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Kampf um Direktmandate: Wo in Dresden Kopf-an-Kopf-Rennen zur Landtagswahl erwartet werden

Am Sonntag entscheiden die Dresdner, welche acht Politiker für sie künftig als direkte Vertreter im Landtag sitzen. Ein Wahlkreis könnte entscheidend für eine Partei werden. Wo es knapp wird.

Von Andreas Weller
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Am Sonntag entscheiden die Dresdnerinnen und Dresdner, welche acht Kandidaten aus Dresden direkt in den Landtag kommen.
Am Sonntag entscheiden die Dresdnerinnen und Dresdner, welche acht Kandidaten aus Dresden direkt in den Landtag kommen. © Marco Klinger

Dresden. Die Dresdnerinnen und Dresden stimmen am Sonntag nicht nur mit darüber ab, welche Parteien im künftigen Landtag vertreten sind. Bei der Erststimme geht es darum, welche Personen direkt von ihnen in den neuen Landtag gewählt werden.

Dresden ist in acht Wahlkreise aufgeteilt. Damit geht es um acht Direktmandate für den Landtag - und in einem Wahlkreis sogar um einiges mehr. Dass die CDU in Dresden sämtliche Direktmandate holt, ist spätestens seit der vergangenen Wahl 2019 kein Selbstläufer mehr. Wo sich welche spannenden Konstellationen ergeben.

Wer ist im Norden von Dresden Favorit?

Der Mandatsinhaber im Wahlkreis Dresden 1 ist Christian Hartmann. Der Fraktionschef der CDU im Landtag gilt als Favorit, erneut das Direktmandat im Norden von Dresden zu holen. Das sieht auch das Berliner Portal Wahlkreisprognose.de so. Dort wird der Wahlkreis als "eher sicher für die CDU" eingestuft.

Härtester Herausforderer dürfte Hans-Jürgen Zickler von der als gesichert rechtsextrem eingestuften AfD werden. Bei der Kommunalwahl im Juni lag die AfD dort vor der CDU.

CDU-Fraktionschef Christian Hartmann liegt laut Prognose im Wahlkreis Dresden 1 vorn.
CDU-Fraktionschef Christian Hartmann liegt laut Prognose im Wahlkreis Dresden 1 vorn. © Archiv: Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Der AfD-Abgeordnete Hans-Jürgen Zickler ist der wohl härteste Herausforderer um das Direktmandat.
Der AfD-Abgeordnete Hans-Jürgen Zickler ist der wohl härteste Herausforderer um das Direktmandat. © René Meinig

Auf dem Portal werden die Wertungen als "Wahlkreistrends" bezeichnet. Dafür werden mehrere Faktoren miteinander kombiniert werden. Das sind aktuelle demoskopische Trends aus Befragungen, die Faktoren Sozialstruktur, Milieubindung, frühere Wahlergebnisse, Wahlmobilisierung, Stimmensplitting und Kandidateneffekte von der kommunalen Ebene an aufwärts.

Können die Grünen ihr Mandat in der Neustadt verteidigen?

Einer der zentralen Dresdner Wahlkreise ist der Wahlkreis Dresden 2. Mit Neustadt und Johannstadt erscheint dieser noch besser als bisher auf Thomas Löser zugeschnitten zu sein. Der Grünen-Abgeordnete hat dort 2019 das erste Direktmandat in Dresden geholt. Die Grünen setzen alles auf die Verteidigung des Mandats. Bei der Stadtratswahl im Juni lagen die Grünen in den Stadtteilen mit großem Abstand vor den anderen Parteien.

Es ist aber nicht der einzige Wahlkreis in Dresden, in dem die Grünen gezielt um Erststimmen für Direktmandate werben. 2019 holten die Grünen bei den Landtagswahlen in Sachsen drei Direktmandate, zwei davon in Leipzig. Mit Löser konnte zum ersten Mal ein Kandidat, der nicht für die CDU angetreten ist, in Dresden ein solches Mandat erringen.

Thomas Löser hat das bisher einzige Direktmandat für die Grünen in Dresden geholt und will es behalten.
Thomas Löser hat das bisher einzige Direktmandat für die Grünen in Dresden geholt und will es behalten. © Matthias Rietschel
Die Goldschmiedin Barbara Oehlke will für die CDU das Direktmandat zurückgewinnen.
Die Goldschmiedin Barbara Oehlke will für die CDU das Direktmandat zurückgewinnen. © Marion Doering

Laut dem Portal liegt Löser ganz knapp vorne, aber wie es dort heißt "eher unsicher für Grüne". Auch Barbara Oehlke (CDU) rechnet sich Chancen aus, das Mandat für die Christdemokraten zurückzuerobern. Die AfD dürfte aufgrund des Zuschnitts des Wahlkreises und anhand der bisherigen Wahlergebnisse dort eher geringe Chancen haben.

Verteidigt der Kultusminister sein Mandat im Südosten?

