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Dresdner Dampflokfest zwischen Bombenfund und Besucherstrom

Der Fund einer Weltkriegsbombe brachte den Plan des Dresdner Dampfloktreffens gehörig durcheinander. Kaum war das Sperrgebiet aufgehoben, kamen die Eisenbahnfans in Scharen. Warum der Verein nun um seine Zukunft bangt.

Von Juliane Just
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Zahlreiche Besucher ließen sich das 15. Dampflokfest in Dresden am Sonntag nicht entgehen. Am Samstag konnte das Fest aufgrund des Bombenfunds in unmittelbarer Nähe erst nachmittags starten.
Zahlreiche Besucher ließen sich das 15. Dampflokfest in Dresden am Sonntag nicht entgehen. Am Samstag konnte das Fest aufgrund des Bombenfunds in unmittelbarer Nähe erst nachmittags starten. © Christian Juppe

Dresden. Da steht sie, ganz in Rot. Einen Stern auf der Brust, darunter eine gelbe Linie. Eisenbahnfans kennen sie bestens, die "Taigatrommel". Im Ringlokschuppen des Eisenbahnmuseums steht sie an diesem Wochenende im Original. Für Walter Theisen ist sie das Herzstück, lässt sein Bahnerherz höherschlagen. Um sie zu sehen, ist er weit gereist.

Gemeinsam mit seiner Frau Heike ist Walter Theisen an diesem Wochenende aus Gladbeck im nördlichen Ruhrgebiet nach Dresden gefahren, um das 15. Dresdner Dampfloktreffen zu besuchen. Es ist eines der größten Dampflokfeste Deutschlands und lockt jährlich mehr als 10.000 Besucher auf das Gelände des ehemaligen Bahnbetriebswerks Dresden-Altstadt in der Zwickauer Straße. Auch das Verkehrsmuseum und der Hauptbahnhof, der 125 Jahre Bestehen feiert, waren mit im Boot.

Heike und Walter Theisen stehen vor der roten "Taigatrommel", bei deren Anblick vor allem sein Herz höher schlägt.
Heike und Walter Theisen stehen vor der roten "Taigatrommel", bei deren Anblick vor allem sein Herz höher schlägt. © Christian Juppe

Seit seinem achten Lebensjahr schlägt in Walter Theisen ein Bahnerherz. Alles begann mit einer Modelleisenbahn, die im Laufe der Jahre im Kinderzimmer wuchs. In der ersten eigenen Wohnung mit seiner Frau fand das Hobby zuerst Platz im Kinderzimmer. "So lange, bis die erste Tochter 1998 geboren wurde und die Modelleisenbahn in den Keller verfrachtet wurde", erinnert er sich und lacht.

"Mit der Taigatrommel zu fahren, wäre ein großer Traum"

Jahre später entdeckt er die großen Lokomotiven für sich, ist mehrmals Fahrgast. Als Elektromonteur macht er schließlich sein Hobby zum Beruf - und baut seit nunmehr 25 Jahren die Führerstände von Lokomotiven. Er kommt darüber ins Schwärmen, dass er schon in Führerkabinen von E-Loks und Dampfloks mitgefahren ist. "Und mit der hier zu fahren, wäre ein großer Traum", sagt Walter Theisen und zeigt auf die rote "Taigatrommel" im Dresdner Eisenbahnmuseum.

Jan Seider-Katzmann hat das Dampflokfest mit seinen Kindern Felix und Nathalie besucht. Alle drei sind große Lok-Fans und tüftelten Zuhause gemeinsam an Loks im Modell-Format.
Jan Seider-Katzmann hat das Dampflokfest mit seinen Kindern Felix und Nathalie besucht. Alle drei sind große Lok-Fans und tüftelten Zuhause gemeinsam an Loks im Modell-Format. © Christian Juppe
Zahlreiche historische Lokomotiven wurden am Dresdner Eisenbahnmuseum in Fahrt präsentiert. Doch nicht nur auf dem Festgelände, auch auf der Nossener Brücke tummelten sich viele Neugierige.
Zahlreiche historische Lokomotiven wurden am Dresdner Eisenbahnmuseum in Fahrt präsentiert. Doch nicht nur auf dem Festgelände, auch auf der Nossener Brücke tummelten sich viele Neugierige. © Christian Juppe
Etliche Dampflokomotiven hautnah erleben - das wollte sich auch Linda Tyrra (2.v.l.) mit dem dreijährigen Egon und sechsjährigen Oskar sowie Stephan Zückert und Freunden nicht entgehen lassen.
Etliche Dampflokomotiven hautnah erleben - das wollte sich auch Linda Tyrra (2.v.l.) mit dem dreijährigen Egon und sechsjährigen Oskar sowie Stephan Zückert und Freunden nicht entgehen lassen. © Christian Juppe

Zwei volle Tage rund um Dampflokomotiven hatten sich die beiden vorgenommen, doch der Fund einer Weltkriegsbombe in unmittelbarer Nachbarschaft verkürzte das Fest für sie auf einen Tag. Das Eisenbahnmuseum lag im Evakuierungsgebiet. "Wir haben uns kurzerhand entschieden, stattdessen die Elbschlösser-Tour mit dem Dampfschiff zu machen. Leider saßen wir auf dem Schiff, das liegenblieb", sagt Heike Theisen und schmunzelt. Es war ein turbulentes Wochenende auf vielen Ebenen.

Eisenbahnmuseum verliert wertvolle Stunden

Das würde wahrscheinlich auch Eckhard Strube als Chef des Dresdner Eisenbahnmuseums unterschreiben. "Am Samstag habe ich gedacht, es geht alles den Bach runter", sagt er. Nach zwei Corona-Jahren konnte das Dampflokfest wieder stattfinden, wurde aus Kostengründen von drei auf zwei Tage reduziert. Am Ende blieben nach Entschärfung der Bombe am Samstag nur noch wenige Stunden übrig, um das Dampflokfest zu feiern.

Wie viele Besucher dem Fest aufgrund des Bombenfundes fernblieben, kann Strube noch nicht abschätzen. "Es müsste aber am Sonntag überdimensional gut laufen, um den Verlust auszugleichen", sagt er. Ein Fest in dieser Größenordnung koste 200.000 Euro, die der veranstaltende Verein Interessengemeinschaft BW Dresden-Altstadt refinanzieren muss. Sind zu wenig Tickets verkauft worden, könne das existenzbedrohend werden. "Doch ich will noch keine Panik machen. Am Sonntag ist das Festgelände sehr voll gewesen, das lässt uns hoffen", sagt der Chef des Eisenbahnmuseums.