Von Heike Sabel
Rosenthal. Die Fee ist ein Mann, der Russe kein echter und Alf trägt eine Perücke. In Rosenthal ist alles ein bisschen anders, ein bisschen verrückter, ein bisschen ausgefallener als anderswo. Deshalb heißen die Feste hier auch nicht einfach nur Fest, sondern Heidegames wie vor zwei Jahren oder Dotterstock wie an diesem Wochenende.
Das ehemalige Bad, das immer noch für eine Abkühlung gut ist, ist der Rosenthaler Kulturpalast und damit die Insel der Glückseligen. Jedenfalls am Sonnabend. 19 Teilnehmer haben sich für die Spiele gemeldet, an deren Ende der erste Rosenthaler Eierkopp gekrönt wird. Oder sie wurden gemeldet, so wie Benjamin Kovar von seinen Freunden. Wahrscheinlich prädestinierten ihn seine lilagestreiften Hosen und das braunkarierte Hemd. Sogar seinen Vollbart opferte der in Langenhennersdorf wohnende Mann, der im Herzen Rosenthaler ist, am Sonnabend dem Gaudi. „Mut zur Hässlichkeit“ nennt er das, und es wird klar: Hier nimmt sich keiner wichtig – die anderen auch nicht. Dotterstock ist mehr als ein Name, es ist ein Lebensgefühl – egal ob Junge oder Alte, Blumenkranztragende oder Normalos. Das geht bis in Detail: Die Plinse heißt an diesem Tag „Dotter in der Pfanne“.
Im Zelt der Kuriositäten erzählt Jörg Schnelle völlig ernst die abstrusesten Geschichten, wie die von der Jagd nach der Meerschweinchenmumie im Tal des Todes. Die Mumie ist ein in Mullbinden eingewickeltes Etwas, das durchaus Ähnlichkeit mit einem Meerschwein hat. Genau wie das Stück Fleisch, das ein Ohr von Boxer Mike Tyson sein soll. „Ist“, berichtigt Jörg Schnelle, der für das Ohr viel riskiert hat.
Wenig bezahlt hat er für seinen blau-weiß-gestreiften Anzug, in dem er gleichzeitig den stärksten Mann der Welt gibt. Michael Moritz hat für sein Flower-Power-Kostüm ein paar Euro mehr investiert, es war aber immer noch ein Schnäppchen, sagt er. „Rosa ist eben meine Farbe.“ Manche Kinder gucken zwar etwas verwirrt, sagt er, aber finden es dann doch lustig.
Abwechselnd gibt es rockige Musik und Spielrunden, zwischendurch sogar eine Feuershow. Die ist erlaubt, das Abbrennen des hölzernen und mit bunten Tüchern in Form gebrachten Eies nicht. Zum Ortsfest in drei Wochen muss es weg sein, wahrscheinlich darf die Feuerwehr dran üben.
Die 19 Mitspieler gehen in die nächste Runde. Ausgedacht hat sich die Spiele Markus Peschke. Mal müssen aneinandergebundene Schuhpaare so über die Leine geworfen werden, dass sie hängen bleiben. Dann sind schnell die Papiertaschentücher aus einer Box zu ziehen und ist mit dem Schrittzähler am Bein möglichst oft auf der Stelle zu treten. Im Finale bleiben von den 19 Leuten erst zehn übrig, dann fünf und schließlich zwei. Die müssen Gummipuppe Birgit ausziehen, sich drauflegen und sie wieder anziehen. Keine Sorge, die Kinder interessiert es nicht. Die baden im Minipool, als Michael Langos seine Arme hochreißt. Der Bielataler wird Rosenthals erster Eierkopp und bekommt eine Kiste frische Eier. Eierkopp – was anderswo ein Schimpfwort ist, in Rosenthal wird es zum Ritterschlag. Flowerpower, Fasching, Woodstock – alles gut und schön. „Aber wir sind besser“, sagen die Rosenthaler.