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Prozess in Dresden: 37-Jähriger soll sich an neun Kindern vergangen haben

Es geht um Missbrauch in der Familie und im Sportverein, das jüngste Opfer war gerade ein Jahr alt: In Dresden vor Gericht hat nun ein Prozess begonnen, der es in sich hat.

Von Alexander Schneider
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Nico H. soll sich wiederholt an Kindern vergangen haben, einige waren kaum zwei Jahre alt. Seit Mittwoch steht der 37-Jährige, hier mit seinem Verteidiger Daniel Sittner (l.), vor dem Landgericht Dresden.
Nico H. soll sich wiederholt an Kindern vergangen haben, einige waren kaum zwei Jahre alt. Seit Mittwoch steht der 37-Jährige, hier mit seinem Verteidiger Daniel Sittner (l.), vor dem Landgericht Dresden. © Foto: SZ/Veit Hengst

Dresden. Der Fall von Nico H. zeigt es wieder deutlich: Die größte Gefahr droht Kindern dort, wo man es gemeinhin am wenigsten erwarten würde und wo das Vertrauen am größten ist. Nämlich in der Familie, unter den besten Freunden, im Sportverein. Dieses Vertrauen soll der 37-jährige Elektroniker über viele Jahre massivst missbraucht haben.

Seit Mittwoch muss er sich vor dem Landgericht Dresden unter anderem wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern, sexuellen Missbrauchs ohne Körperkontakt und Herstellens kinderpornografischer Aufnahmen in mehr als 30 Fällen verantworten. Das jüngste der neun Opfer war gerade ein Jahr alt, die ältesten keine 14, die meisten waren im Kleinkindalter.

Die Anklage der Staatsanwaltschaft Dresden beschreibt Missbrauchshandlungen zwischen 2017 und Ende 2022. Anlässe waren oft Besuche zu Familienfeierlichkeiten im Großraum Dresden, ein gemeinsamer Urlaub in Thüringen, aber auch Trainingslager des Vereins, in dem H. Fitnesstrainer war.

Stets habe sich der Angeklagte dabei mit "Aufnahmegeräten" gefilmt. Diese Kameras habe er oft versteckt installiert – in den Wohnungen seiner Freunde und Verwandten, bei denen er zu Besuch war, in Ferienwohnungen bei gemeinsamen Urlauben, in Schlaf- und Badezimmern, Duschen und Toiletten. Als weitere Tatorte werden etwa eine Kleingartensparte genannt und ein Freizeitbad.

Zwei Wohnungsdurchsuchungen

Die "gute" Nachricht dieses Falls ist, dass diese Taten dann doch eines Tages ans Licht gekommen sind. Eines der missbrauchten Mädchen hatte sich offenbart und erzählt, was "Onkel Nico" gemacht habe. Am 21. Januar 2023 durchsuchte die Polizei erstmals die Eigentumswohnung, in der H. mit seiner langjährigen Lebensgefährtin gelebt hatte. Computer, Handys und Speichermedien wurden sichergestellt.

Unter anderem fanden die Beamten mehr als 4.000 Videos und Fotos mit sexueller Gewalt an Kindern. Am 22. Dezember 2023 schließlich, einen Tag nach H.s Verhaftung, rückten die Ermittler erneut an, um die Wohnung zu durchsuchen, und fanden weitere 639 Dateien mit Kinderpornografie. Seitdem dürfte dem 37-Jährigen endlich klargeworden sein, dass er aus der Sache nicht mehr herauskommt. Jedenfalls hatte er das so seiner damaligen Partnerin aus der Untersuchungshaft geschrieben.

Richterin Eva Stief, die Vorsitzende der Jugendschutzkammer, verlas den Brief nun in der Hauptverhandlung. Die 33-jährige Ex-Partnerin sagte am Nachmittag aus, sie habe sich im März dieses Jahres von Nico getrennt, nachdem sie in der Vernehmung Aufnahmen gesehen hatte. Sie sei seit 2009 mit H. liiert gewesen, eine glückliche Beziehung mit Höhen und Tiefen. Von seiner Neigung habe sie nichts geahnt.

Nico H. hatte sich nach Verlesung der Anklage unter Ausschluss der Öffentlichkeit umfassend zu den Taten eingelassen. Ihm droht eine mehrjährige Haftstrafe. Die Strafkammer hat bis Ende August sechs weitere Sitzungstage terminiert.