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Update Dresden
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Starkregen in Dresden: Regenfälle wie beim Jahrhunderthochwasser 2002

Heftige Unwetter haben am Sonntag für einen Dauereinsatz der Feuerwehr gesorgt. Inzwischen ist klar: Der Starkregen war ähnlich wie zur Flut 2002. Am Montag reißen die Schadensmeldungen nicht ab.

Von Mirko Jakubowsky & Julia Vollmer & Juliane Just
 7 Min.
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Der Sportplatz in Dresden-Dobritz ist nach dem Starkregen vom Sonntag völlig überschwemmt. Inzwischen ist klar: Es kam in kurzer Zeit genauso viel Niederschlag herunter wie zur Flut 2002.
Der Sportplatz in Dresden-Dobritz ist nach dem Starkregen vom Sonntag völlig überschwemmt. Inzwischen ist klar: Es kam in kurzer Zeit genauso viel Niederschlag herunter wie zur Flut 2002. © René Meinig

Dresden. Heftige Gewitter mit Starkregen sind Sonntagnachmittag und -abend über Dresden gezogen. Bei der Feuerwehr gingen pausenlos Anrufe wegen vollgelaufener Keller, umgestürzter Bäume, überfluteter Straßen, vollgelaufener Tiefgaragen und Unterführungen ein, wie ein Sprecher sagte.

Niederschlagsmengen waren in Dresden immens

Was am Sonntag an Regen heruntergekommen ist, gleicht den Niederschlagsmengen vom August 2002, die zur Jahrhundertflut führten. "Im Stadtzentrum und im Südosten der Stadt fielen innerhalb weniger Stunden Regenmengen von bis zu 100 Liter auf den Quadratmeter, was statistisch einem Niederschlag entspricht, der in der vorindustriellen Zeit nur alle 100 Jahre vorkam", sagt René Herold, Leiter des Dresdner Umweltamtes.

Die durch den Starkregen verursachten Schäden werden derzeit noch vor Ort ermittelt, heißt es aus der Stadt. Geschädigte können die Stadtverwaltung dabei unterstützen und unter www.dresden.de/umfrage-starkregen ihre Schäden anonym innerhalb weniger Minuten melden.

Für die Zukunft legt die Stadt den Dresdnern zwei Websites an Herz. Wie die Regenfälle zu bewerten sind, kann zum einen im Themenstadtplan unter www.stadtplan.dresden.de abgefragt werden. An den Messstandorten der Stadtentwässerung Dresden wird eingestuft, ob dieser Niederschlag selten oder häufig ist. Die Auswertung wird alle fünf Minuten aktualisiert - auch während es regnet.

Zum anderen kann im Starkregenportal unter www.dresden.de/wawur-3D während des Regens eine Prognose für die nächsten anderthalb Stunden speziell für Dresden eingesehen werden. Diese weist eine höhere Auflösung als die des Deutschen Wetterdienstes auf.

Feuerwehr Dresden: Einsätze auch am Folgetag

Die Feuerwehr hat eine erste Übersicht des Unwetterabends herausgegeben. In Zahlen: Allein im Zeitraum zwischen 14 Uhr und Mitternacht gingen am Sonntag in der Leitstelle weit über 1.000 Notrufe ein. Zum Vergleich: Üblich sind an einem normalen Sonntag etwa 560 Notrufe über den ganzen Tag verteilt. Auch am Montagnachmittag ist die Feuerwehr noch im Einsatz.

In einem Wohngebäude in Luga hatte Sonntagnachmittag ein Blitz eingeschlagen, wie die Feuerwehr am Montag mitteilt. Die Einsatzkräfte wurden gerufen, weil es verbrannt riechen würde und der Keller voller Wasser lief. Die Anfahrt gestaltete sich wegen des wolkenbruchartigen Regens schwierig.

Der Blitzeinschlag hat nicht zu einem Brand geführt. Eine weibliche Person hatte jedoch einen Stromschlag erlitten und wurde mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus transportiert. In Watthosen kontrollierten die Einsatzkräfte die Regenwasserabflüsse.

In Laubegast wiederum wurde eine Tiefgarage von einer Größe von etwa 250 Quadratmetern vollständig geflutet, das Wasser stand dort 60 Zentimeter hoch. In der Garage standen Fahrzeuge, welche durch das Wasser beschädigt wurden. Die Einsatzkräfte waren über Stunden damit beschäftigt, das Wasser aus der Tiefgarage zu pumpen.

Wenig später rückten Einsatzkräfte zur Neuen Siedlung in Meußlitz aus. Hier stand eine etwa 200 Quadratmeter große Tiefgarage in einer Höhe von etwa 70 Zentimetern komplett unter Wasser. Mehrere PKW, Motorräder, Fahrräder und ein Anhänger befanden sich in der Garage. Mittels Pumpen wurde das Wasser ebenfalls über Stunden aus der Garage abgepumpt. Verletzt wurde niemand.

Seit den Nachtstunden ist die Feuerwehr außerdem im Bereich Lockwitzgrund im Dauereinsatz. Auch am Montag gegen 14 Uhr pumpen die Einsatzkräfte der Wache Altstadt immer noch Wasser aus einem Gebäude. Erschwerend kam in den Abendstunden hinzu, dass die Regenmassen Schlamm und Geröll von einem benachbarten Feld ins Tal transportiert haben. Deshalb wurden in der Nacht zusätzlich Sandsäcke aufgestapelt. Zahlreiche Keller liefen voll und ein Wohngebäude wurde teilweise komplett unterspült.

