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Dresdner Turnerin holt sensationell Bronze

Marlene Bindig turnt bei der deutschen Meisterschaft ihren bisher stärksten Wettkampf – und ärgert einige Favoritinnen.

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© Bernhard Schwall

Von Sven Geisler und Frank Thomas

Es ist ein bisschen wie bei den Fußballern im DFB-Pokal, also wenn die Kleinen die Großen ärgern. Marlene Bindig reichte mit ihrer Bodenkür bei den deutschen Meisterschaften zwar nicht ganz an die Auswahlturnerinnen Kim Bui und Pauline Schäfer heran, aber die Bronzemedaille ist für die 17-Jährige vom Dresdner SC Gold wert. Sie lieferte bei den Titelkämpfen in Stuttgart ihren bisher besten Wettkampf: Im Mehrkampf an den vier Geräten Sprung, Stufenbarren, Schwebebalken und Boden sammelte sie mit 49,35 so viele Punkte wie noch nie, was in dem hochrangigen Starterfeld zu Platz elf reichte.

In ihrer Paradedisziplin am Boden zog die ausdrucksstarke Turnerin mit 13,6 Punkten ins Finale der besten Sechs ein, in dem sie dann unter anderem Mitfavoritin Cagla Akyol hinter sich ließ. Nur Olympia-Teilnehmerin Kim Bui und Pauline Schäfer, die im Sprung und am Balken dominierte, erhielten höhere Noten.

„Natürlich war sie im Vorfeld sehr angespannt, aber auch konzentriert“, sagt ihr Trainer Olaf Große. „Man misst sich schließlich nicht mit irgendjemandem, sondern mit den Besten des Landes. Das ist für uns als Verein, der wir kein Bundesstützpunkt sind, eine besondere Herausforderung. Wir sind sehr stolz.“ Auch für den 63-jährigen Große ist es der herausragende Erfolg als Trainer in Dresden. Seit er 2004 begonnen hat, schaffte kein Talent vom DSC die Teilnahme an den deutschen Meisterschaften der Elite.

Stefanie Hamann, die in Klotzsche begonnen hat, startete für die TuG Leipzig. Für den DSC gewann zuletzt Linda Müller eine Medaille in der Meisterklasse: 1997 Silber am Sprung; 1996 war sie Zweite am Balken. Zu ihrem letzten Start beim Turnfest in Leipzig 2002 wurde sie noch einmal Vierte im Mehrkampf sowie jeweils Sechste am Sprung, Barren und Balken.

Marlene Binding stand bei Nachwuchsmeisterschaften mehrmals auf dem Treppchen und gewann 2011 bereits überraschend in ihrer Altersklasse den Titel am Boden. Für eine Auswahlnominierung reichen ihre Ergebnisse zwar noch nicht. „Das muss man realistisch sehen“, meint Große. „Die Kandidatinnen für die WM turnen im Mehrkampf zwei Punkte mehr“, aber: „Vor allem am Stufenbarren möchte sie die Schwierigkeit aufstocken.“

Ärger um verletzte WM-Kandidatin

Bundestrainerin Ulla Koch muss für die Weltmeisterschaft vom 3. bis 12. Oktober im chinesischen Nanning auf Janine Berger verzichten. Die 18-Jährige aus Ulm zog sich am Sprung einen Kreuzbandriss zu. Die schwere Verletzung sorgte für Missstimmung bei den deutschen Turnerinnen, denn Koch hatte der Olympia-Vierten verboten, den schwierigen Tsukahara mit zwei statt mit einer Schraube zu zeigen. „Als ich die Sprungnummer sah, habe ich gedacht, das darf nicht wahr sein“, schimpfte Koch über „ein unnötiges Risiko zu diesem Zeitpunkt.“

Berger war nach einem zu flachen Satz so unglücklich gelandet, dass sie sich das linke Knie verdrehte und schreiend auf der Matte liegen blieb. Durch den Ausfall von Berger ist die deutsche Turnriege geschwächt und die Zielstellung, unter die besten acht Teams zu kommen, gefährdet.

Für Marlene Bindig und den DSC heißt das große Ziel im Herbst, den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga ohne Relegation zu schaffen. Das wird schwer genug. (mit dpa)