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SZ + Dresden

Prozess gegen Rechtsextremist: Schreiber-Opfer seit der Tat arbeitsunfähig

Im Strafverfahren gegen Max Schreiber von den „Freien Sachsen“ und seinen Bruder wurde nun der Geschädigte vernommen. Der Prozess am Amtsgericht Dresden soll am Freitag enden.

Von Alexander Schneider
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Der Pirnaer "Freie Sachsen"-Chef und Dresdner Dauer-Demo-Organisator Max Schreiber steht wegen mehrerer Tatvorwürfe bei seinen Versammlungen und einem Übergriff auf den Fahrer eines Elektrorollers vor dem Amtsgericht Dresden.
Der Pirnaer "Freie Sachsen"-Chef und Dresdner Dauer-Demo-Organisator Max Schreiber steht wegen mehrerer Tatvorwürfe bei seinen Versammlungen und einem Übergriff auf den Fahrer eines Elektrorollers vor dem Amtsgericht Dresden. © Foto: Rene Meinig

Dresden. Am zweiten Prozesstag gegen Max Schreiber (37), Chef der rechtsextremen „Freien Sachsen“ aus Pirna, und seinen Bruder Moritz (34) stand der schwerste Tatvorwurf im Mittelpunkt: gefährliche Körperverletzung. Der 25-jährige Geschädigte berichtete im Amtsgericht Dresden, dass er im Juni 2023 in der Pirnaer Landstraße seinen neuen E-Roller getestet habe.

Er sei auf der Straße gefahren, "wie es sich gehört". Die Angeklagten, die ihm in einem Fahrzeug folgten, hätten ihn „blöd angemeckert“. Er habe zurück beleidigt: "Ich darf hier fahren, Arschloch". Dann hätten die Handwerker mit ihrem Transporter ihm den Weg versperrt und seine Weiterfahrt behindert.

Fahrer Max Schreiber sei ausgestiegen und habe gefragt, "ob ich ein Problem habe", so der Zeuge. Wieder habe er erklärt, dass er auf der Straße fahren müsse. Schreiber sei aggressiver geworden. Auch der Beifahrer, Schreibers Bruder, sei ausgestiegen. "Die haben behauptet, dass ich kein Recht habe. Ich wollte die Polizei rufen", sagte der 25-Jährige.

Max Schreiber habe ihm das Handy aus der Hand gerissen und auf die Straße geworfen. Dann berichtete der Geschädigte, wie erst Max und schließlich beide auf ihn eingeschlagen hätten, auch als er schon am Boden gelegen habe. Moritz habe den E-Scooter mit Wucht auf den Fußweg geworfen: "Ein Totalschaden".

Weit schlimmer jedoch sind die Verletzungen des 25-Jährigen. Er erlitt neben Platzwunden und Prellungen einen Schulter-Bänderriss und ist seit der Tat immer wieder krankgeschrieben worden. In diesem Prozess ist der Dresdner Nebenkläger.

Schulter-Operation und Physiotherapie

Der junge Mann ist lernbehindert und hatte erst wenige Monate zuvor eine Fortbildung begonnen. Doch seinen Traum, in einer Fahrradwerkstatt zu arbeiten, habe er aufgeben müssen, weil er seinen Arm nicht mehr richtig bewegen könne. Erst im April wurde er demnach operiert und werde noch immer physiotherapeutisch behandelt.

Max Schreiber äußerte sich erst nach der Vernehmung des Geschädigten. Er behauptete, der Mann habe ihn schon zuvor einmal bei einer Demo in Großzschachwitz, die Schreiber angemeldet hatte, beschimpft. Der Rollerfahrer sei mehrere Hundert Meter mittig auf der Straße gefahren, sodass er nicht habe überholt werden können.

Weiter behauptete Schreiber, der 25-Jährige habe den Transporter beschädigt und ihn wohl gefilmt, weshalb er ihm das Handy abgenommen habe. Später habe er ihm einen Gegenstand, der wie ein zugeklapptes Taschenmesser aussah, aus der Hand geschlagen. Er habe den Mann nie geschlagen, sei aber bei einem Gerangel mit ihm zusammen zu Boden gestürzt.

Die Frage des Staatsanwalts, warum Schreiber angesichts seiner Nothilfe-Version nicht die Polizei alarmiert habe, wenn es so gewesen sei, konnte der Angeklagte nicht schlüssig beantworten.

Eine Augenzeugin des Übergriffs berichtete, die Männer hätten darüber gestritten, dass der Roller auf der Straße gefahren sei. Dann hätten die Angeklagten auf den 25-Jährigen eingeschlagen. Ein Messer oder andere Gegenstände habe die 47-Jährige nicht wahrgenommen.

Max Schreiber werden noch weitere Taten vorgeworfen, darunter ein Angriff auf Journalisten in Laubegast. Auch diesen Vorwurf hat er bestritten.

Kurios ist der Vorwurf einer Amtsanmaßung. Schreiber habe im Januar 2023 abends in Dresden und Pirna aus seinem grünen Geländewagen per Lautsprecher einen Aufruf abgespielt, nachdem sich Männer und Frauen im Alter von 18 bis 35 wegen der russischen Teilmobilmachung bei der Bundeswehr zu melden hätten.

Am Donnerstag spielte der 37-Jährige den vollständigen Text im Gerichtssaal auf seinem Handy ab. Am Ende der Durchsage folgte die Aufklärung. Sie soll Werbung für die nächste Schreiber-Demo gewesen sein: Die Bundesregierung liefere Waffen an die Ukraine und ziehe "uns" in den Krieg hinein: "Schließt Euch uns an, damit dieses Szenario nicht Realität wird."

Der Prozess soll an diesem Freitag zu Ende gehen.