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Brückenunglück: So berührt der Einsturz der Carolabrücke die Dresdner

Eine der wichtigsten Verkehrsadern Dresdens liegt in Schutt und Asche, die Stadt ist geschockt. Welche Auswirkungen der Einsturz der Carolabrücke auf sie ganz persönlich hat, haben uns Social-Media-User erzählt.

Von Dominique Bielmeier
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Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden geht vielen Menschen nahe - und hat Auswirkungen auf ihren Alltag.
Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden geht vielen Menschen nahe - und hat Auswirkungen auf ihren Alltag. © kairospress

Dresden. Es gibt in diesen Tagen kein anderes Gesprächsthema in Dresden. Man muss die Worte "Carolabrücke" und "Einsturz" gar nicht hören, um zu wissen, worum es geht, wenn eine Menschengruppe darüber redet, wie lange ein Neubau wohl dauern wird, wie so etwas bloß passieren konnte und vor allem: welch wahnsinniges Glück wir hatten.

Doch abseits dieser abstrakten Überlegungen trifft der Brückensturz die Dresdner auch ganz praktisch im Alltag: Weil eine wichtige Verkehrsader in der Stadt - eine Bundesstraße - auf unabsehbare Zeit wegfällt, wird der Verkehr umgeleitet, es kommt zu Staus und Verspätungen.

Und der Sturz trifft die Dresdner ins Herz, denn vor ihren Augen verschwindet gerade ein Stück Stadtgeschichte, für manche ein Stück ihrer Kindheit. Dafür ist eine große Unsicherheit entstanden: Was ist nun eigentlich mit den anderen Brücken?

All das zeigen die Antworten von Social-Media-Nutzern auf Facebook und Instagram. Dort hatten wir dazu aufgerufen, uns zu schreiben, was der Einsturz der Carolabrücke für sie persönlich bedeutet. Dutzende sind diesem Aufruf nachgekommen.

"Überall ist Stau"

Als Folge Nummer eins wurde Stau genannt. Vor allem in Instagram-Nachrichten berichten mehrere User sogar, dass sich ihr Arbeits- oder Schulweg zeitlich verdoppelt habe. Eine Frau vermisst den Radweg über die Carolabrücke aber auch, weil die alternative Route durch die Stadt für sie viel gefährlicher sei. Auch ein anderer User schreibt: "Fahrradfahren ist nun sehr gefährlich, zu viel Verkehr." Andere sind auf E-Roller umgestiegen, was für sie umständlicher sei.

Für einige wenige haben die Umleitungen aber sogar Vorteile - weil der Umstieg wegfällt, sind sie nun schneller am Ziel. So freut sich ein Nutzer darüber, dass die Linie 3 jetzt am Theaterplatz hält.

Auf Facebook schreibt "Tina Tschi" in einem Kommentar, die Brücke sei ihr Arbeitsweg und der tägliche Schulweg ihrer Tochter gewesen. "Der Gedanke, was hätte passieren können, wenn das einige Stunden früher oder später passiert wäre, ist schon verdammt gruselig." Sie hoffe nun, dass das Wochenende mit dem drohenden Hochwasser nicht so schlimm werde "und zukünftig alle anderen Brücken intensiver geprüft werden".

"Wahnsinnige Angst, da drauf zu müssen"

Für Unsicherheit gesorgt hat der Zusammenbruch der Carolabrücke offenbar bei vielen Menschen. Mehrere User sprechen von Angst, die sie nun beim Überqueren anderer Elbbrücken empfänden. In einer Instagram-Nachricht schreibt eine Frau, sie sei verunsichert, wie sicher Brücken generell seien - und habe "wahnsinnige Angst, da drauf zu müssen".

"Francis Roulin" schreibt in einem Facebook-Kommentar: "Dass es diese wichtige Brücke quasi aus dem Nichts niedergestreckt hat, hat mich sehr geschockt, und auch wenn sie ästhetisch eher schlicht daherkam, gehörte sie für mich zu Dresden wie das Blaue Wunder." Der Nutzer fühle sich aber durch die Beteiligten gut informiert, schreibt er weiter, und habe absolutes Vertrauen in deren Handeln. "Es wird ganz offensichtlich gut und konstruktiv zusammengearbeitet."

Für "Astrid Kirchhoff" ist mit der Carolabrücke ein Stück ihrer heilen Kindheit kaputtgegangen, schreibt die Frau ebenfalls bei Facebook. "Es berührte mich doch, denn ich wohnte beim Neubau der Brücke in der Nähe des Terrassenufers und oft zog es mich zu dieser Baustelle."

Eine Insta-Nutzerin habe den Einsturz wiederum mit eigenen Augen gesehen, schreibt sie. Es sei "ein Erlebnis, was ich nie vergessen werde".

Hoffnung auf "eine schönere Brücke, die zur Altstadt passt"

So sehr wie "Astrid Kirchhoff" hängt offenbar nicht jede Dresdnerin und jeder Dresdner an der Carolabrücke, bei der es sich nach landläufiger Meinung nicht um eine der schöneren Elbbrücken handelt. So wünscht sich eine Insta-Nutzerin nun "eine neue schönere Brücke, die zur Altstadt passt".

Dieser Gedanke ist auch "Falk Burkhardt" auf Facebook gekommen. In einem Kommentar schreibt er: "Die Brücke abreißen und Hentschke Bau GmbH und die Sächsischen Sandsteinwerke bauen die Brücke modern aber im historischen Mantel auf. Und so ist Dresden mit einem blauen Auge davon gekommen und hat eine neue Sehenswürdigkeit, die zur Altstadt passt."

"Ein Ereignis, das die Menschen zusammenrücken ließ"

Seit Tagen stehen Menschen bei jedem Wetter rund um den Einsturzort und beobachten erst die Sicherungsmaßnahmen, inzwischen den Abriss der verbliebenen Brücke, der wegen des drohenden Hochwassers einem Wettlauf gegen die Zeit gleicht. Der Facebook-Nutzer "DrNo" schreibt dazu, er finde die Stimmung in der Stadt gerade sehr interessant. "Es war ein Ereignis, welches die Menschen ein wenig näher zusammenrücken ließ: Fremde sind einfach so ins Gespräch gekommen, man hat sich ausgetauscht, die eine oder andere Geschichte erzählt ... So etwas erlebt man auch selten."

In ähnlichem Ton kommentiert "Johannes Lohmeyer": "Erstens grenzt es an ein Wunder, dass niemand zu Schaden gekommen ist. Zweitens haben Einsatzkräfte, aber auch die SachsenEnergie AG einen Superjob gemacht und diesen perfekt kommuniziert." Natürlich müsse das Ganze nun untersucht werden und Verantwortliche müssten Konsequenzen ziehen. "Aber man kann sich auch mal darüber freuen, in einer Stadt zu leben, die in solchen Katastrophen resilient reagiert."