Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Dresden

Rathaus-Party in Dresden: Stadtrat fordert Absage, nun reagiert OB Hilbert

Der Abbruch der teilweise eingestürzten Carolabrücke war ein Wettlauf gegen das Hochwasser. Andernorts ist die Flut zwar dramatischer, trotzdem gibt es Kritik, dass Dresdens Oberbürgermeister ausgerechnet jetzt mit jungen Erwachsenen feiern will.

Von Andreas Weller
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
OB Hilbert feiert am Freitag erneut mit jungen Dresdnerinnen und Dresdnern, allerdings wird die Absage gefordert.
OB Hilbert feiert am Freitag erneut mit jungen Dresdnerinnen und Dresdnern, allerdings wird die Absage gefordert. © Sven Ellger

Dresden. An diesem Freitag sind 5.400 junge Dresdnerinnen und Dresdner von Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) zur "@nachtschicht_18" eingeladen. Das jährliche Kennenlernen der Verwaltung bei einer Party für alle, die in den vergangenen zwölf Monaten 18 Jahre alt geworden sind, ist seit einer Weile wegen der Auftragsvergabe in der Kritik. Nun wird die Absage für dieses Jahr gefordert.

"Unabhängig davon, wie man sonst zu dieser Veranstaltung stehen mag: In der aktuellen Situation wäre eine solche Party völlig unpassend und unangemessen", so Linke-Fraktionschef André Schollbach. "Angesichts der Brückenkatastrophe von Dresden und der dramatischen Hochwasserlage in unseren Nachbarländern, bei der bereits mehrere Menschen zu Tode gekommen sind und sich viele Leute in akuter Not befinden, sollte diese Veranstaltung abgesagt werden."

Schollbach hat immer wieder zu den Kosten und der Vergabe bei OB Hilbert angefragt und kritisiert, dass die Vergabe ohne Ausschreibung an einen engen Vertrauten des OBs erfolgt war. Eine Prüfung im Rathaus hat ergeben, dass bei den Vergaben tatsächlich Fehler gemacht wurden. "Zahlreiche Menschen hätten kein Verständnis dafür, wenn der Oberbürgermeister in dieser Situation einfach zur Tagesordnung übergeht und grinsend eine rauschende Ratshausparty feiert", so Schollbach weiter.

Dresdens OB Hilbert reagiert mit Unverständnis

Oberbürgermeister Hilbert reagiert darauf ebenfalls scharf - allerdings gegen Schollbach. "Die Forderung von Herrn Schollbach ist an politischer Bigotterie eigentlich nicht zu überbieten und man fragt sich verzweifelt, was er eigentlich gegen junge Menschen hat."

Unbestritten sei die Lage in den Nachbarländern dramatisch. "Wir stehen im ständigen Kontakt mit unseren Partnerstädten Wraclaw und Ostrova, die beide vom Hochwasser betroffen sind. Die Menschen in beiden Städten werden wir unterstützen, so weit es unsere eigene Lage zulässt."

Allerdings könne er die Forderung nach einer Absage nicht nachvollziehen. "Spannend ist, dass Herr Schollbach nur fordert, die Nachtschicht abzusagen, nicht aber andere Veranstaltungen in der Landeshauptstadt, was doch in seiner Argumentation nur konsequent wäre. Wo war Herrn Schollbachs Forderung beim Konzert von Kraftwerk?"

Außerdem zählt Hilbert das Dresdner Drum & Bass Festival in der Groove-Station, die Mega 90er-Party im Stromwerk und weitere Konzert- und Theateraufführungen auf, bei denen letztendlich Stadt und Land auch Veranstalter seien. "Aber das alles wäre ja selbst für Herrn Schollbach zu unpopulär. Seine Forderung zielt nur auf die 18-jährigen Dresdnerinnen und Dresdner ab, die sich seit Monaten darauf freuen, dass die Stadt extra etwas für sie organisiert. Das ist bedenklich."

Zudem verweist Hilbert darauf, dass die geplanten Kosten 145.000 Euro so oder so anfallen, weil alle Aufträge längst ausgelöst sind. "Die 18er-Party wird stattfinden. Eine Absage würde keinerlei Kosten sparen."