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Dresdner Schulbürgermeister: "Wir brauchen zwei Wochen länger Sommerferien"

Weil Hitze immer unerträglicher wird, will Dresdens Bildungsbürgermeister Jan Donhauser die Sommerferien verlängern. Welche anderen Ferien verkürzt werden sollen und welche Reaktionen es gibt.

Von Dirk Hein
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Will Dresdner Schüler länger in die Sommerferien schicken: Bürgermeister Jan Donhauser (CDU).
Will Dresdner Schüler länger in die Sommerferien schicken: Bürgermeister Jan Donhauser (CDU). © Sven Ellger

Dresden. Im bundesweit getakteten Wechsel der Ferienzeiten ist Sachsen momentan extrem früh im Jahr mit den Sommerferien an der Reihe. Seit Anfang August sind im Freistaat daher die "großen Ferien" schon wieder vorbei. Daran ändert sich auch 2025 nichts. Mitten im Hochsommer müssen Schülerinnen und Schüler damit zurück in die überhitzten Klassenräume. In dieser Zeit wird oft mit Hitzeplänen unterrichtet, Schulstunden werden entweder verkürzt oder entfallen später am Tag ganz. Dresdens Schulbürgermeister Jan Donhauser (CDU) hat in diesem Zusammenhang einen Reformvorschlag präsentiert.

Was konkret soll sich an den Schulen ändern?

Laut Bürgermeister Jan Donhauser sollen die Schulferien sachsenweit von momentan sechs Wochen auf acht Wochen erhöht werden. Vorbild dafür ist laut Donhauser nicht das DDR-Bildungssystem, auch da hatten Schüler acht Wochen Sommerferien. Donhauser blickt stattdessen in Richtung Österreich, Frankreich und Italien.

In Österreich dauern die Schulferien im Sommer neun Wochen, französische Kinder haben im Sommer acht Wochen frei. Italienische Schüler haben volle drei Monate Ferien. "Dort scheint es auch zu funktionieren. Ich bin überzeugt, dass diese Kinder nicht dümmer sind", sagt Donhauser.

Er weiß aber auch, dass für längere Sommerferien auch in Deutschland die Ferien in anderen Jahreszeiten gekürzt werden müssten. Laut Donhauser könnten daher entweder die Herbstferien oder aber die Winterferien um eine Woche verkürzt werden. "Nichts davon ist in Stein gemeißelt, es geht um einen ersten Vorschlag." Darüber müsse auf Landes- und Bundesebene geredet werden.

Wie begründet Donhauser seinen Vorschlag?

"Die Sommer in Deutschland werden dauerhaft immer heißer werden. Das ist ein Fakt, wir brauchen nicht auf das Gegenteil zu hoffen", sagt der Bürgermeister. Vor diesem Hintergrund wird auch an den Schulen im Freistaat im Hochsommer weniger unterrichtet werden können, da Kinder weit häufiger hitzefrei haben werden oder Schulstunden verkürzt werden.

Den Gegenvorschlag, alle 150 Dresdner Schulen baulich so zu ertüchtigen, dass Hitze erträglich gehalten werden kann, sieht Donhauser als nicht realisierbar an. "Uns fehlt schlicht das Geld, alle Schulen baulich so umzugestalten, dass wir auch lange Hitzeperioden ohne Hitzepläne bewältigen können." Donhauser spricht sich auch gegen den Einsatz von Klimaanlagen in Schulen aus, dies sei nicht nachhaltig und sowohl in der Anschaffung als auch im Betrieb zu teuer.

"Diese acht Wochen Sommerferien werden kommen. Der Vorschlag ist pragmatisch, er kostet kein Geld." Auch der Betreuungsaufwand für Eltern sei nicht wirklich größer, da die zusätzliche Betreuungszeit jetzt beim Hitzefrei der Kinder anfällt.

Wie reagiert das Kultusministerium?

Aus dem Kultusministerium kommt grundsätzliches Verständnis für den Wunsch nach längeren Sommerferien. Die sei "nachvollziehbar, gerade wenn die Temperaturen so heiß sind. Aber was im ersten Moment schön klingt, ist am Ende wenig praktikabel", sagt die stellvertretende Ministeriumssprecherin, Susann Meerheim. Noch längere Schulferien würden vor allem für Eltern von kleineren Schulkindern eine enorme Herausforderung bedeuten. "Verlängern sich die Sommerferien, dann verdichten sich auch die Abstände von Klassenarbeiten, Klausuren und Prüfungen."

Zudem hätten sich die bisherigen Hitze-Regeln bewährt. "Die Hitzepläne der Schulen funktionieren. Bisher ist auch nicht bekannt, dass über mehrere Wochen hinweg Hitzepläne greifen mussten", sagt Frau Meerheim.

Die Sprecherin nimmt zudem die Schulträger, in diesem Fall die Landeshauptstadt selbst, in die Pflicht. Die Schulgebäude müssten für Hitzeperioden fit gemacht werden. "Das reicht von Verschattungen an Fenstern oder durch Bäume bis hin zu energetischen Anpassungen. Viele Schulträger installieren in ihren Schulgebäuden auch Trinkwasserbrunnen, damit den Schülern an heißen Tagen genügend zuckerfreies Wasser zur Verfügung steht."

Was unternimmt Dresden bisher gegen Hitze in den Schulen?

Obwohl das Geld fehlt, um alle Schulen komplett hitzeresistent zu machen, unternimmt die Stadt schon einiges. Laut der seit 2016 geltenden Schulbaurichtlinie werden große Glasflächen an der Südseite eines Schulgebäudes vermieden. Verglaste Flächen mit Süd-, West- oder Ostausrichtung bekommen einen außenliegenden Sonnenschutz.

Seit 2023 gibt es ein Hitze-Handbuch für jede Schule. Darin sind Regeln zum Lüften, aber auch zum Anbringen von Sonnenschutzfolie geklärt. Zudem werden kleine Pausen zur Auflockerung empfohlen.

Im Außenbereich werden generell verstärkt Sonnenschirme oder Sonnensegel, aber auch Bäume eingesetzt. Wann immer möglich werden diese in Kooperation mit den Stadtbezirken nachgerüstet. Aktuell wird zum Beispiel der Sonnenschutz an der 128. Oberschule gebaut. Auch das Gymnasium Bühlau hat in diesem Jahr Großschirme im Schulhof erhalten.

Viele Dresdner Schulen schützen sich schon jetzt gut gegen Hitze. Weil das nicht immer reicht, gibt es jetzt einen Plan, die Sommerferien zu verlängern.
Viele Dresdner Schulen schützen sich schon jetzt gut gegen Hitze. Weil das nicht immer reicht, gibt es jetzt einen Plan, die Sommerferien zu verlängern. © René Meinig

Die Planungsstandards der Stadt beinhalten Vorgaben zur Verschattung der Innenräume, Nachtauskühlung, möglichst viel "speicherwirksame Bauwerksmasse", zu begrünten Dächern und begrünten Fassadenanteilen. Weitestgehend jede Schule verfügt mittlerweile über einen Trinkbrunnen im Schulgebäude.