Dresden. Ein paar kalte Tage wird es möglicherweise noch geben in diesem Februar. Für einen kalten oder besser gesagt "normalen" Winter ist es aber zu spät. Er wird überdurchschnittlich ausfallen, teilte Kachelmannwetter, das Wetterportal von Meteorologe Jörg Kachelmann, am Donnerstag mit. Die Winter würden immer milder. Klimawandel ist in diesem Zusammenhang für viele Menschen ein Reizwort. Eines, hinter dem sie den Versuch vermuten, grüne Politik durchzusetzen – Verbrennermotoren abzuschaffen, Windräder zu bauen und von Putins Gas unabhängig zu sein.
Wie verbreitet ist diese Ansicht in der sächsischen Landeshauptstadt? Eine neue Umfrage enthüllt, wie viele Dresdner an den Klimawandel "glauben", in welchen Dimensionen er bereits das Leben in der Stadt beeinträchtigt, und wie viele Menschen zu Entbehrungen bereit sind, um etwas gegen die Erderwärmung zu tun. Das sind die Ergebnisse.
Wie viele Menschen "glauben" an den Klimawandel?
Zwar sollte man nicht von "glauben" sprechen, wenn wissenschaftliche Forschungsergebnisse vorliegen. Die Dresdner Stadtverwaltung wollte für ihre neueste Bürgerumfrage trotzdem wissen, wie viele Teilnehmer der Aussage zustimmen, der Klimawandel existiere. Knapp 6.000 Menschen haben geantwortet.
Das Ergebnis: 86 Prozent Befragten erkennt die Existenz des Klimawandels an. Zehn Prozent sind sich eher unsicher und vier Prozent leugnen die Erderwärmung. Die höchsten Zustimmungswerte gibt es in der Inneren und Äußeren Neustadt (95 Prozent), die niedrigsten in Gorbitz und Prohlis (74 bzw. 75 Prozent).
Nun unterscheiden Skeptiker gern zwischen der natürlichen Erderwärmung und dem vom Menschen verursachten Klimawandel. Daher hat die Stadt noch einmal genauer nachgefragt und wollte wissen, wer an die Klimaveränderungen "glaubt", der auf Kohlekraftwerke, Autos und die Stahlindustrie zurückzuführen sind. Hier schwindet die Zustimmung zumindest etwas: Lediglich 75 Prozent der Dresdner bejaht, dass der Klimawandel vom Menschen verursacht wird. Immerhin 20 Prozent – also jeder fünfte Einwohner – ist sich bei dieser Frage unsicher. Fünf Prozent lehnen diese Vorstellung komplett ab.
Ist Klimawandel-Skepsis eine Altersfrage?
Ja, zumindest ist in den Umfrageergebnissen eine deutliche Tendenz zu erkennen. Demnach stimmen 84 Prozent der 16-bis 24-Jährigen der Aussage voll und ganz zu, dass der Klimawandel existiert. Je älter die Befragten sind, umso mehr nimmt die Zustimmung ab. Bei den 75-Jährigen und Älteren sind es nur noch 54 Prozent. Für die Umfrage wurden Dresdner im Alter zwischen 16 und 90 Jahren angeschrieben.
Wie viele Dresdner glauben, dass die Erwärmung ihr Leben beeinflussen wird?
Genau genommen ist der Klimawandel im Gange und beeinflusst das Leben bereits. "Betrachtet man nur die letzten zehn Jahre, hat sich die Erwärmung deutlich beschleunigt", schätzt das Umweltamt die Situation ein. Die sechs wärmsten Jahre in Dresden lagen alle zwischen 2013 und 2022.
Im Alltag sind es die Sommer, die spüren lassen, was vor sich geht: 24 Tage mit mehr als 30 Grad sind im vergangenen Jahr an der Messstation in Strehlen registriert worden, dazu 67 Tage mit über 25 Grad im Schatten. Auf der anderen Seite fehlte Regen – Bäume gingen ein, Fische verendeten in den ausgetrockneten.
Wie sehen es die Dresdner? 86 Prozent sagen, dass der Klimawandel Folgen für ihr Leben hat oder haben wird. 75 Prozent sind ebenfalls beunruhigt, was die Umweltverhältnisse für die nachfolgenden Generationen angeht.
Sind die Dresdner bereit, auf etwas zu verzichten, um die Umwelt zu schonen?
Das Klima lässt im Alltag auf vielen Wegen schützen. Anstatt mit dem Auto zur Arbeit zu fahren, können Pendler auf Busse und Straßenbahnen umsteigen. Wer nicht zusätzlichen Feinstaub in die Luft pusten möchte, verzichtet auf den Einbau eines Kamins. Und wer regionale Produkte im Supermarkt kauft, tut etwas gegen lange Transportwege. Aber sind die Dresdner auch bereit, auf Annehmlichkeiten zugunsten des Klimaschutzes zu verzichten, wollte die Stadtverwaltung wissen.
Die Zustimmung hält sich mit 61 Prozent in Grenzen. "Teils, teils", haben 27 Prozent geantwortet. Keinen Handlungsbedarf bei sich selbst sehen zwölf Prozent der Dresdner. Auch in diesem Fall nimmt die Bereitschaft auf Entbehrungen mit zunehmendem Alter ab.
Auffällig ist außerdem, dass einkommensstarke Haushalte in der Stadt eher auf Annehmlichkeiten verzichten würden - oder können, wohingegen Durchschnittsverdiener (2.000 bis 3.000 Euro Nettoeinkommen im Monat) am wenigsten dazu bereit sind.
Weitere Ergebnisse aus der Bürgerumfrage 2022:
- Wie viel Geld die Dresdner verdienen
- Wie viel Geld bleibt den Dresdnern nach der Miete noch?
- Wie Corona die Dresdner Schüler belastet hat
- Historisch, konservativ, grün: So sehen Dresdner ihre Stadt
- Warum ziehen so viele Menschen aus Dresden weg?
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