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Zu wenig, zu ungesund: Kantinenproblem an Dresdner Sportschule kocht hoch

Es brodelt in der Eliteschule des Sports: Seit dem Wechsel zu einem neuen Anbieter beklagen sich Sportschüler in Dresden über das Kantinenessen. Das sei nicht sportlergerecht und zu wenig. Jetzt gibt es eine XXL-Lösung.

Von Michaela Widder
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Über Geschmack lässt sich streiten. Das Mittagessen an der Dresdner Sportschule beschäftigt Schüler, Eltern, Schulleitung und auch die Stadt.
Über Geschmack lässt sich streiten. Das Mittagessen an der Dresdner Sportschule beschäftigt Schüler, Eltern, Schulleitung und auch die Stadt. © dpa-Zentralbild

Dresden. Wenn Felix Fischer nach Hause kommt, ist immer seine erste Frage: "Was gibt es zu essen?" Und die zweite folgt umgehend: "Wann ist es fertig?" Der Elftklässler ist Speerwerfer am Dresdner Sportgymnasium - und teilt mit etlichen Mitschülern seit Wochen ein Problem: "Die Jungs und Mädels sind frustriert. Unser Sohn wird mittags einfach nicht satt, dazu gibt es unserer Meinung nach zu viel Fast Food für eine Sportschule", bemängelt Vater Jens Fischer.

Tatsächlichen häufen sich die Beschwerden rund um die Essensversorgung am Sportgymnasium und der Sportoberschule in Dresden. Immer wieder ist zu hören, dass die Schülerinnen und Schüler vor allem zum Mittag nicht satt werden. Einige Internatsschüler beklagen zudem die Versorgung am Abend - wenn nach dem Training die Mensa um 20 Uhr geschlossen ist und stattdessen ein Lunchpaket mit labbrigen Toastbrot bereitsteht.

Über Geschmack lässt sich streiten, an der Portionsgröße zum Mittag weniger. Fakt ist: Seit das Sportschulzentrum einen neuen Essensanbieter hat, häuft sich die Kritik. "Wir sind seit längerem an dem Thema dran, nehmen das sehr ernst und suchen nach Lösungen", sagt Britt Göldner, Direktorin am Sportgymnasium, auf Anfrage von Sächsische.de.

Caterer kocht für Sportschulen in Leipzig und Chemnitz

Viele Jahre war das Studentenwerk in Dresden für die Essensversorgung zuständig. "Die Kassiererin kannte jeden mit Namen", erzählt Göldner. Doch nachdem das Unternehmen die weniger lukrative Schulkantine nicht weiter betreiben wollte, musste ein neuer Anbiete gefunden werden. Seit Schuljahresbeginn kocht nun Saxonia Catering in der Sportschule. Der Caterer versorgt bereits die Sportschüler in Leipzig und Chemnitz.

Nach einigen Startschwierigkeiten löste sich jedoch das Grundproblem nicht. Zwar gibt es eine Theke, an der sich die Schüler selbständig Beilagen nehmen können, nur die Hauptkomponente fällt offenbar zu klein aus. Und viele Eltern wünschen sich zudem eine ausgewogene Ernährung, die auch speziell auf die Sportler der jeweiligen Disziplinen abgestimmt sein sollte. "Ich als Elternteil wäre auch bereit, für eine größere Portion mehr zu bezahlen", meint Jens Fischer.

Viele Plätze bleiben inzwischen in der Mensa leer, weil die Schülerinnen und Schüler lieber in den nächsten Supermarkt gehen. "Unsere Gedanken gehen schon so weit, dass wir eine akkubetriebene Heatbox anschaffen, vorkochen und unserem Sohn so ein warmes ausreichendes Mittagessen mitgeben", erklärt der Vater.

Eine Lösung: XXL-Variante für einen Aufpreis

Es brodelt also weiter heftig in der Dresdner Sportschule. Doch Schulleiterin Göldner ist nach den vielen Gesprächen mit Elternvertretern, Internatsleitung, Schulamt, dem Caterer sowie der Stadt Dresden, die den Mietervertrag mit dem Caterer geschlossen hat, zuversichtlich gestimmt. "Wir konnten organisatorisch einiges klären und haben unsere Wünsche dem Caterer mitgeteilt", sagt sie und verspricht: "Nach den Herbstferien gibt es eine Änderung."

Demnach wird Saxonia Catering die "Hauptkomponente in einer XXL-Variante für einen Mehrpreis anbieten", erklärt Dresdens Bildungsbürgermeister Jan Donhauser, der zugleich für den Sport in der Stadt zuständig ist. Speerwerfer Felix Fischer, der normalerweise einen höheren Energiebedarf hat als beispielsweise eine Gymnastin, kann also demnächst mittags auch zwei statt einer Bratwurst bestellen.

Zudem sei das Nachholen der Beilagen jederzeit möglich, teilt Donhauser weiter mit. Das Buffet werde während der Mittagspause bei Bedarf nachgefüllt. Und er verweist darauf, dass der "Speiseplan auf die Bedürfnisse von Sportlerinnen und Sportlern ausgerichtet" sei. Mit dem Wechsel gibt es wesentlich mehr Angebot an Obst, meint die Direktorin.

Die Schulleiterin hat auch mit Fast Food kein Problem

Göldner verweist außerdem auf das Wahl-Essen. "Ich halte es durchaus für vertretbar, wenn mal Fast-Food auf dem Angebot steht. Bei den älteren Schülern sehe ich da eine Eigenverantwortung, und die jüngeren müssen das erst lernen", sagt sie und findet, auf einem guten, konstruktiven Weg zu sein.

Donhauser wiederum wirbt nach all der Kritik am Schulessen generell für Verständnis: "Die Anlaufphase mit einem neuen Caterer erfordert üblicherweise ein hohes Maß an Kommunikation mit allen Beteiligten", erklärt der 55-Jährige. "Uns ist es wichtig, dass durch zeitnahe Kommunikation, Bedarfe und Wünsche thematisiert und einer vertretbaren Lösung zugeführt werden können". Die neue XXL-Portion ab Mitte Oktober ist ein Anfang.