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Dresden

Stromsparen bald vorbei: Hoffnung für dunkle Dresdner Elbebrücken

Um Strom zu sparen, werden Dresdens Brücken nachts nicht mehr angestrahlt. Wie viel Geld damit eingespart wird, wie lange die Brücken noch dunkel bleiben und welche Pläne es für die Augustusbrücke gibt.

Von Peter Hilbert
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Abgeschaltet sind die 62 LED-Strahler an der Dresdner Albertbrücke. So bleiben die Sandsteinflächen an den Bögen nachts dunkel.
Abgeschaltet sind die 62 LED-Strahler an der Dresdner Albertbrücke. So bleiben die Sandsteinflächen an den Bögen nachts dunkel. © René Meinig

Dresden. Die schönsten Brücken im Dresdner Elbtal werden nachts mit sanftem Licht im hervorgehoben – zumindest war das bis zum vergangenen Jahr so. Doch damit ist es vorbei, vorerst. Wie lange bleiben die Elbbrücken im Dunkeln?

Die Albertbrücke: Strahler sollen ab März wieder leuchten

Zuerst mussten im März vergangenen Jahres die Strahler an der Albertbrücke wegen des letzten Aktes der Sanierung abgeschaltet werden. Die Arbeiten an den Strombögen über der Elbe wurden zwar planmäßig im September abgeschlossen. Im September kam jedoch die Kurzzeit-Energiesparverordnung des Bundes, die Strahler mussten erneut außer Betrieb genommen werden, um Strom zu sparen. So teilt es Straßenbauamtschefin Simone Prüfer mit.

Dabei hatten zuvor viele Passanten den besonders schönen Anblick genossen, der sich seit der 2016 beendeten Sanierung bot: 62 LED-Strahler beleuchteten die Brückenfassaden zwischen Einbruch der Dunkelheit und nachts um eins, im Sommer weniger, im Winter wieder stärker – auch wenn dann bereits 23.30 Uhr abgeschaltet wurde.

Ein Bild aus Zeiten, in denen noch nicht so stark gespart werden musste. So schön sieht die angestrahlte Albertbrücke im Winterhalbjahr aus. Die LED-Strahler tauchen das Sandstein-Bauwerk in dezentes, warmes Licht.
Ein Bild aus Zeiten, in denen noch nicht so stark gespart werden musste. So schön sieht die angestrahlte Albertbrücke im Winterhalbjahr aus. Die LED-Strahler tauchen das Sandstein-Bauwerk in dezentes, warmes Licht. © Peter Hilbert

Auch bei diesem Wechsel spielt die seltene Fledermausart Kleine Hufeisennase die Hauptrolle. Fachleute gehen davon aus, dass diese und zwölf weitere Fledermausarten das Dresdner Elbtal als Transferroute zwischen den Winter- und Sommerquartieren und als Lebensraum nutzen. Zu ihrem Schutz waren bereits an der Waldschlößchenbrücke viele Vorkehrungen umgesetzt worden, so das umstrittene, von Blitzern überwachte Tempo-30-Limit.

Für die Albertbrücke musste mit dem Umweltamt ein Beleuchtungskompromiss gefunden werden. Schließlich meiden viele Fledermausarten Licht und hell beleuchtete Bereiche. Um die Barrierewirkung vor allem über der Elbe zu reduzieren, wird die Lichtstärke der Strahler im Sommer auf ein verträgliches Maß mit 40 Prozent ihrer Leuchtkraft abgesenkt.

Jährlich werden durch die Anstrahlung rund 4.000 Kilowattstunden (kWh) Strom verbraucht. Die Energiekosten liegen pro Jahr bei rund 1.550 Euro, von denen 2022 durch die Abschaltung während der Sanierung und nachfolgend wegen der Verordnung ein Großteil gespart werden konnte. Nach Ablauf der Kurzzeit-Energiesparverordnung am 28. Februar dieses Jahres ist eine Inbetriebnahme wieder vorgesehen, erklärt Amtschefin Prüfer.

Das Blaue Wunder: Sanierung hat Konsequenzen

Das Blaue Wunder war die erste Dresdner Elbebrücke, die nachts angestrahlt wurde. Die Stahlkonstruktion wird im Normalfall von 70 LED-Strahlern beleuchtet. 2011 war die Brückenillumination zugeschaltet worden. Im Winter werden die Strahler um 23 Uhr, im Sommer nachts um eins abgeschaltet.

Im Licht der Strahler machte das Blaue Wunder seinem Namen alle Ehre. 2011 wurde die Brückenillumination zugeschaltet. Seit September bleibt sie aus.
Im Licht der Strahler machte das Blaue Wunder seinem Namen alle Ehre. 2011 wurde die Brückenillumination zugeschaltet. Seit September bleibt sie aus. © Peter Hilbert

Bisher gab es nur wenige Ausfälle. Im Mai vergangenen Jahres blieb das Blaue Wunder wegen eines technischen Defekts jedoch zeitweise dunkel. Der aber konnte schnell behoben werden. Seit September sind nun auch an der Loschwitzer Brücke die Strahler ausgeschaltet. Eine Geld sparende Entscheidung: Bei voller nächtlicher Anstrahlung werden jährlich 6.300 Kilowattstunden verbraucht, die rund 2.450 Euro kosten. Durch die abgeschalteten Strahler kann ein Teil eingespart werden.

