Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Dresden

Wie Dresdner und Touristen auf die eingestürzte Carolabrücke reagieren

An den Ufern der Elbe, unweit der eingestürzten Carolabrücke, beobachten Hunderte Menschen die Arbeit der Einsatzkräfte. Was Einheimische und Dresdens Gäste denken und wie sie die Situation wahrnehmen.

Von Elisa Schulz
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Hunderte Menschen stehen auf der Brühlschen Terrasse und am Elbufer, um sich die eingestürzte Carolabrücke in Dresden anzusehen.
Hunderte Menschen stehen auf der Brühlschen Terrasse und am Elbufer, um sich die eingestürzte Carolabrücke in Dresden anzusehen. © SZ/Alexander Schneider

Dresden. Am Königsufer auf der Neustädter Elbseite werden die letzten Teile der Filmnächte abgebaut. Auf der anderen Elbseite, auf der Brühlschen Terrasse, sind wie immer Touristen unterwegs. An diesem Mittwoch aber bleiben die meisten Dresdner und Stadtgäste stehen und schauen auf die eingestürzte Carolabrücke.

Jens Berger: "Unwirklich, es im Radio zu hören und dann zu sehen"

Nicole Hauswald (46) und ihr Mann Jens Berger (49) stehen am Königsufer und schauen sich die eingestürzte Carolabrücke an.
Nicole Hauswald (46) und ihr Mann Jens Berger (49) stehen am Königsufer und schauen sich die eingestürzte Carolabrücke an. © Elisa Schulz

Jens Berger und seine Frau Nicole Hauswald stehen am Königsufer, ganz nah an der Elbe, und betrachten die eingestürzte Brücke. "Es ist so unwirklich, es im Radio zu hören und dann zu sehen", sagt Jens Berger. Das Paar ist nur für einen Termin nach Dresden gefahren und kommt eigentlich aus dem Umland.

"Wir haben auf der Autobahn Nachrichten gehört und dann kam eine Verkehrsmeldung, dass die Brücke eingestürzt ist. Nur ganz kurz, nicht mal als eigene Meldung", sagt Nicole Hauswald. Da sie es zunächst nicht glauben konnten, sind sie zum Elbufer gegangen.

"Es ist ein Ereignis, was man nicht jeden Tag zu Gesicht bekommt - zum Glück ist niemandem etwas passiert, aber wirklich ein wahres Schauspiel", sagt der 49-Jährige. Seine 46-jährige Frau hat auch schon eine Idee für die Finanzierung des Wiederaufbaus: "Von der eingestürzten Brücke könnte man ein paar Steine verkaufen - hier stehen ja genug Touristen, die das bestimmt auch kaufen würden", sagt sie.

Markus: "Null Uhr bin ich noch über die Brücke gelaufen"

Markus, 41, schaut sich die eingestürzte Carolabrücke vom Elbufer aus an. Seit 8 Uhr ist er vor Ort.
Markus, 41, schaut sich die eingestürzte Carolabrücke vom Elbufer aus an. Seit 8 Uhr ist er vor Ort. © Elisa Schulz

Markus steht schon seit 8 Uhr am Königsufer und beobachtet die Einsatzkräfte. "Ich bin null Uhr noch über die Brücke gelaufen", sagt der 41-jährige Dresdner. Direkt mit der ersten Meldung auf seinem Handy ist er zur eingestürzten Brücke gegangen. "Ich habe nicht geschlafen und wollte mir das jetzt auch ansehen. Es ist so unheimlich und still, obwohl so viele Schaulustige da sind."

Kathie und Grete: "Wir fahren da jeden Tag drüber"

Kathie und Grete schauen sich die Carolabrücke in ihrer Freistunde an. Ihr Schulweg verläuft über die Brücke.
Kathie und Grete schauen sich die Carolabrücke in ihrer Freistunde an. Ihr Schulweg verläuft über die Brücke. © Elisa Schulz

Für die beiden Schülerinnen Kathie und Grete ist der Einsturz unverständlich: "Es ist sehr beeindruckend, aber auch krass. Da frage ich mich echt, wie sowas in Deutschland passieren kann", sagt Kathie. Grete ergänzt: "Wir fahren da jeden Tag drüber, um zur Schule zu kommen. Da ist es echtes Glück, dass es nachts passiert ist."

Dieter Täuber: "Nur gut, dass es nachts passiert ist"

Dieter Täuber und Dorothea Jähnchen schauen sich, wie viele andere Neugierige, die Brücke von der Brühlschen Terrasse aus an.
Dieter Täuber und Dorothea Jähnchen schauen sich, wie viele andere Neugierige, die Brücke von der Brühlschen Terrasse aus an. © Elisa Schulz

Dieter Täuber und Dorothea Jähnchen stehen auf der Brühlschen Terrasse und machen Fotos mit dem Handy. "Nur gut, dass es nachts passiert ist", sagt Täuber, "da hätte wirklich Schlimmes passieren können." Dorothea Jähnchen ergänzt: "Wir waren erst unten am Ufer. Es war bemerkenswert zuzusehen, wie schnell alle geholfen haben. Da kam auch gerade Verpflegung für die Einsatzkräfte." Täuber: "Jetzt sind wir auch nur neugierig wie viele andere Dresdner. Schade ist es für die Schifffahrt."

Merle Mierzwa: "Das macht schon ein mulmiges Gefühl"

Merle Mierzwa steht mit ihrem Freund auf der Brühlschen Terrasse. "Wir gehen hier oft spazieren. Das macht schon ein mulmiges Gefühl, wie so schnell so eine tonnenschwere Masse einstürzen kann", sagt die 20-Jährige. Ihr Freund Jonas Paul sagt: "Man kennt sowas sonst nur aus Amerika, aber dass es hier, bei uns in Dresden passiert - das ist schon surreal."

Ina Moreke: "Das ist ein komisches Geburtstagsgeschenk"

Renate, Ina und Sabine Moreke (v.l.n.r.) sind zu Besuch in Dresden. Eigentlich wollten sie heute Sightseeing machen, schauen sich aber stattdessen die eingestürzte Carolabrücke an.
Renate, Ina und Sabine Moreke (v.l.n.r.) sind zu Besuch in Dresden. Eigentlich wollten sie heute Sightseeing machen, schauen sich aber stattdessen die eingestürzte Carolabrücke an. © Elisa Schulz

Ina Moreke ist zusammen mit ihrer Familie zu Besuch in Dresden, sie kommen eigentlich aus der Nähe von Bremen. "Wir sind gestern noch hier lang und haben im Dunkeln die Lichter fotografiert", erzählt sie.

Ihre Mutter, Renate Moreke, sagt: "Wir wollten heute nochmal alles im Hellen sehen, bevor wir wieder abfahren". Und: "Man sieht das immer nur in anderen Ländern und glaubt nicht, dass das auch hier passiert", sagt ihre Schwägerin Sabine Moreke. Die Tochter, Ina Moreke, hat heute Geburtstag. "Ich verbinde solche Unglücke immer mit meinem Geburtstag. Erst 9/11 in New York und jetzt das. Das ist ein komisches Geburtstagsgeschenk."