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Abriss der Dresdner Carolabrücke: So geht es jetzt weiter

Etwa 1.500 Tonnen Stahl und Beton der Carolabrücke wurden schon abgerissen - und mehr soll folgen. Wie die Stadt beim Abriss vorgehen will und wie es um das Terrassenufer und eine Behelfsbrücke steht.

Von Dirk Hein
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Der Brückenzug C der Carolabrücke soll nun geordnet abgerissen werden.
Der Brückenzug C der Carolabrücke soll nun geordnet abgerissen werden. © dpa

Dresden. Etwa 4.500 Tonnen wiegt alleine der in Teilen eingestürzte Brückenzug C der Carolabrücke. Ein Drittel davon wurde in einem Kraftakt binnen 48 Stunden zertrümmert und beräumt, bevor das Hochwasser der Elbe alles überfluten konnte. Jetzt will die Landeshauptstadt "planmäßig und geordnet" den restlichen Brückenzug abreißen lassen - und hat sich auch zur Zukunft der verbliebenen Brückenzüge geäußert.

Wann geht der Abriss an der Carolabrücke weiter?

Sobald der Wasserstand der Elbe es zulässt, sollen an der Carolabrücke wieder die Abrissbagger anrücken. Im Gegensatz zum hektischen Notabriss der ersten Brückenteile - teilweise wurde der Auftrag dafür nur mündlich erteilt - soll es nun einen "geordneten Rückbau des Brückenzuges C geben", sagt Simone Prüfer, Amtsleiterin im Straßen- und Tiefbauamt der Stadt.

Konkret gearbeitet werden kann ab einem Elbpegel von 4,50 Meter. Dann beginnen die Arbeiten auf der Altstädter Seite. "In einem ersten Schritt ist es wichtig, zuerst das Brückenteil abzureißen, welches momentan schräg in die Elbe ragt", sagt der Abteilungsleiter Brücken- und Ingenieurbauwerke im Rathaus, Holger Kalbe. Dresden plant mit einer Bauzeit von drei Wochen.

Welche Etappen folgen beim Abriss?

In Anschluss daran folgt der laut Kalbe "kritischste Teil des Abrisses". Denn dann folgen die Teile der Brücke, die eingestürzt in der Elbe liegen. Sie müssen zerkleinert und entsorgt werden. "Wir haben keine Möglichkeit, die viel zu schweren Teile einfach herauszuheben. Uns fehlt schlicht der Angriffspunkt."

Der Plan der Stadt dazu: Ab einem Pegelstand der Elbe von etwa 2,30 Meter soll auf den Trümmern der in der Elbe liegenden Carolabrücke eine Baustraße in die Elbe hineingesetzt werden. Auf dieser Behelfsstraße stehend, wird dann die Brücke abgerissen und die Straße wieder zurückgebaut. "Der Durchfluss der Elbe wird in diesem Bauabschnitt weiter eingeengt, die Brückenteile dürfen nicht überspült werden", begründet Kalbe, warum für die Bauarbeiten ein so niedriger Wasserstand der Elbe abgewartet werden muss. Dieser Teil des Abrisses dauert etwa fünf Wochen.

Im Anschluss daran werden die restlichen Brückenteile auf der Neustädter Seite, teilweise auch mithilfe künstlich angelegter Rampen, abgerissen. Dieser Abschnitt wird weitere drei Wochen dauern.

Zuerst werden die Brückenteile auf der Altstädter Seite abgerissen. Ist das geschehen, wird auf den in der Elbe liegenden Brückenresten eine Baurampe errichtet. So werden die tonnenschweren Brückenreste langsam aus der Elbe entfernt.
Zuerst werden die Brückenteile auf der Altstädter Seite abgerissen. Ist das geschehen, wird auf den in der Elbe liegenden Brückenresten eine Baurampe errichtet. So werden die tonnenschweren Brückenreste langsam aus der Elbe entfernt. © Landeshauptstadt Dresden

Wie lange wird der Abriss dauern?