Große Schäden im Schlosspark Pillnitz und Großem Garten

Das Unwetter hat auch Schlosspark Pillnitz und dem Großen Garten große Schäden hinterlassen, wie das Schlösserland Sachsen mitteilt. Zerstörte Wege, überschwemmte Wiesen, Überflutungen im Neuen Palais, abgebrochene Äste und umgestürzte Kübelpflanzen wurden am Montag gemeldet. Das Erdgeschoss des Neuen Palais wurde aufgrund des Dauerregens und überspülter Schleusen geflutet und zunächst notdürftig getrocknet.

Im Lustgarten und hinter dem Bergpalais seien mehrere massive Äste abgebrochen. Die Wege an den Zugängen und im Park wurden ausgespült und teilweise zerstört. Die Schadensbeseitigung laufe derzeit noch. Aufgrund von Aufräumarbeiten bleiben der Schlosspark Pillnitz, die Museen, die Orangerie und das Palmenhaus am Montag geschlossen. Ab dem 20. August wird eine Teilöffnung angestrebt, heißt es.

Am Schloss Pillnitz sind nach dem Unwetter in Dresden unzählige Schäden aufgelistet worden.
Am Schloss Pillnitz sind nach dem Unwetter in Dresden unzählige Schäden aufgelistet worden. © Schlösserland Sachsen

Zuletzt hatte im Juli 2023 ein lokaler Sturm verheerende Schäden im Schlosspark angerichtet. Über 80 Bäume im historischen Gartendenkmal waren damals betroffen, es gab zudem Sachbeschädigungen.

Im Großen Garten Dresden hat der Starkregen zu großflächigen Überschwemmungen geführt. Der Kaitzbach ist über die Ufer getreten. Viele Wiesen sind überschwemmt, Wege wurden überspült, zerstört und sind nicht passierbar. Durch aufgeweichte Böden leidet die Standsicherheit der Bäume. Abgesperrte Bereiche sollten daher nicht betreten werden, vom Aufenthalt unter Bäumen wird dringend abgeraten.

Sicherungs- und Kontrollmaßnahmen sind bereits angelaufen. Der Dammweg am Bahnhof Zoo wurde vorübergehend gesperrt. Von den Überschwemmungen ist auch das Gleisbett der Dresdner Parkeisenbahn betroffen. Ob der reguläre Fahrbetrieb ab Mittwoch, den 21. August stattfinden kann, ist aktuell noch nicht abschätzbar.

Gewitter in Dresden: Nicht alle Notrufe kommen durch

Am Sonntagabend stieg das Anrufaufkommen innerhalb kurzer Zeit in der Integrierten Regionalleitstelle (IRLS) Dresden extrem an, so die Feuerwehr. Obwohl schon am Nachmittag das Personal in der Leitstelle auf maximale Kapazität aufgestockt worden war, waren die Retter nach neuem Starkregen am Abend teilweise nicht mehr in der Lage, jeden Anruf sofort anzunehmen. Man habe Betroffene allerdings später zurückgerufen, hieß es.

Bis zum Eintreffen der Retter hätten sich viele Anrufer allerdings schon selbst geholfen, und nicht selten sei das Wasser bereits abgeflossen gewesen, hieß es. Wie die Feuerwehr am Montagmorgen mitteilte, hatte sie insgesamt mehr als 300 Einsätze zu absolvieren. Dafür waren 200 Einsatzkräfte notwendig.

Betroffen von den starken Niederschlägen am Sonntagnachmittag waren unter anderem die S-Bahn-Haltestellen in Niedersedlitz und Zschachwitz, die mit Wasser vollliefen. Auf dem Bahnsteig in Zschachwitz befanden sich noch 13 Menschen, die dort wegen des Wassers nicht mehr wegkamen. Der Feuerwehr-Einsatzleiter forderte ein Schlauchboot an, mit dem die Retter zum Treppenaufgang des Bahnsteigs gelangten und die Menschen in Sicherheit brachten.

Weiterer Regen am Abend setzte dann unter anderem den Tunnel auf der Wiener Straße unter Wasser. Das Rathaus auf dem Dr.-Külz-Ring war ebenfalls betroffen. Dort stand das gesamte Kellergeschoss etwa 20 Zentimeter unter Wasser.

Mit einer sogenannten Turbotauchpumpe wird Wasser aus dem Keller des Rathauses gepumpt.
Mit einer sogenannten Turbotauchpumpe wird Wasser aus dem Keller des Rathauses gepumpt. © Feuerwehr Dresden

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes vom Sontagabend fiel der meiste Regen am Nachmittag im Osten Dresdens. Demnach kamen in Pillnitz 71 Liter pro Quadratmeter pro Stunde herunter, im benachbarten Stadtteil Hosterwitz 51 Liter. Und die abendlichen Niederschläge sind in diesen Summen noch nicht einmal mit eingerechnet.

Die Feuerwehr Dresden war mit allen verfügbaren Kräften von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr im Einsatz, um allen Notrufen nachzugehen. Die Einsatzmaßnahmen zogen sich bis in die Morgenstunden hin. Stand 6 Uhr kam bei allen Einsätzen lediglich eine Person zu Schaden, die sich an einer Einsatzstelle leicht verletzte.

Mittlerweile sind alle Unwetterwarnungen aufgehoben, der Regen ließ am Abend und in der Nacht zum Montag nach. Viele Schäden traten erst am Montag zutage. Gegen Montagmittag waren Einsatzkräfte der Feuerwehr beispielsweise noch an drei Einsatzstellen im Einsatz.

Das Dresdner Stadtfest wurde während des Unwetters für eine Stunde unterbrochen, lief dann aber bis 22 Uhr weiter. Lediglich das Abschlussfeuerwerk fiel aufgrund der Nässe in Wasser.