250 Bewerberinnen und Bewerber für die 200 Plätze gibt es. Der größte Teil davon musste sich am Sonnabend einer harten Auswahl stellen: In der Börse in Coswig lagen die strengen Augen der Jury auf den Tänzerinnen und Tänzern. Alle haben sie ein Ziel: Debütant und Debütantin werden beim nächsten Sempernopernball in Dresden.
Viele haben Erfahrung. Dennoch: So ein Casting ist eine Herausforderung für die Nerven, auch für turniererfahrene im Feld.
Hochkarätige Jury für das Debütantencasting
Allen voran an diesem Samstag: Sabine Lax, Ex-Tanz-Weltmeisterin und Inhaberin der gleichnamigen Tanzschule in Dresden. Schirmherrin der Debütanten ist Annett Hofmann, Sachsens First Lady, Ehefrau von Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Sie votierte ebenfalls mit.
Zum ersten Mal in der Jury ist Schauspielerin Marielle Ahrens, die bereits mehrfach Promi-Gast beim Ball war und deren Tochter Lucia von Faber-Castell als Promi-Debütantin bereits gesetzt war. Sie hatte bereits vorab ein Tanz-Video eingesendet. Ball-Organisatorin Trixi Steiner war ebenso anwesend wie die Dresdner Designerin Dorothea Michalk, die die Debütantinnen-Kleider kreiert hat und im Vorstand des Ball-Vereins ist.
Für den 7. Februar 2025 sollen es möglichst genau 100 Paare werden, die den Debütanten-Walzer tanzen, weil es auch der 100. Semperopernball ist. Damit ist dieser eines der traditionsreichsten und renommiertesten Ereignisse dieser Art Europas.
"Ich war unglaublich aufgeregt"
Aufgeragt waren die vielen jungen Tänzerinnen und Tänzer wohl alle. 14 Paare waren bereits vorab ausgewählt worden, die sich per Video beworben hatten. Also ging es nur noch darum, 86 Paare zu finden.
Eines der glücklichen Paare, das nur einmal vortanzen musste und sofort die Zusage erhielt - andere mussten zum Teil in mehrere weitere Runden - besteht aus Annika Plotz und Philipp Prüter. Beide sind 21 Jahre alt und studieren in Rostock. Annika ist gebürtige Dresdnerin. "Ich tanze, seitdem ich vier Jahre alt bin", sagt sie. Angefangen hat sie mit Kindertanz, jetzt ist es Ausdruckstanz. Philipp tanzt seit 13 Jahren, ist Turniertänzer.
"Wir haben uns an der Uni in Rostock kennengelernt und sind gute Freunde geworden", erzählt der junge Mann, der auch Tanzunterricht gibt. Im Studium haben sie bereits gemeinsame Choreografien entwickelt und sind in diversen Aufführungen aufgetreten. "Beim Semperopernball zu tanzen, ist einfach ein Traum", sagt Philipp Prüter.
Um die Bewerbung gekümmert hat sich aber mehr Annika. "Ich habe früher an der Tanzschule Lax getanzt und mit meiner Oma den Semperopernball im Fernsehen gesehen." Bald selbst auf dem Parkett in der Oper zu tanzen, sei etwas ganz Besonderes.
"Ich war unglaublich aufgeregt", berichtet Philipp vom Vortanzen. "Du weißt ja nie, wie der Boden ist, ob du wegrutschst oder wie stark die Konkurrenz ist." Beide sind unheimlich froh, es auf Anhieb geschafft zu haben.
Paar unverhofft wiedervereint
Jördis Becker und Jeremy-Fabien Hubain sind jeweils ohne Partner und Partnerin aus Gera zum Casting angereist. Beim Vortanzen der Einzelbewerberinnen und -bewerber kam dann die Frage aus der Jury, ob die beiden nicht zusammen tanzen wollen. Das Besondere daran: Die beiden waren 2022 ein Tanz-Paar in Gera. "Dann habe ich den Verein gewechselt, deshalb ging das dann nicht mehr", erklärt Jördis.
Hier wieder vereint zu werden, hatten beide nicht erwartet. "Ich habe Jeremy-Fabien bei der Anmeldung heute gesehen und gedacht, vielleicht könnte sich was ergeben", sagt die 17-Jährige. "Wir sind zwar befreundet, sehen uns in der Schule, aber wussten beide nicht voneinander, dass wir uns hier beworben haben."
Es sei natürlich vorteilhaft, mit jemandem zu tanzen, den man kennt. Vor allem, wenn man schon einmal ein Tanz-Paar im Verein war, so Jeremy-Fabien. Er tanzt seit seinem fünften Lebensjahr. Sie, seitdem sie sechs ist.
Es sind noch Plätze für Tänzerinnen und Tänzer frei
Da nicht alle Bewerberinnen und Bewerber die Jury vollends überzeugen konnten, sind noch Plätze für 15 Paare frei. Das bedeutet aber nicht zwingend, dass die Abgelehnten keine Chance mehr haben. Der Tipp der Jury: Weiter üben in einer Tanzschule und dann bis Anfang Oktober neu bewerben, per Video.
Lucia von Faber-Castell sucht übrigens noch ihren Tanzpartner, der sich ebenfalls per Video beim Verein bewerben soll. Sie und die Jury suchen dann den passenden jungen Mann aus.
Alle Debütantinnen tragen beim Ball das Kleid von Dorothea Michalk. Es ist aus Viskose, die Farbe nennt sich Champagner und es ist mit einer goldenen Seiden-Schleife verziert. Das Kleid wird ergänzt durch Schmuck - ebenfalls made in Dresden. Goldschmiedin Barbara Oehlke hat dafür Süßwasserzuchtperlen und Silber verwendet, es vergoldet und die Kette mit einer getrockneten Hortensienblüte verziert, farblich passend zum Kleid.