Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Dresden

Dresdens Zumba-Queen macht müde Körper und Köpfe munter

Die Liebe hat Onari aus Chile nach Dresden geführt, doch ihren Beruf konnte sie hier nicht ausüben. Stattdessen versprüht sie nun ihr Feuer beim Tanzen und steckt andere damit an.

Von Nadja Laske
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Zumba Gold: Onari Massiel Melián-Hoepping begeistert im Dresdner ASB-Begegnungszentrum "Wiesenhäuser" regelmäßig bewegungsfreudige Senioren.
Zumba Gold: Onari Massiel Melián-Hoepping begeistert im Dresdner ASB-Begegnungszentrum "Wiesenhäuser" regelmäßig bewegungsfreudige Senioren. © Sven Ellger

Dresden. Es dürfte ein Tag wie dieser gewesen sein, als Onari Massiel Melián-Hoepping zum ersten Mal durch Dresden fuhr: nass, trüb, lichtarm. Und dann dieses steinerne Ungetüm direkt an der Elbe. Grau und grob in der Form wie ein Elefant. Was sie sah, war der Erlweinspeicher - damals noch unsaniert und weit entfernt davon, ein schickes Hotel in A-Lage zu sein, so wie heute.

Dieser düstere Anblick geht der gebürtigen Chilenin nicht aus dem Gedächtnis. Als Architektin hat sie ein Auge für Formensprache und Bauweisen. Irgendwie faszinierte und erschreckte sie dieser Koloss.

Die Kunst des Bettenmachens

Während ihres Studiums hatte sie ihren deutschen Mann kennengelernt. Rasch kündigte sich das erste gemeinsame Kind an, und so entschloss sich das Paar, in seine Heimat Sachsen zu gehen. "Meine Schwiegermutter habe ich sofort ins Herz geschlossen und versucht, alles im Haushalt richtig zu machen, zum Beispiel das Bettenbeziehen mit Bezügen." In ihrer eigenen Heimat benutzte sie Laken und Decken in mehreren Schichten. Doch das neue Leben hielt Schwierigeres bereit als den Kampf mit der Bettwäsche.

"Mit meinem Beruf konnte ich hier nicht viel anfangen", sagt Onari. Architektur in Südamerika habe viel mit Holz zu tun, reagiere auf die Herausforderung Erdbeben und folge ganz anderen gesetzlichen Grundlagen als in Deutschland. Doch statt traurig darüber zu sein, lernte sie Deutsch, erkundete die Stadt und freute sich auf ihr erstes Kind. Trübsal zu blasen, passte nicht zu ihrer Frohnatur. Sie wurde den Dresdnern schon etwas zu geben haben, sagte ihr die Zuversicht.

Schließlich führte sie das Lernen der deutschen Sprache und das Lehren der spanischen an die Volkshochschule Dresden. "Ich bin heute noch dankbar, dass ich dort beginnen durfte, Kurse zu geben", sagt sie. Schlägt Onari ihren Kalender auf, leuchten die Spalten in verschiedenen Neonfarben und markieren Sprachkurse, Tanzkurse, Sportkurse an verschiedenen Orten der Stadt.

Zumba gehört auch dazu. "Als ich damit begann, wusste ich gar nicht, dass Zumba in Lateinamerika entstanden ist." Sie kannte es als sogenannte Balo Terapia, Tanztherapie, die Körper und Geist belebt. Ihre eigene Zumbalehrerin Siiri Jakubenko verehrt sie zutiefst. Sie hat ihr eine Welt geöffnet, von der sie nun mit Leidenschaft und hohem Ansteckungspotenzial vor allem Dresdnerinnen begeistert.

Onari Massiel Melián-Hoepping hat sich Dresden erobert und bringt pure Lebensfreude in die Stadt.
Onari Massiel Melián-Hoepping hat sich Dresden erobert und bringt pure Lebensfreude in die Stadt. © Sven Ellger

Dabei war der Start schwer. "Ich habe gedacht: Niemals werde ich eine richtige Zumbalehrerin!", erinnert sie sich. Denn als sie ihren allerersten Kurs in Vertretung gab, passierte das Schlimmste, das einem Kursleiter begegnen kann: "Kaum hatte ich begonnen, verließen einige Teilnehmerinnen den Kursraum!" Mit Choreografie und toller Musik, passendem Outfit, stundenlangem Training und jeder Menge Mut hatte sie sich vor die Gruppe gewagt - und dann so etwas. Wie grauenhaft!

"Ich bin sehr kritisch mit mir und hatte wirklich abgeschlossen. Aber ich war für einen weiteren Kurs gebucht und musste am nächsten Tag wieder antreten." Woher nahm sie die Energie für den zweiten Versuch? Und vor allem: Was hat Onari anders gemacht? "Ich habe alles Beiwerk beiseite gelassen und war einfach ich selbst!" Vielleicht half das Wissen, dass es nicht schlimmer und nur noch besser werden könne. Das ließ sie ruhig schlafen und am nächsten Tag erholt und entspannt an den Start gehen.

Zumba Gold für lebendfrohe Senioren

Heute bringt sie fast ohne Kostümierung Farbe, Flair und Faible in die Runde, ob die Teilnehmer nun jung oder älter sind, an der Volkshochschule mit ihr Beine, Hüfte und Schultern schwingen oder im ASB-Begegnungszentrum "Wiesenhäuser". Ihr Kurs dort heißt "Zumba Gold" und spricht ältere Damen und auch Herren an.

"Zumba bewegt in 60 Minuten den ganzen Körper in allen Rhythmen, die dazu gehören." Das sind Cumbia, Hip Hop, Reggaeton, Salsa, Merengue und Brazil Funk", erklärt Onari. Für jeden einzelnen Rhythmus gibt es vier Basisschritte, die rasch gelernt sind und nach ihrer Choreografie miteinander kombiniert werden.

Der sportive Tanz schult das Rhythmus- und Körpergefühl, fördert das Reaktionsvermögen, hilft dabei, besser Orientierung im Raum zu finden. So bringt es Körper und Geist in Schwung, funktioniert als Ausdauertraining und sorgt für Glücksgefühle.

Onari kann Zumba gar nicht genug loben. Als Fitnesstrainerin gibt sie High Intensiv Interval Training - ein hoch anspruchsvoller Sport aus Kraft- und Kardioübungen, der unbenommen reichlich Glückshormone in Wallung bringt.

60 Minuten komplettes Glück

Doch in den kraftvollen und leidenschaftlichen, spielerischen und doch systematischen Zumbastunden will sie jeden und jede mitreißen. Es wundert nicht, dass ihr Instagram-Account "onariflummiball" heißt. Dort gibt sie regelmäßig kleine Einblicke in die Zumbawelt. Onari lacht ihr ansteckendes Lachen und schwört: "Zumba macht mich einfach glücklich!"