Als "eher sicher für CDU" wertet Wahlkreisprognose.de den Wahlkreis Dresden 3. Das würde bedeuten: Kultusminister Christian Piwarz verteidigt das Mandat in Leuben, Laubegast und dem Dresdner Hochland.

Kultusminister Christian Piwarz (CDU) will sein Direktmandat in Dresden verteidigen und liegt laut Prognose vorne.
Kultusminister Christian Piwarz (CDU) will sein Direktmandat in Dresden verteidigen und liegt laut Prognose vorne. © dpa
Der Landtagsabgeordnete Joachim Keiler ist der Herausforderer von der AfD.
Der Landtagsabgeordnete Joachim Keiler ist der Herausforderer von der AfD. © René Meinig

Aber auch Joachim Keiler (AfD) rechnet sich Chancen aus, bei der Kommunalwahl lag die AfD dort deutlich vor der CDU.

Holt die AfD in Prohlis ein Direktmandat?

"Zu früh, um Genaueres zu sagen", heißt es auf dem Portal für den Wahlkreis Dresden 4. In Prohlis und Seidnitz tritt CDU-Neuling Frank Kromer an, um das Mandat für seine Partei zu verteidigen. Sein größter Herausforderer ist der Dresdner AfD-Chef und zweite Landtags-Vizepräsident André Wendt.

Frank Kromer (CDU) geht laut Wahlkreisprognose.de als Favorit ins Rennen, die Ergebnisse von Juni sehen die AfD vorne.
Frank Kromer (CDU) geht laut Wahlkreisprognose.de als Favorit ins Rennen, die Ergebnisse von Juni sehen die AfD vorne. © René Meinig
Für die AfD kandidiert Dresdens AfD-Chef André Wendt und rechnet sich gute Chancen aus.
Für die AfD kandidiert Dresdens AfD-Chef André Wendt und rechnet sich gute Chancen aus. © René Meinig

Bei der Stadtratswahl lag die AfD in dem Gebiet sieben Prozentpunkte vor der CDU.

Wer hat in Striesen und Blasewitz die Nase vorn?

Zieht man die Ergebnisse der Stadtratswahl heran, liegt im Wahlkreis Dresden 5 die CDU knapp vor den Grünen - 19,7 zu 17,3 Prozent - und die AfD weitere gut zwei Prozentpunkte dahinter.

Der CDU-Abgeordnete Martin Modschiedler liegt in seinem Wahlkreis beim Direktmandat vorn.
Der CDU-Abgeordnete Martin Modschiedler liegt in seinem Wahlkreis beim Direktmandat vorn. © Sven Ellger
Eine Herausforderin ist AfD-Kandidatin und Abgeordnete Martina Jost.
Eine Herausforderin ist AfD-Kandidatin und Abgeordnete Martina Jost. © Sven Ellger
Die Grünen sehen Chancen für ihren Kandidaten Jacob Kempe und werben gezielt in diesem Wahlkreis.
Die Grünen sehen Chancen für ihren Kandidaten Jacob Kempe und werben gezielt in diesem Wahlkreis. © Grüne Dresden

Die Grünen werben dort gezielt für ihren Kandidaten Jacob Kempe, die CDU setzt auf den Landtagsabgeordneten Martin Modschiedler, der das Mandat verteidigen will. Die AfD geht mit der Landtagsabgeordneten Martina Jost ins Rennen.

Laut dem Internetportal ist der Wahlkreis "sicher für CDU".

Altstadt und Pieschen - eine besondere Konstellation?

Spannend ist die Konstellation im Wahlkreis Dresden 6 in mehreren Punkten. Bei der Kommunalwahl lagen dort die Grünen knapp vor AfD und CDU - aber auch die Linke holte dort eines ihrer stärksten Ergebnisse.

Dort tritt mit Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) ein politisches Schwergewicht an, um das Mandat zu verteidigen. Die Grünen rechnen sich auch aufgrund der Stadtratswahl Chancen aus und haben mit Valentin Lippmann einen erfahrenen Abgeordneten im Rennen. Für die AfD kandidiert die bisher eher politisch unbekannte Heike Winter.

Kulturministerin Barbara Klepsch möchte ihr Direktmandat für die CDU verteidigen.
Kulturministerin Barbara Klepsch möchte ihr Direktmandat für die CDU verteidigen. © dpa/Hendrik Schmidt
Valentin Lippmann möchte in dem Wahlkreis für die Grünen das Direktmandat holen.
Valentin Lippmann möchte in dem Wahlkreis für die Grünen das Direktmandat holen. © René Meinig
Für die AfD tritt Heike Winter an.
Für die AfD tritt Heike Winter an. © René Meinig
Überraschungssieger könnte aber auch André Schollbach für die Linke werden.
Überraschungssieger könnte aber auch André Schollbach für die Linke werden. © Die Linke Dresden

Außenseiterchancen rechnet sich auch die Linke mit dem Stadtrats-Fraktionschef André Schollbach aus. Das liegt auch daran, dass das BSW dort keinen Direktkandidaten stellt und BSW-Wähler wohl eher keinen Grünen-Kandidaten wählen wollen. Hinzu kommt, dass Piraten und die Partei Die Partei ausschließlich auf Zweitstimmen setzen, keine Direktkandidaten stellen. Die Partei Volt tritt gar nicht zur Wahl an. Zusammen hatten diese drei Parteien bei der Kommunalwahl rund zehn Prozent der Stimmen - deutlich mehr als in vielen anderen Wahlkreisen.

