Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Dresden

Petition fordert Wiederaufbau der Dresdner Carolabrücke nach historischem Vorbild

Womöglich muss die Dresdner Carolabrücke komplett abgerissen werden. Das bietet die Chance für einen Neubau nach historischem Vorbild, fordern Petitionen. Haben die Chancen?

Von Dirk Hein
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
So sah die erste Carolabrücke aus, die in den Jahren 1892 bis 1895 errichtet und im Mai 1945 gesprengt wurde.
So sah die erste Carolabrücke aus, die in den Jahren 1892 bis 1895 errichtet und im Mai 1945 gesprengt wurde. © Sammlung Holger Naumann

Dresden. Mittlerweile geht die Stadt nach dem Einsturz von Brückenzug C der Carolabrücke davon aus, dass die komplette Brücke abgerissen und neu aufgebaut werden muss. Wie lange das dauert und was es kosten wird, kann nicht seriös bestimmt werden. Erste Schätzungen gehen von mindestens 100 Millionen Euro und einem Zeitraum von fünf Jahren aus.

Petitionen wollen Brücke von 1895 zurück

Auf der Internetseite der Landeshauptstadt finden sich mittlerweile zwei Petitionen, die fast inhaltsgleich den Wiederaufbau der Carolabrücke nach historischem Vorbild fordern. Eine Petition mit bisher über 140 Unterstützern zielt "auf einen kompletten Abriss der noch vorhandenen Brückenstruktur sowie einen Wiederaufbau nach historischem Vorbild" ab. Dabei sei es "klar und verständlich, dass die historische Brücke den Anforderungen des modernen Verkehrs und Schiffsverkehrs angepasst" werden muss.

Eine zweite Petition, die bisher von weit über 2.600 Menschen unterstützt wird, fordert ebenfalls, "den Wiederaufbau dieses Bauwerks nach dem historischen Vorbild der ersten Carolabrücke von 1895 zu planen und umzusetzen." In einem ersten Schritt soll dafür durch die Petition eine "umfassende Prüfung der Machbarkeit des Wiederaufbaus der Carolabrücke nach dem Vorbild der ersten Brücke von 1895 unter Berücksichtigung moderner statischer und verkehrstechnischer Anforderungen" angeschoben werden.

Unterstützung aus der Lokalpolitik

Generell werden die Petitionen im Petitionsausschuss der Stadt beraten. Stimmt eine Mehrheit der dort anwesenden Räte zu, müsste die Stadt dann zumindest in Prüfungen einsteigen. Unterstützt wird die Forderung nach einer "alten" Carolabrücke von der Dresdner AfD.

Deren Fraktionsvorsitzender Thomas Ladzinski sagt: "Wir unterstützen die Petitionen. Dresden sollte ernsthaft darüber nachdenken, diese Katastrophe dafür zu nutzen, Teile der Innenstadt städtebaulich neu zu ordnen. Dies beginnt mit der Carolabrücke." Über eine kleinere Carolabrücke, die nach historischem Vorbild aufgebaut würde, würde dann weniger Verkehr fließen, auch die St. Petersburger Straße könne verkleinert werden. Wichtige Voraussetzung dafür sei, dass der Verkehr über die Dresdner Innenstadtringe abfließen könne.

Denkmalschutz für moderne Carolabrücke

Seit 2022 steht die Dresdner Carolabrücke wegen ihrer "baugeschichtlichen, ortsgeschichtlichen und technikgeschichtlichen sowie städtebaulichen Bedeutung" unter Denkmalschutz. Mit ihrem ausgesprochen "modernen, einfachen und doch schönen Baustil" füge sie sich in das Dresdner Stadtzentrum ein und nehme Rücksicht auf dessen historische Bauten zu beiden Seiten der Elbe, insbesondere jene der Altstädter Silhouette.

"Mit ihrer enormen Länge war sie die größte Spannbetonbrücke der DDR und wohl auch eine der größten in Europa. Die Konstruktionsweise mit Spannbeton war seinerzeit äußerst innovativ und wurde bei der Carolabrücke mit einem hohen ästhetischen Anspruch verwirklicht. Die Brücke ist zudem ein bedeutendes Symbol für den Wiederaufbau der Stadt nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs" heißt es dazu aus dem Landesamt für Denkmalpflege.

Welche Folgen das für einen Wiederaufbau oder einen Ersatzneubau der Brücke hat, ist noch unklar. "Zum gegenwärtigen Zeitpunkt hat die Absicherung der Carolabrücke oberste Priorität. Erst wenn die Sachlage und das Schadensbild untersucht werden kann, können weitere Schritte gemeinsam mit der Stadt Dresden abgestimmt werden" sagt Sabine Webersinke, Sprecherin im Landesamt.