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Nach Starkregen in Dresden: Welche Schäden die Wassermassen hinterlassen haben

Bis zu 97,7 Liter Regen pro Quadratmeter sind am Sonntag in Dresden gefallen. Bäche sind über die Ufer getreten, doch durch Renaturierungen und Ausweichflächen konnten große Schäden vermieden werden. Trotzdem ist mehr Geld für Hochwasserschutz nötig, sagt das Umweltamt.

Von Kay Haufe
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Im Bett des Helfenberger Baches in Dresden haben sich Schlamm, Geröll und Äste angesammelt und blockieren zum Teil den Abfluss.
Im Bett des Helfenberger Baches in Dresden haben sich Schlamm, Geröll und Äste angesammelt und blockieren zum Teil den Abfluss. © Matthias Rietschel

Dresden. Den vergangenen Sonntagnachmittag vergisst kein Dresdner so schnell. Fast 100 Liter Regen sind in manchen Stadtvierteln am 18. August innerhalb von drei Stunden gefallen, fast wie im August 2002, wo auf den Starkregen Hochwasser folgte. Während die Feuerwehr Menschen per Boot von unter Wasser stehenden Bahnhofstreppen rettete, Hunderte Keller und geflutete Straßen abgepumpt wurden, sind die Schäden an den Gewässern der Stadt nun Stück für Stück erfasst worden.

Das Fazit des Umweltamtsleiters René Herold: "Es gab keine extremen Schäden, was am guten Hochwasserschutz und Unterhaltungszustand der Gewässer liegt. Aber wir müssen definitiv mehr machen." Die Schäden im Überblick.

Welche Schäden hat der Starkregen in Dresden hinterlassen?

Besonders im Dresdner Osten kam sehr viel Regen herunter. Die Messstation am Hosterwitzer Wasserwerk zeigte 96,5 Liter pro Quadratmeter an, die in Nickern 96 Liter. Der höchste Wert wurde mit 97,7 Litern auf der Weißeritzstraße in der Altstadt gemessen, während es in Coschütz "nur" 76 Liter waren, in Trachau sogar nur 39,6 Liter. "Insgesamt war der Dresdner Norden nicht so stark betroffen, weshalb zum Beispiel auch die Prießnitz nicht stark angeschwollen ist", sagt der Umweltamtsleiter.

Ganz anders sah es an anderen Dresdner Bächen und Gräben aus. Am Prohliser Landgraben und am Kaitzbach gab es Überschwemmungen. Der letztgenannte hatte Flächen im Großen Garten unter Wasser gesetzt.

Problematisch seien vor allem die massiven Geschiebe-, Schlamm- und Treibgutmengen bis hin zu ganzen Bäumen gewesen, die in die Gewässer geschwemmt wurden, sagt Herold. An den Elbhangbächen Friedrichsgrundbach und Helfenberger Bach gab es dazu noch massive Geröll- und Geschiebeabgänge aus den Talflanken, die Straßen und Bäche zuschütteten. Nun sollen die Bachsohlen wieder hergestellt werden.

Überschwemmt wurden auch der Schlosspark Pillnitz und der Große Garten. Auch der Sportplatz in Seidnitz wurde überflutet.

Der Sportplatz in Dresden-Dobritz war nach dem Starkregen vom Sonntag völlig überschwemmt.
Der Sportplatz in Dresden-Dobritz war nach dem Starkregen vom Sonntag völlig überschwemmt. © René Meinig

Was sind die Ursachen für die Schäden?

Der Großteil der Schäden seien laut René Herold vollgelaufene Keller und Tiefgaragen, in die das Wasser direkt über undichte Gebäudeöffnungen und -wände oder aufgrund von fehlenden Rückstausicherungen eingedrungen ist. "Die Überlastung des Kanalnetzes, das für solche großen Regenmengen gar nicht ausgebaut werden kann, führte vielerorts zu überfluteten Unterführungen." So an den S-Bahnhaltepunkten Zschachwitz, Niedersedlitz und Dobritz. Auch der Tunnel am Wiener Platz stand unter Wasser.

Hat der Hochwasserschutz funktioniert?

Ja, sagt der Umweltamtsleiter und verweist darauf, dass die gebauten Retentionsflächen zum Beispiel am Keppbach ihre Funktion perfekt erfüllt haben. Auch am Maltengraben im Dresdner Osten habe sich der Hochwasserschutz bewährt. "Seit wir 2006 das Hochwasserrückhaltebecken gebaut und zwischen 2015 und 2018 auch noch das Gewässer wieder in seine natürliche Tieflage legen und renaturieren konnten, sind keine Hochwasserprobleme mehr aufgetreten."

Der Ausbau hatte drei Millionen Euro gekostet. Der Maltengraben verlief früher künstlich auf einem Hochdamm. Der Erddamm war über 100 Jahre alt, marode und deshalb bei Hochwasser sehr störanfällig. Früher haben sich dort Überflutungen weit ausgebreitet. Auch am Hugo-Bürkner-Park hat der Hochwasserschutz funktioniert, weil sich der Kaitzbach dort weit ausbreiten konnte.

Doch so glimpflich Dresden bei den Bächen davongekommen sei, umso mehr müsse man weiter in die Pflege investieren. Denn Regenfälle dieser Art seien durch den Klimawandel vermehrt zu erwarten. "Das Starkregenereignis zeigt uns, dass auch in Zeiten knapper Kassen weiter in die Verbesserung der Gewässerinfrastruktur und vor allem auch in die Unterhaltung der erreichten Ausbauzustände, also in deren Pflege, investiert werden muss", sagt Herold.

Was kann jeder Einzelne tun?

Haus- und Grundstücksbesitzer sollten beispielsweise prüfen, ob die Rückstausicherungen richtig funktionieren. Helfen soll dabei das Beratungsangebot von Umweltamt und Stadtentwässerung Dresden zum klimaangepassten Bauen und Sanieren. Noch bis Ende 2024 kann man sich für kostenfreie Beratungen anmelden: www.dresden.de/inklibau

Dresdnerinnen und Dresdner können beim Aufbau der Wissensbasis zu solchen Extremereignissen helfen, wenn sie unter www.dresden.de/umfrage-starkregen ihre durch den Starkregen ausgelösten Schäden anonym melden.