Sollte ein großer Teil der Wählerinnen und Wähler aus Altstadt, Pieschen, Johannstadt und Strehlen Linke wählen, könnte Schollbach in dieser Konstellation am Ende den Wahlkreis knapp gewinnen. Das wäre zudem quasi der sichere Einzug für die Linke in den Landtag. Denn der Leipziger Wahlkreis mit Juliane Nagel gilt als relativ sicher für die Partei. Mit zwei Direktmandaten wäre die Linke sicher im Landtag, selbst wenn sie die Fünf-Prozent-Hürde nicht erreicht.

Damit und mit der Aussicht auf weniger Sitze für die AfD im Landtag wirbt eine Initiative gezielt in diesem Wahlkreis. Das Portal sieht das Mandat "eher sicher für CDU".

Wer holt das Mandat im Dresdner Westen?

Im Wahlkreis Dresden 7 läuft alles auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU und AfD hinaus. Die Prognose-Seite wertet den Dresdner Westen als "eher unsicher für CDU", also liegt die CDU nur sehr knapp vor der AfD.

Für die CDU kandidiert Felix Hitzig, ebenfalls ein neuer Landtagskandidat. Die AfD tritt mit dem ehemaligen Stadtrat Matthias Rentzsch an. Die AfD lag im Dresdner Westen bei der Stadtratswahl knapp sechs Prozentpunkte vor der CDU.

Felix Hitzig (vorn) will als Newcomer das Direktmandat für die CDU verteidigen.
Felix Hitzig (vorn) will als Newcomer das Direktmandat für die CDU verteidigen. © René Meinig
Herausforderer von der AfD ist Matthias Rentzsch.
Herausforderer von der AfD ist Matthias Rentzsch. © privat
Auch Holger Zastrow rechnet sich Chancen auf das Direktmandat aus.
Auch Holger Zastrow rechnet sich Chancen auf das Direktmandat aus. © dpa

Aber noch eine Person denkt, den Wahlkreis direkt gewinnen zu können - Holger Zastrow, der für das Team Zastrow antritt.

Läuft es auf ein Dreikampf im Wahlkreis Dresdner Süden hinaus?

In Löbtau, Plauen und Südvorstadt, also den Stadtbezirken, die den Wahlkreis Dresden 8 bilden, könnte es ebenso eng werden. Bei der Kommunalwahl lagen dort AfD und CDU nahezu gleichauf, knapp davor aber die Grünen. Letztere gehen mit Stadtrats-Fraktionschefin Agnes Scharnetzky ins Rennen, die sich gute Chancen ausrechnet und gezielt auch um Erststimmen wirbt.

Ingo Flemming will für die CDU sein Mandat verteidigen und liegt laut Wahlkreisprognose.de mit "eher sicher für CDU" vorn. Für die AfD kandidiert Stadtrat Christian Pinkert.

Der Landtagsabgeordnete Ingo Flemming (CDU) kämpft um den Wiedereinzug in den Landtag per Direktmandat.
Der Landtagsabgeordnete Ingo Flemming (CDU) kämpft um den Wiedereinzug in den Landtag per Direktmandat. © Christian Juppe
Für die AfD tritt Stadtrat Christian Pinkert an.
Für die AfD tritt Stadtrat Christian Pinkert an. © PR/AfD Dresden/privat
Stadtrats-Fraktionschefin Agnes Scharnetzky möchte gerne das zweite Grüne Direktmandat in Dresden holen.
Stadtrats-Fraktionschefin Agnes Scharnetzky möchte gerne das zweite Grüne Direktmandat in Dresden holen. © Marion Doering

"Wir kämpfen in jedem Dresdner Wahlkreis auf Sieg", gibt Dresdens CDU-Chef Markus Reichel die Richtung vor. "Wir erhalten im Wahlkampf viel Zuspruch und sind sehr engagiert. Selbstverständlich geht die Stärke der AfD nicht an uns vorbei. Aber wir wollen alle acht Direktmandate in Dresden holen."

Die AfD rechne sich durchaus gute Chancen in mehreren Wahlkreisen in Dresden aus, sagt Dresdens AfD-Chef André Wendt.

Die Grünen kämpfen um mindestens zwei Direktmandate, sagt Dresdens Parteichef Klemens Schneider. "Wir gehen davon aus, dass wir mit Thomas Löser ein Direktmandat in Dresden gewinnen, und sind optimistisch, mindestens ein zweites Mandat zu holen", sagt Schneider.