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Mehr als jeder zweite Dresdner hat ein Ehrenamt

Eine Umfrage im Auftrag der Bürgerstiftung Dresden zeigt, wie viele Bürger sich in ihrer Freizeit engagieren, warum und wofür.

Von Henry Berndt
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Seit sechs Jahren engagiert sich der Dresdner Jacob Lohmer für den Verein "Studenten bilden Schüler".
Seit sechs Jahren engagiert sich der Dresdner Jacob Lohmer für den Verein "Studenten bilden Schüler". © Marion Doering

Dresden. Nie war der Bedarf nach Nachhilfe größer als in Zeiten der Corona-Pandemie. Doch längst nicht jede Familie kann sich die kommerziellen Angebote auch leisten. Genau hier setzt der Verein "Studenten bilden Schüler" an, über den Studierende in Kontakt mit Schülern aus einkommensschwachen Verhältnissen gebracht werden und ihnen kostenlos Nachhilfe geben.

Der Dresdner Ableger des bundesweit organisierten Vereins wurde im Jahr 2014 gegründet. "Vermittelt werden uns die Schüler von unseren sozialen Partnern wie der Caritas und der Diakonie", sagt Jacob Lohmer, Promotionsstudent in Wirtschaftswissenschaften an der TU Dresden. Der 28-Jährige engagiert sich bereits seit sechs Jahren für den Verein und ist als einer der Standortleiter für die Koordination der derzeit rund 40 rein ehrenamtlichen Nachhilfelehrer zuständig.

Auf diese Weise trägt Jacob Lohmer seinen Teil dazu bei, die Gesellschaft ein kleines Stück gerechter zu machen.

"Ein Stück mehr Gerechtigkeit": Studentin Noela hilft Roman bei den Hausaufgaben.
"Ein Stück mehr Gerechtigkeit": Studentin Noela hilft Roman bei den Hausaufgaben. © Studenten bilden Schüler e.V.

Das passt in die Zeit, wie nun eine von der Bürgerstiftung Dresden in Auftrag gegebene Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa beweist. Sie attestiert den Dresdnerinnen und Dresdnern großes Engagement bei ehrenamtlichen Aktivitäten. So seien derzeit 39 Prozent der Bürger ehrenamtlich in einer gemeinnützigen Organisation tätig, etwa in einem Verein, einer Initiative oder Kirchgemeinde.

36 Prozent sind im privaten Rahmen ehrenamtlich engagiert, indem sie etwa Nachbarn oder Bekannten im Alltag helfen. Das reicht vom Einkaufen bis zur Betreuung von Kindern.

Insgesamt sind laut Forsa 57 Prozent der Dresdner im privaten oder organisierten Rahmen ehrenamtlich aktiv, denn viele engagieren sich in beiden Bereichen. Knapp die Hälfte ist einmal oder mehrmals pro Woche für das Ehrenamt im Einsatz. Befragt wurden 1.000 Dresdner ab 18 Jahren in Telefoninterviews.

"Dunkelziffer" vermutlich höher

"Die Ergebnisse zeigen, was wir hier in der Bürgerstiftung schon immer vermutet haben", sagt Katrin Sachs, Vorstand der Bürgerstiftung Dresden. "In Dresden wird angepackt und nicht nur gemeckert." Sie vermute sogar, dass die 'Dunkelziffer' noch viel höher sei, "denn wer würde das Engagement für Nachbarn und Bekannte schon als Ehrenamt bezeichnen?"

Seit 20 Jahren vermittelt die Freiwilligenagentur der Bürgerstiftung Ehrenamtliche in passende Einsatzstellen. Seit 2019 existiert dafür auch die Plattform www.ehrensache.jetzt.

Besonders aktiv sind die Dresdner im organisierten Ehrenamt laut Forsa-Umfrage in den Bereichen Sport, Kultur, Kinder und Jugend sowie Schule und Bildung. Für diejenigen, die nicht aktiv sind, die sich ein freiwilliges Engagement aber grundsätzlich vorstellen könnten, wurde der Natur- und Umweltschutz als wichtigstes Thema genannt.

Nach der Erfahrung der Freiwilligenagentur ist die Vereinsarbeit aufgrund der Kontaktbeschränkungen während der Pandemie etwas in den Hintergrund gerückt. Umso stärker engagieren sich Freiwillige in der Corona-Hilfe. So vermittelt auch die Agentur derzeit Nachhilfe für Kinder und Jugendliche, aber auch Unterstützung in Pflegeheimen und Einkaufshilfe für Menschen, die in Quarantäne sind. Phasenweise habe es in diesen Bereichen mehr Hilfsangebote als Bedarf gegeben.

Gutes tun und Verantwortung übernehmen

Nach den Gründen für das Engagement gefragt, ist es für die große Mehrheit wichtig, etwas für andere Menschen zu tun oder bei einer sinnvollen Sache mitzuarbeiten. Knapp drei Viertel der Engagierten wollen etwas Gutes, das sie selbst erfahren haben, zurückgeben. Für ebenso viele sind das Ausleben eigener Interessen oder die Übernahme von Verantwortung wichtig.

Für rund zwei Drittel der Befragten geht es darum, mit Gleichgesinnten zusammenzukommen oder einfach Spaß zu haben. Den Erwerb von Qualifikationen nannten gut ein Viertel der Befragten als wichtigen Faktor.

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