Kurz sieht es so aus, als läge Gustav Rolka vorne - aber dann macht doch Niklas Schmidt das Rennen, ganz knapp. Dicht hinter ihnen: Leon Rößler. Alle drei lehnen ihre Rücken nach hinten, um Fahrt aufzunehmen: Ihre Rennfahrzeuge sind Bobbycars. Und die Rennstrecke, das ist die Louisenstraße. Denn die ist, zumindest vor der Dreikönigsschule, am Samstag für den Autoverkehr gesperrt.
Unter dem Motto "Louisenstraße autofrei" haben hier mehrere Dresdner Initiativen zum Protest aufgerufen. Oder besser gesagt: zum Fest. Denn in dem Gymnasium auf der Louisenstraße geht an diesem Tag das Beteiligungsverfahren zur Louisenstraße in die nächste Runde. Und vor der Schule wollen die Menschen zeigen, was alles möglich wäre, wenn die Straße einmal autofrei gestaltet wäre. Mit dabei sind zum Beispiel der Fuß- und Radentscheid, Verkehrswende Dresden und die Bürgerinitiative "Königsbrücker muss leben". Es gibt elektronische Musik, Seifenblasen, Straßenmalkreide, Picknickplätze.
Louisenstraße könnte Straße zum Begegnen werden
"Wir kennen uns gerade einmal seit 20 Minuten", sagt Gustav Rolka, der sich nach dem Rennen mit seinen beiden neuen Kumpels auf Sitzkissen mitten auf der Straße niedergelassen hat. "Das ist doch das perfekte Beispiel, wofür die Straße gut sein könnte - um sich zu treffen."
Dass die Straße in der Neustadt umgestaltet werden soll, hat der Stadtrat bereits 2019 beschlossen. Die Louisenstraße soll demnach lebendiger werden und als Bar- und Restaurantstraße mehr Aufenthaltsqualität haben, als bisher. Sie soll nachhaltiger und grüner gestaltet werden.
Im Schulgebäude hängen Infoplakate und dort stehen Modelle bereit. Die Anwesenden können erfahren, welche Ideen es bereits gibt. So stehen gerade zwei Modelle im Fokus: das Modell einer Quartiersstraße und das einer Begegnungszone.
Zwei Modelle für die Straße - beide weniger Autoverkehr als bisher
Ersteres meint, dass die Louisenstraße auf dem Abschnitt zwischen der Kamenzer und der Alaunstraße zur Einbahnstraße werden könnte. So soll Durchgangsverkehr vermieden werden, erklärt André Zschoge, Projektleiter der Stadt Dresden, den Interessierten. Das zweite Modell, die Begegnungszone, ist dem Autoverkehr gegenüber noch etwas restriktiver. Es sieht für den Straßenabschnitt vor, dass nur noch Lieferverkehr fahren darf. Die Straße könnte deshalb beispielsweise verschwenkt werden, um die Fahrzeuge weiter zu entschleunigen.
Auch ein drittes Modell können die Anwesenden inspizieren: Hier gibt es wieder zwei Fahrspuren. Dieses Modell würde bis zur Kamenzer und ab der Alaunstraße zum Einsatz kommen können.
Die Bürger können sich gleich auf zwei Wegen einbringen. Mit Klebepunkten wählen sie zum einen ihren klaren Favoriten der Modelle: die Begegnungszone, also das Modell mit noch weniger Autoverkehr.
Zum anderen gibt es in allen Modellen sogenannte Multifunktionsstreifen. Leerflächen, auf denen entweder Bäume wachsen könnten, Fahrradstellplätz oder Parkplätze eingerichtet werden oder eben Stühle für Bars stehen könnten. Mit Stickern dürfen die Anwesenden zeigen, wie es ihnen am besten gefallen würde.
Es soll noch eine weitere Runde der Bürgerbeteiligung geben
Mit einem überraschenden Ergebnis: "Vielen ist das Thema Parken gar nicht so wichtig", sagt André Zschoge. "Ich musste die Leute bei ihren Entwürfen fast daran erinnern, dass sie da zumindest darüber nachdenken sollten. Das war interessant, zu sehen."
Mit den Ergebnissen des aufwendigen Bürgerbeteiligungsverfahrens werden die Planer nun detailliertere Pläne entwerfen. Dass die Bürger bei dem Verfahren so intensiv eingebunden werden, soll am Ende Akzeptanz für das Ergebnis schaffen. Und auch nach dieser Runde soll es noch nicht vorbei sein, sondern erneut eine Bürgerbeteiligung geben.