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SZ + Dresden

Rund 1.000 Geflüchtete kommen neu nach Dresden: Jeder 5. ist ein Kind

Stadt sieht sich bei der Unterbringung "an Belastungsgrenze". So ist die aktuelle Lage in Dresden.

Von Julia Vollmer
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Container für Geflüchtete am Sachsenplatz in Dresden.
Container für Geflüchtete am Sachsenplatz in Dresden. © René Meinig

Dresden. Sie flüchten aus Syrien, aus Venezuela und aus der Ukraine vor Krieg, Bomben und Verfolgung.

Dresden hat im Jahr 2024 bis Ende Juli insgesamt 1.008 geflüchtete Menschen aufgenommen und untergebracht, so das Rathaus. Von ihnen kamen 817 Personen im Kontext Asyl nach Dresden. 191 Menschen sind Geflüchtete aus der Ukraine. Der Großteil der Schutzsuchenden stammt aus Venezuela (36 Prozent), Syrien (20 Prozent) und der Ukraine (19 Prozent). Jede fünfte aufgenommene Person im Kontext Asyl war ein Kind, bei den Geflüchteten aus der Ukraine jede Vierte.

Wo werden die Menschen untergebracht?

Stand Ende Juli hat das Sozialamt insgesamt 4.329 Personen untergebracht. Aktuell stehen 14 Übergangswohnheime, sieben Standorte mit Mobilen Raumeinheiten, also Containern sowie Wohnungen zur Verfügung. Die Plätze der Stadt verteilen sich zu 67 Prozent auf Wohnungen (dezentrale Unterbringung) und 33 Prozent auf Wohnheime (zentrale Unterbringung).

Das Ziel der Stadt: Familien, alleinstehende Frauen und besonders schutzwürdige Geflüchtete wohnen vorrangig dezentral in Wohnungen, alleinstehende Asylbewerber grundsätzlich in Wohnheimen.

Nach aktuellem Stand wird die Landesdirektion Sachsen im Jahr 2024 weniger geflüchtete Menschen nach Dresden zuweisen als 2023. Sozialamtsleiter Christian Knappe: „Nach derzeitigem Stand rechnen wir mit insgesamt 1.650 aufzunehmenden Personen im Kontext Asyl sowie 300 geflüchteten Personen aus der Ukraine, die Dresden durch die Landesdirektion Sachsen 2024 zugewiesen werden.“

Bis zum Ende des ersten Quartals ging die Stadt Dresden in ihrer Planung noch von 2.200 Personen im Kontext Asyl sowie 300 Geflüchteten aus der Ukraine für das gesamte laufende Jahr aus.

Knappe muss aber auch einräumen, dass sich die Stadt "im Hinblick auf die Unterbringung und Versorgung von Asylbewerberinnen und Asylbewerbern mindestens seit Ende 2022 kontinuierlich an der Belastungsgrenze befindet." Aktuell könne Dresden aber die Unterbringungspflicht bedarfsgerecht und wirtschaftlich erfüllen.

Wer begleitet die Geflüchteten?

Die Geflüchteten werden durch Sozialarbeitende der Migrationssozialarbeit von Ausländerrat, Caritas , Afropa und SUFW , die im Auftrag der Stadt arbeiten, betreut und bei ihrer Integration in Dresden unterstützt. Freiwillige Helferinnen und Helfer können die Geflüchteten begleiten. Wer helfen will, kann sich direkt bei den Regionalkoordinatoren für die Migrationssozialarbeit melden. Die Kontakte sind unter www.dresden.de/msa zu finden.

Die Migrationssozialarbeit richtet sich sowohl an Geflüchtete als auch an Menschen aus ihrem Umfeld oder aus der Nachbarschaft. Migrationssozialarbeiter geben Geflüchteten etwa Tipps zur Bewirtschaftung der Wohnung, zu nachbarschaftlichem Zusammenleben, zu Integrationskursen, zu Möglichkeiten der Beschäftigung und zu Vermittlungsangeboten der Arbeitsagentur und zu Arbeitsgelegenheiten des Sozialamts. Zudem vermitteln Sozialarbeiter Kontakte zu Paten sowie Willkommensinitiativen, die Geflüchtete unterstützen. Außerdem gibt es interkulturelle Freizeitangebote wie zum Beispiel im Sport und in der Kultur. Die Sozialarbeiter sind gleichzeitig Ansprechpartner für Anwohner, Nachbarn sowie Freiwillige und verfügen über ein gutes Netzwerk zu Institutionen, Behörden und Unternehmen. Die kommunale Migrationssozialarbeit hilft und vermittelt, damit die Integration von geflüchteten Menschen in Dresden gelingt.

Engagieren sich Dresdnerinnen und Dresdner ehrenamtlich?

Für die sechs Asylunterkünfte in Containern, die Anfang 2024 in Betrieb gingen, haben sich viele Bürgerinnen und Bürger bei der Stadt sowie bei Vereinen gemeldet, um die Bewohnerinnen und Bewohner willkommen zu heißen und zu unterstützen.
Für die Einrichtung an der Industriestraße fand sich in der Mennonitischen Gemeinde ein Helferkreis von rund 30 Personen. Die Leitung hat das Ökumenische Informationszentrum übernommen.

Für die Einrichtung an der Windmühlenstraße bildete sich in der Evangelischen Kirchgemeinde Dresden Ost ein Helferkreis von mehr als 30 Menschen. Beide Gruppen starteten nach Willkommensfesten zahlreiche Aktivitäten wie z. B. Angebote zum Deutschlernen. Zur Unterstützung der Einrichtung an der Geystraße gründete sich bei der Strehlener Initiative KURSIV ein Helferkreis, der ebenfalls regelmäßig Aktivitäten für die dort untergebrachten Familien anbietet. In Gorbitz unterstützen Ehrenamtliche unter der Regie des Omse e. V. die Bewohner der Einrichtung am Altgorbitzer Ring. Der Verein Willkommen in Johannstadt engagiert sich für die Geflüchteten in der Einrichtung am Sachsenplatz. Aktuell engagieren sich in Dresden insgesamt über 1.000 Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich für Geflüchtete.