Das hängt ganz entscheidend vom Wasserstand der Elbe ab. Sinkt der unter 4,50 Meter, kann angefangen werden mit den Rückbauarbeiten. Sinkt der Wasserspiegel unter 2,30 Meter, werden die kritischen Teile im Flussbett der Elbe entfernt. Sobald der Wasserspiegel über eine oder beide Marken wieder steigt, müssen die Arbeiten ganz oder teilweise eingestellt werden.

Die reine Dauer des Abrisses bemisst die Stadt auf elf Wochen. Jeder Tag, an dem hochwasserbedingt nicht gearbeitet werden kann, käme obendrauf.

Wann wird das Terrassenufer wieder geöffnet?

Wichtig dafür, dass der Verkehr in Dresden langsam wieder normalisiert fließen kann, wäre ein wieder für den Verkehr geöffnetes Terrassenufer. Über 20.000 Autos nutzten die Trasse jeden Tag. Auch eine für den Autoverkehr wieder geöffnete Augustusbrücke braucht eigentlich das Terrassenufer als Anschlussmöglichkeit.

Wann genau die Strecke wieder geöffnet werden kann, ist dabei noch unklar. Simone Prüfer: "Das Terrassenufer wird in diesem Jahr auf keinen Fall mehr befahrbar sein." Auch die Elbe als Schifffahrtsstraße wird weiterhin nicht befahrbar sein.

Prüft die Stadt eine Behelfsbrücke?

Noch nicht. Aktuell konzentriert sich die Verwaltung im Rathaus darauf, den Brückenzug C abzureißen. Falls der Brückenzug A noch befahrbar ist, wäre der die am schnellsten zu realisierende Behelfsbrücke. Falls das nicht möglich sein wird, will die Stadt demnächst auch den Bau einer temporären Brücke prüfen lassen. "Wir werden diese Möglichkeit untersuchen lassen", sagt Simone Prüfer.

Brückenzug C wird schon bald weiter abgerissen. Brückenzug B ist ebenfalls sehr sicher nicht mehr zu retten. Wenn auch Brückenzug A abgerissen werden muss, könnte eine Behelfsbrücke gebaut werden müssen.
Brückenzug C wird schon bald weiter abgerissen. Brückenzug B ist ebenfalls sehr sicher nicht mehr zu retten. Wenn auch Brückenzug A abgerissen werden muss, könnte eine Behelfsbrücke gebaut werden müssen. © Christian Juppe

Sind die Brückenteile A und B zu retten?

Die Brückenteile A und B werden permanent überwacht. "Wir nehmen dort unkritische Bewegungen aufgrund von Temperaturschwankungen wahr", sagt Simone Prüfer. Parallel laufen Untersuchungen zur Schadensursache, es werden weitere Proben entnommen.

"Wir vermuten, dass sich das Schadensbild von Brückenzug C zumindest auf Brückenzug B fortsetzt. Der Einsturz von Zug C hat Verformungen am Zug B zur Folge gehabt", sagt die Amtsleiterin. Momentan haben die beauftragen Prüfer und Ingenieure daher vor allem eine Aufgabe: "Wir müssen wissen: Besteht die Möglichkeit, den Brückenzug A zu erhalten? Wenn ein Teil der Brücke zu retten ist, dann ist es A," sagt Frau Prüfer. Brückenzug A ist der stromaufwärts gelegene Brückenzug, auf dem Autos zweispurig in Richtung Neustadt gefahren sind.

Was wird der Abriss der Brücke kosten?

Die Kosten für den Abriss werden noch erfasst. Bis Ende nächster Woche will die Stadt wissen, was der notwendige Komplettabriss des Brückenzuges C kosten wird und welche Kosten für die komplette Überprüfung der Brückenzüge A und B fällig werden.