Je nach Möglichkeiten ist geplant, dem Baufortschritt entsprechend möglichst viele Scheinwerfer nach dem Ende der Energieeinsparverordnung einzuschalten, stellt die Amtschefin in Aussicht. Also könnte auch das Blaue Wunder ab März wieder nachts strahlen.

Im Februar vergangenen Jahres hatte die Sanierung des Blauen Wunders nach langer Vorbereitung begonnen. Bis 2030 soll das denkmalgeschützte Bauwerk abschnittsweise wieder blaue Farbe in dem Ton wie zur Übergabe 1893 erhalten.

Auch die Stahlkonstruktion des Blauen Wunders wird jetzt nachts nicht mehr angestrahlt. Trotz der Sanierung ist das perspektivisch aber wieder geplant.
Auch die Stahlkonstruktion des Blauen Wunders wird jetzt nachts nicht mehr angestrahlt. Trotz der Sanierung ist das perspektivisch aber wieder geplant. © René Meinig

Eigentlich sollten die Arbeiten im ersten Abschnitt im Oktober 2022 abgeschlossen werden. Doch das wurde nicht geschafft. Der tatsächlich zu leistende Aufwand sei größer gewesen als geplant, so Simone Prüfer. Grund seien versteckte Schadstellen gewesen, die erst nach Abstrahlung des Korrosionsschutzes und mit Ausbau von anderen Teilen zum Vorschein gekommen seien.

Derzeit wird geprüft, ob die einseitige Sperrung vor Beginn der weiteren Arbeiten noch einmal aufgehoben werden kann.

Die Augustusbrücke: Fast alle Strahler montiert

Als Hauptverbindung zwischen den historischen Kernen der Alt- und der Neustadt spielt die Augustusbrücke eine besondere Rolle. Deshalb steht im sogenannten Lichtmasterplan für die Innenstadt, dass Dresdens traditionsreichste Brücke angestrahlt wird.

Künftig soll auch Dresdens traditionsreichste Elbebrücke angestrahlt werden. Dann kommt sie nachts vor der Altstadtsilhouette noch besser zur Geltung.
Künftig soll auch Dresdens traditionsreichste Elbebrücke angestrahlt werden. Dann kommt sie nachts vor der Altstadtsilhouette noch besser zur Geltung. © René Meinig

Zwar wurde bereits das Sanierungsende an der Augustusbrücke gefeiert. An der Unterseite des zweiten Brückenbogens neben dem Terrassenufer müssen jedoch noch einige Arbeiten ausgeführt werden. Sind die abgeschlossen, können die letzten acht der insgesamt 60 Strahler montiert werden. "Anschließend müssen die Einsteckmasken für alle Strahler noch ausgemessen und eingestellt werden", verweist die Amtschefin auf die letzten Arbeiten. "Ein Zeitfenster für die Realisierung kann aber noch nicht genannt werden."

Die Anstrahlung der Augustusbrücke wurde bei Versuchen 2014 schon einmal getestet.
Die Anstrahlung der Augustusbrücke wurde bei Versuchen 2014 schon einmal getestet. © Archiv Straßen- und Tiefbauamt Dresden

Seit 2014 wurde bei vier Anstrahlungsversuchen an einzelnen Bögen die Vorzugsvariante ermittelt. Durch Blenden an den Strahlern wird das Licht gesteuert und gedimmt. Zudem werden sie an speziellen Stellen montiert. Damit beleuchten die Strahler die Konsolsteine unter dem Fußweg und die Bogenstirnwände, aber nicht die Brückenunterseite. So werden auch Fledermäuse bei ihren nächtlichen Touren nicht gestört. Diese Technik ist so fortgeschritten, dass die Lichtstärke selbst zur Flugsaison der Hufeisennase im Sommer nicht reduziert werden muss.

Der berechnete Jahresenergieverbrauch liegt bei rund 3.700 kWh. Gerechnet wird mit jährlichen Energiekosten von 1.500 Euro.

Die Waldschlößchenbrücke: Sparverordnung gilt hier nicht

Die Waldschlößchenbrücke wird zwar nachts von außen nicht angestrahlt. Dennoch strahlen die LED-Leuchten an den Innenseiten der Handläufe kräftig.
Die Waldschlößchenbrücke wird zwar nachts von außen nicht angestrahlt. Dennoch strahlen die LED-Leuchten an den Innenseiten der Handläufe kräftig. © René Meinig

Auf einer Elbbrücke strahlt es noch kräftig: Die Waldschlößchenbrücke wird zwar von außen nicht beleuchtet. Dennoch ist sie auch jetzt weithin sichtbar. Die 1.322 LED-Lichtleisten an den Handläufen fallen nicht unter die Sparverordung, da sie de facto die Straßenbeleuchtung sind. Also bleiben sie auch in Zeiten der Energiesparverordnung an.