer noch“, räumt Charly Hübner ein, und hat die Sympathien im Dresdner Kino „Schauburg“ sofort auf seiner Seite – falls das überhaupt noch nötig ist. Denn die Besucherinnen und Besucher im Saal haben sich schon zuvor wie Bolline und Bolle amüsiert über den neuen Film „Micha denkt groß“, den Hübner zusammen mit dem ebenfalls anwesenden Regisseur Jan Georg Schütte und Autor Lars Jessen gerade auf großer Kinotour präsentiert.

Nach jahrelanger Abwesenheit kehrt Micha (Charly Hübner) ins Dorf zurück, wo er aufgewachsen ist, um in dem abgehängten Ort ein Wellness-Ressort zu eröffnen. Doch Wassermangel und Zwist der Dörfler machen ihm das Vorhaben schwer.
Nach jahrelanger Abwesenheit kehrt Micha (Charly Hübner) ins Dorf zurück, wo er aufgewachsen ist, um in dem abgehängten Ort ein Wellness-Ressort zu eröffnen. Doch Wassermangel und Zwist der Dörfler machen ihm das Vorhaben schwer. © PR

Die Geschichte handelt vom Sohn eines winzigen vergessenen Ortes im Osten, der nach schnellem Reichtum und ebenso schnellem Absturz zurückkommt, um ein Wellness-Ressort zu bauen. Alles Gegenwärtige ist drin im Film: Politikverdrossenheit, Abgehängtenfrust, Verschwörungsideologien, Klimawandel, die Unfähigkeit der Menschen zum Miteinander, aber auch ihr Wille zum Anpacken, zum Sich-nicht-unterkriegen-Lassen.

"Demokratie und Freiheit so bedroht wie lange nicht mehr"

Auf der Suche nach den Ursachen geht der gebürtige Neustrelitzer weit zurück. „Nach 1945 hat in Ost und West eine neue Seelenentwicklung stattgefunden“, findet er, was sich bis heute auf die Debatten über das vereinte Deutschland auswirken würde. „Wir leben in einer Zeit, in der Demokratie und Freiheit so stark bedroht sind wie schon sehr lange nicht mehr“, sekundiert ihm im Kino Ilko-Sascha Kowalczuk. Ja, es gebe ungeheuer viele Probleme, räumt der Historiker ein. „Aber nichts davon rechtfertigt es, Kommunisten und Faschisten zu wählen“. Auch wenn diese eine Zukunft versprechen würden, die so werden solle wie die Vergangenheit – donnernder Applaus im Saal.

Hübner, der sich seit vielen Jahren auch mit den Mitteln des Films gegen den Rechtsextremismus in seiner Heimat engagiert, pflichtet ihm bei. „Wir stehen im Moment vor lauter Wagenburgen, die sich gegenseitig voneinander abgrenzen“, sagt er. „Da finde ich, der gemeinsame Kasten Bier am Ende unseres Films ist eine bessere Idee.“

"Micha denkt groß“ ist diese Woche in der Schauburg, im Programmkino Ost und im Zentralkino angelaufen.