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Anna Maria Mühe kommt jetzt als Serienmörderin

Man kennt die 37-jährige Schauspielerin zumeist aus eher sympathischen Rollen. Nun aber darf sie sogar tödlich sein – als Bestatterin und Rache-Engel.

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In der Serie „Totenfrau“ spielt Anna Maria Mühe eine Bestatterin, die auf Vergeltung aus ist.
In der Serie „Totenfrau“ spielt Anna Maria Mühe eine Bestatterin, die auf Vergeltung aus ist. © © Mona Film/ Barry Films

Schon ihr halbes Leben lang steht Anna Maria Mühe (37) vor der Kamera. 2004 gelang der Tochter der Schauspieler Jenny Gröllmann und Ulrich Mühe mit „Was nützt die Liebe in Gedanken“ der Durchbruch. Seither gehört sie zu den meistbeschäftigten, bei Publikum wie Kritikern gleichermaßen beliebten Schauspielerinnen des Landes. Ab dem 5. Januar ist die Mutter einer zehnjährigen Tochter in einer ganz besonderen Rolle zu sehen: Netflix zeigt die sechsteilige Thrillerserie „Totenfrau“ nach dem Bestseller des österreichischen Autors Bernhard Aichner. In der Geschichte führt Anna Mühe als Bestatterin Blum nach dem gewaltsamen Tod ihres Mannes einen Rachefeldzug, der einen ganzen Ort in seinen Grundfesten erschüttert. Wir sprachen mit ihr über Vergeltung, makabre Szenen und ihre Liebe zu Serien.

Frau Mühe, was fasziniert die Menschen immer wieder an Vergeltungsszenarien?

Das Motiv der Rache ist im Film schon seit langer Zeit erfolgreich und es funktioniert sehr gut. Es ist etwas, was den Zuschauer immer wieder anlockt, weil es ihn irgendwie in die Knie zwingt. Er wird plötzlich in die Verantwortung genommen und muss darüber nachdenken, wie weit er selbst gehen würde. Findet man die Hauptfigur, die einem das alles gerade präsentiert, trotzdem immer noch sympathisch? Darf man sie überhaupt noch sympathisch finden? Das sind interessante Fragen.

Sind Ihnen Rachegedanken vertraut?

Nein, sie sind mir total fremd. Ich bin jemand, der Ungerechtigkeiten nicht leiden kann. Ich versuche aber, das mit Gesprächen in transparenter Form zu lösen. So kommen solche Gefühle gar nicht erst auf.

Verfügen Sie selbst über ein gewisses Maß an krimineller Energie?

Nein, überhaupt nicht. Ich habe als Kind mal geklaut und das Diebesgut auch nicht zurückgebracht, ich habe es gegessen.

Kannten Sie die Krimis von Bernhard Aichner?

Nein, tatsächlich nicht. Ich habe sie dann natürlich innerhalb meiner Vorbereitung gelesen.

Sie wurden für die Serie nicht gecastet, sondern blind besetzt. Waren Sie überrascht, dass man Sie in dieser heftigen Rolle gesehen hat?

Das ist nicht die Frage, die ich mir stelle. Ich freue mich, wenn mich die Menschen in unterschiedlichen Rollen sehen. Ich habe dann das Gefühl, dass ich hier und da ein bisschen was richtig gemacht habe. Ich darf meinen Beruf so ausüben, wie ich ihn liebe, mit all seinen Facetten.

Was für ein ganz persönliches Bild haben Sie sich von Ihrer Figur Blum geschaffen?

Blum ist einfach eine Frau, die innerhalb der Geschichte mehr mit dem Bauch als mit dem Verstand arbeitet. Sie rennt durch Wände und wird echt durch den Fleischwolf gedreht, wenn sie den Schuldigen am Tod ihres Mannes jagt. Eine sehr mutige und starke Frau mit Durchsetzungsvermögen. Sie ist auch eine Frau, die unkonventionell und nicht unbedingt immer sympathisch ist. Eine zweifache Mutter, die ihre Kinder auch mal Kinder sein lässt. All das fand ich sehr spannend.

Wie war es, an so einem exotischen Ort wie Österreich zu drehen?

Ich liebe Österreich sehr. Ich habe als Kind zweimal lange dort gewohnt und habe viel Zeit in Wien, Salzburg und auf dem Land verbracht. Ich habe das sehr genossen, es ist ein wahnsinnig schönes Land.

Wieviel Bestatterwissen mussten Sie sich für den Film aneignen?

Ich habe eine Bestatterin einen Tag lang begleiten dürfen und auch selbst die Prozesse durchgeführt, die ich innerhalb der Serie mache. Das war mir wichtig, weil ich immer versuche, die Figur so authentisch wie möglich zu zeigen und mir zu eigen zu machen. Die Leichenstarre zu lösen, benötigt zum Beispiel wirklich Kraft, es ist physisch anstrengend. Das vorher an einer echten Leiche zu versuchen, hat mir auf jeden Fall sehr geholfen, nicht irgendetwas zu behaupten oder herzustellen.

Sind die Dreharbeiten zu Szenen, an denen sich Blum an den Leichen zu schaffen macht, auch witzig?

Das war sehr amüsant. Man muss sich das auch lustig machen. Ein Raum mit 40 Teammitgliedern hat eine gewisse Stimmung oder Spannung, wenn man so tut, als ob da echte Leichen lägen. Es ist unweigerlich komisch.