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Nach Wahl-Pleiten in Dresden: Sie wollen die neuen Linke-Chefs werden

Im Oktober wählt die Linke in Dresden ihre Parteispitze neu. Kristin Dänhardt und Florian Berndt wollen die neue Doppelspitze werden. Was sie mit prominenter Unterstützung ändern wollen.

Von Andreas Weller
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Kristin Dänhardt und Florian Berndt treten gemeinsam als neue Doppelspitze für die Linke in Dresden an.
Kristin Dänhardt und Florian Berndt treten gemeinsam als neue Doppelspitze für die Linke in Dresden an. © Matthias Rietschel

Dresden. Die Linke in Dresden hat bei den Wahlen in diesem Jahr erhebliche Verluste eingefahren. Das liegt auch an der relativ neuen Partei "Bündnis Sahra Wagenknecht", die die Linke vor längerer Zeit verlassen hat. Dies sei aber nicht die Hauptursache dafür, dass die Partei immer weniger Dresdnerinnen und Dresdner erreicht. Kristin Dänhardt und Florian Berndt sehen auch eine Führungs-Krise und haben einen Plan, wie die Linke wieder aus dem Tal geführt werden kann.

Wer ist das neue Duo für die Linke in Dresden?

Kristin Dänhardt ist 42, Mutter von zwei Söhnen, Mitarbeiterin der Landtagsfraktion, seit acht Jahren Parteimitglied, war sieben Jahre Stadtbezirksbeirätin in Dresden-Plauen und ist im Juni in den Stadtrat in Dresden gewählt worden, der seit wenigen Wochen offiziell im Amt ist.

Florian Berndt ist 24, studiert Lehramt und seit neun Jahren in der Partei. "Mit 15 Jahren bin ich in die Linksjugend eingetreten", so Berndt. Er war sechs Jahre Stadtbezirksbeirat in Prohlis, ist Mitglied im Stadtvorstand, im Landesbildungsrat und Vorsitzender eines Vereins für Gemeinschaftsschulen in Sachsen.

Sie wollen die neue Doppelspitze der Linken in Dresden werden, die am 26. Oktober gewählt wird. Dänhardt und Berndt verstehen sich als Team, haben prominente Unterstützung. Cornelia Ernst soll gemeinsam mit Tino Wehner das Vize-Doppel werden. Ernst war bis zur Wahl im Juni Europaabgeordnete der Linken, davor war sie Stadträtin in Dresden und Landtagsabgeordnete. Sie hat nach den Wahl-Pleiten die Linke aufgefordert, sich quasi neu zu erfinden. Wehner ist Kulturmanager und Stadtbezirksbeirat in Dresden-Plauen.

"Die Fraktion macht super Arbeit, aber …"

Es ist an der Zeit für einen Wechsel, zumal der langjährige Linken-Chef in Dresden, Jens Matthis, nicht erneut für den Posten kandidieren möchte. Seine aktuelle Co-Vorsitzende ist Jacqueline Muth. "Die Fraktion im Stadtrat macht super Arbeit", konstatiert Dänhardt. Aber die Linke schöpfe nicht ihr Potenzial bei den Dresdnerinnen und Dresdnern aus, was die Wahlergebnisse zeigen.

Bei der Europa-, der Kommunal- und der Landtagswahl gab es tatsächlich auch in Dresden erhebliche Verluste. Das liege nur zum Teil an der Wagenknecht-Partei BSW. "Wir haben an BSW verloren, aber noch mehr an andere Parteien", so Berndt. "Weil wir als Partei in Dresden einfach nicht sichtbar sind."

"Linke in Dresden nicht nur fünf Stadträte"

Die Linke werde in Dresden quasi ausschließlich über die Stadtratsfraktion wahrgenommen, die mittlerweile auf fünf Stadträtinnen und Stadträte geschrumpft ist. "Die Linke in Dresden sind aber nicht nur fünf Stadträtinnen und Stadträte, sondern weitere 23 in den Stadtbezirksbeiräten", so Berndt. "Letztere sind nur nicht ausreichend eingebunden. Wir haben 28 Personen, die sich konkret einbringen können." Dazu habe die Linke in Dresden insgesamt rund 960 Mitglieder.

Deshalb wollen Dänhardt und Berndt die Initiative "unser Viertel soll roter werden" starten. Sie wollen Anträge für die Stadtbezirke formulieren, vernetzt miteinander arbeiten, mit dem Ziel, den Entscheidungen in den Stadtbezirken eine "linke Handschrift" zu verleihen.

Die Einbindung der normalen Mitglieder und auch der Vorstände neben der Parteiführung fehle, sagen die beiden. "Ich war auch im Stadtvorstand und habe versucht, mich einzubringen", erläutert Dänhardt. "Zumindest gefühlt konnte ich mich nicht einbringen, weil die Art der Kommunikation schwierig ist und ich bei wichtigen Entscheidungen auch nicht eingebunden war." Das bestätigt auch das aktuelle Vorstandsmitglied Berndt und nennt als Beispiel die Aufstellung des Oberbürgermeisterkandidaten für 2022. "Da haben wir im Vorstand den Kandidaten einfach vorgesetzt bekommen", so Berndt. So funktioniere aus Sicht der beiden Parteiarbeit nicht gut.

Linke-Themen setzen, Profil schärfen

"Partei und Fraktion müssen wieder mehr im Zusammenspiel agieren", so Dänhardt. An erster Stelle stehen aber die Parteimitglieder. So solle es eine Basiskonferenz geben, mit einem "Themenbasar". Dort sollen die Mitglieder definieren, welche Themen in welcher Reihenfolge am wichtigsten sind und welche Positionen die Partei dabei vertritt.

Das werde sich Sozialpolitik sein, aber auch Gesundheit, Wohnen, Verkehr und auch Kultur. "Aber wir müssen gemeinsam besprechen und entscheiden, was ist wichtig und welche Position nehmen wir ein", so Dänhardt. Das habe zuletzt gefehlt und deshalb habe die Linke auch an Zuspruch verloren. "Wir haben offenkundig Menschen in Dresden verloren", so Berndt. "Es gibt Themen, die sie uns nicht mehr zutrauen und das wollen wir ändern." Durch eine Profilschärfung könne es gelingen, Protestwähler, die zu AfD und BSW gewechselt sind, wieder für die Linke zu gewinnen.