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City-Biathlon in Dresden: Eine feuchte Premiere mit feiernden Fans und vielen Stars

Dauerregen und kühle Temperaturen begleiteten den ersten City-Biathlon in Dresden, bei dem der Superstar Zweiter wird. Die Veranstalter zählten 10.000 Zuschauer und wünschen sich eine Wiederholung.

Von Daniel Klein
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Nasse Athleten, volle Ränge:  Die Zuschauer im Heinz-Steyer-Stadion feuerten die Biathletinnen mit der Slowakin Paulina Fialkova an der Spitze an.
Nasse Athleten, volle Ränge: Die Zuschauer im Heinz-Steyer-Stadion feuerten die Biathletinnen mit der Slowakin Paulina Fialkova an der Spitze an. © Foto: SZ/Veit Hengst

Dresden. Es war eine Frage von Zentimetern. Als die Biathleten am Sonntagnachmittag auf dem Elberadweg zwischen Semperoper und dem Ziel Heinz-Steyer-Stadion auf ihren Sommervarianten der Langlaufski rollerten, schwappte das Wasser bedrohlich nah an die Kante. Doch es schwappte nicht über. Die Premiere des Dresdner City-Biathlons konnte somit auf den geplanten Strecken absolviert werden. Einen Tag später und alles wäre ins Wasser gefallen.

Doch auch so war es feucht genug. Ab Mittag, als die Qualirennen anstanden, regnete es unaufhörlich. Das erschwerte die Bedingungen für alle. „Man muss sich das vorstellen wie beim Autofahren auf nasser Straße – man hat weniger Grip“, erklärte Justus Strelow, der als Sachse Heimspiel hatte und Dritter wurde. Bei den Qualirennen rutschte die Norwegerin Karoline Knotten aus, zog sich beim Sturz Blessuren am Knie, an der Hüfte und am Daumen zu, trat im Finale aber trotzdem an und wurde hinter der Italienerin Lisa Vitozzi und Johanna Puff Dritte.

Justus Strehlow aus Schmiedeberg gehörte am Schießstand im Finale wieder zu den Konstantesten, überzeugte aber vor allem auf den Runden.
Justus Strehlow aus Schmiedeberg gehörte am Schießstand im Finale wieder zu den Konstantesten, überzeugte aber vor allem auf den Runden. © Foto: SZ/Veit Hengst

Auch für die Zuschauer war der Dauerregen eine Herausforderung. Der Großteil der 4.500 im ausverkauften Steyer-Stadion saß im Trockenen und verbreitete eine Stimmung, die ein wenig an die bei den Weltcup-Hochburgen Oberhof und Ruhpolding erinnerte. Doch entlang der 2,3 Kilometer langen Strecke war der Zuspruch eher dürftig. „Das ist natürlich schade, aufgrund der äußeren Bedingungen aber absolut verständlich“, erklärte Veranstaltunngschef Ralf Niedermeyer, der mit seiner Sportagentur aus Saarbrücken das Einladungsrennen seit 2005 veranstaltet. Bei den Vorgängerorten Püttlingen und Wiesbaden kamen jeweils bis zu 20.000 Zuschauer, in Dresden war es etwa die Hälfte, schätzt Niedermeyer.

Die Fans sahen bei den Männern ein Herzschlagfinale. Auf der letzten Runde holte Strelow mit dem Slowenen Jakov Fak im Schlepptau Meter für Meter auf Johannes Thingnes Bö, den seit Jahren dominierenden Biathleten aus Norwegen, auf und wollte auf dem Radweg an ihm vorbeiziehen. „Aber der war zu schmal. Und im Stadion hat er dann in der Kurve innen zugemacht, da ging nichts mehr“, erklärte der Schmiedeberger, der im letzten Moment zurückzog, um einen Sturz zu vermeiden. „Ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass er mir Platz macht.“ Lachender Dritter des rassigen Zweikampfs war Fak.

Die Zuschauer hatten von der Haupttribüne eine perfekte Sicht auf den Schießstand.
Die Zuschauer hatten von der Haupttribüne eine perfekte Sicht auf den Schießstand. © Foto: SZ/Veit Hengst

Böse Worte fielen zwischen den Kontrahenten danach nicht. Im Gegenteil. Als Bö und Strelow bei der Pressekonferenz saßen, erkundigte sich der fünfmalige Olympiasieger beim Schmiedeberger, ob Dresden seine Heimstadt sei. Als ihm Strelow sagte, dass er aus einem Ort etwa eine Autostunde entfernt stamme, antworte Bö: „Dann ist das Deine Familie hier“ und zeigte auf 40 Fans, die hinter bodentiefen Fensterscheiben mit gezückten Handys einen Blick auf die Sportprominenz erhaschen wollten.

Die Nähe ist ein Punkt, warum die Sommervariante derart beliebt ist. Die Athleten erfüllten unzählige Selfiewünsche, unterschrieben auf allem, was ihnen entgegengestreckt wurde. Denise Herrmann-Wick, die vor anderthalb Jahren ihre Karriere beendet hatte, im nächsten Winter als Experten fürs ZDF arbeitet und in Dresden als Botschafterin des Events auftrat, ging es ähnlich. „Man spürt, dass sich die Menschen hier sehr für Sport begeistern können. Das freut mich als Sächsin sehr. Auch die Nähe zum Stützpunkt Altenberg ist ideal“, erklärte die 35-Jährige und es klang fast wie eine Bewerbungsrede für eine Fortsetzung in den kommenden Jahren.

Ein prominentes Trio auf dem Radweg an der Elbe: Tarjei Bö (l.), sein jüngerer Bruder Johannes Thingnes (M.) und Justus Strelow.
Ein prominentes Trio auf dem Radweg an der Elbe: Tarjei Bö (l.), sein jüngerer Bruder Johannes Thingnes (M.) und Justus Strelow. © Foto: SZ/Veit Hengst

Veranstalter Niedermeyer wollte sich da noch nicht festlegen. „Wir werden uns jetzt hinsetzen, alles auswerten und dann für nächstes Jahr planen“, erklärte er. „Dresden ist definitiv in der Pole Position, die Stadt muss aber auch Zusagen einhalten.“ Die 300.000 Euro Zuschuss zum 750.000-Euro-Etat waren damit nicht gemeint, sondern eher Details etwa bei der Beseitigung von Verkehrshindernissen.

Der Rückbau wird ein Rennen gegen die Zeit und das Hochwasser. Die Absperrgitter entlang der Strecke verschwanden noch am Sonntag, der Schießstand im Stadion soll am Montag weg sein. Das geht, weil ein Durchgang in der Stadionmauer jenseits des Fluttores auf die Straße führt. Auch da entschieden Zentimeter.